Manchmal glaube ich wirklich, da oben hat es jemand auf mich abgesehen. Was soll denn das? Ich gebe gestern meinen Wintermantel in die Reinigung, und wache heute Morgen zu fast 20 cm Neuschnee auf? Es schneit nun schon den ganzen Tag, und kein Ende in Sicht. Na, das kann ja morgen heiter werden. Rush-Hour, Schneechaos und unsere Seitenstraßen werden nicht geräumt. Und mein russischer Mitbewohner steht immer noch nur mit Boxershorts und T-Shirt in der Küche. Ok, soviel für heute. Morgen geht’s ums Ganze!
Mittwoch, 29. Februar 2012
Dienstag, 28. Februar 2012
Schrim, Charme und Pumps
Heute habe ich mich dann wieder in die Öffentlichkeit getraut und gleich mal eines meiner Büro-Outfits spazieren geführt. Größtenteils um dessen Wärme und Lauftauglichkeit zu testen. Ergebnis? Die Pumps werden in den ersten Tagen noch gegen meine Stiefeletten eingetauscht, sonst sterbe ich schon auf dem Weg ins Büro den Heldentod. Mit Strumpfhosen und Rock ist es zwar noch ein bisschen kühl, aber die völlig verdatterten Anzugträger in der U-Bahn waren das bisschen frieren schon wert.
Außerdem habe ich den Weg zum neuen Arbeitsplatz ausgekundschaftete. Das passt alles. Und mir noch eine Maniküre gegönnt. Und für morgen einen Friseurtermin gemacht. Jetzt muss eben alles noch schnell gemacht werden. Außerdem ging heute mein Wintermantel in die Reinigung. Nach endlosem Tragen und Dreck von mindestens 5 Weltkulturerbetempeln ist das nötig, bis ich damit im Büro aufschlage. Die Reinigung ist direkt neben unserem Haus. Da kennt man sich.
Freitag, 24. Februar 2012
Krank. Was sonst?
Ich bin krank. Was 6 Monate in Kyôto nicht geschafft haben, schafft Tôkyô in 3 Tagen. Aber gut, habe mir Medizin besorgt und werde den Rest des heutigen Tages im Bett verbringen.
Am Mittwoch habe ich die Umgebung von Nakano Station unsicher gemacht, wo es in Laufdistanz viele nette Läden gibt. Darunter eine Ladenpassage, die sich Broadway nennt und wirklich eigentlich alles zu bieten hat, was Man(n) so braucht. Unter anderem einen Mandarake über 4 Etagen o.O Und sehr furchteinflößende nakte Puppen. Wobei mir nicht die Puppen selbst (obwohl sehr gruselig), sondern eher die Kunden in dem Geschäft Angst gemacht haben (nur Männer >.<°)
Und gestern war ich in Harajuku. Leider hat sich das Viertel seit meinem letzten Besuch doch stark verändert. Die unzähligen kleinen Modegeschäfte mit ausgefallenen Stil sind einer ganzen Menge großen Einkaufstempeln gewichen, wie man sie auch sonst überall in Japan findet. Ganz abgesehen von den ausländischen „Aufreißern“, die versuchen einen in ihren „ganz tollen Laden“ im Hinterhof zu ziehen. Nein, die Hauptstraßen von Harajuku sind wirklich nicht mehr so das wahre. Aber ich habe noch ein paar Nebenstraßen mit super Hutgeschäften gefunden. Und einen T-Shirt Laden, der seine T-Shirts an einer Art Laufband am Schaufenster entlang fuhr. Sehr schick. Die wartenden Massen von Japanerinnen stehen übrigens an einem Cafe an, dass in der Gegend berühmt ist.
Heute habe ich auch mein erstes längeres Erdbeben in Tôkyô erlebt. Hat mich einige Sekunden gekostet, die Verbindung von „Das Haus wackelt…. Warum wackelt das Haus?“ zu „ERDBEBEN!“ zu machen. Zum Glück ist nix kaputt gegangen. Übrigens kann ich hier nirgends Kamillentee auftreiben. Somit werde ich mich wohl einfach mit diesem ominösen japanischen Pulvers des Japanischen Apthekenfachangestellten (hier ist ja nix verschreibungspflichtig, irgendwie) für die Nacht wappnen. Hoffentlich geht das vor nächstem Donnerstag noch weg.
Dienstag, 21. Februar 2012
Und es wurde Licht.
Auf meinem heutigen Streifzug durch das Viertel habe ich einen Book OFF (gebrauchte Bücher, Manga ect.) gefunden –GEFÄHRLICH- eine große Anzahl von Bento Shops, Supermärkten und einen kleinen 100 Yen shop. Außerdem gingen im Postamt meine Altlasten gleich zurück nach Kyôto. Ich bin dann noch nach Shinjuku gefahren und habe mir eine Lampe gekauft. Mein Zimmer hat nämlich wirklich nur die Deckenbeleuchtung und einen Schalter an der Tür, also brauche ich ein Leselicht am Bett. Die hat mich zum Glück nicht die Welt gekostet.
Mit der Firma habe ich auch noch einmal gesprochen. Ich werde am 1. März zusammen mit allen anderen neuen Mitarbeitern der Firma an einer Einweisung teilnehmen, und danach geht’s los. Erste Infos zur Kleiderordnung gibt es auch schon. Anzug ist zwar nicht Pflicht, aber Jeans und Turnschuhe sind unerwünscht, deswegen wird es wohl für mich doch beim Anzug bleiben. Man muss ja nicht jeden Tag das Sakko mitnehmen. Die Küche/das Wohnzimmer sind sehr gemütlich. Ich habe mir da heute nach getanem Einkauf ein leckeres Frühstück gemacht und dabei ferngesehen. Ein Hoch auf verrückte japanische Gameshows.
PS: Das sind meine drei Hürden ;P
Montag, 20. Februar 2012
Umzug geschafft
Ich bin heil in Tôkyô angekommen. Auch wenn ich jetzt dummer weise noch ein paar Altlasten mit mir rumschleppe.
In den letzten Tagen habe ich mehrere Kisten nach Hause geschickt, mein Fahrrad verkauft, ein Fresspaket für die zurückbleibenden Deutschen in Kyôto gepackt, Britt meinen kleinen Koffer zur Aufbewahrung gegeben, das erste Mal schneebedeckte Pagoden gesehen und heute schlussendlich noch mein gesamtes Zimmer auf Hochglanz poliert.
Außerdem habe ich heute eine Kiste nach Tôkyô geschickt mit all‘ den Sachen, die beim besten Willen nicht mehr in meinen Koffer gehen wollten. Für knapp 15 Kilo Kiste musste ich dann bloß 10 Euro bezahlen. Warum kann das nach Deutschland nicht genauso wenig kosten? Wenigstens konnte ich durch den speziellen Buchversand (Danke nochmal für den Tipp, Josi!) eine ganze Menge Geld sparen.
Heute heißt es dann irgendwann endlich Koffer krallen und auf nach Tôkyô. Leider bin ich da aber schon so im Zeitstress, dass ich vergesse, meine Schlüssel abzugeben. Na gut, werden die eben morgen mit der Post zurückgeschickt. Aber mein Koffer! Was für ein Ungetüm. Ich glaube, ich habe ihn „leicht“ überpackt. Als ich ihn damals mit 20 Kilo auf Flughafennorm ausgereizt hatte, konnte ich ihn noch gut hochheben und tragen. Heute geht das nicht mehr.
Und dann der Umstieg am Tôkyôer Bahnhof, mindestens 20 Treppen runter, während mir eine der zierlichsten Japanerinnen, die ich je gesehen habe, hilft. Dann gibt es natürlich an meiner Haltestelle ebenfalls keinen Aufzug und keine Rolltreppe, also muss sich der Zugbegleiter (der leichtsinnig einer armen blonden Ausländerin helfen wollte) knapp 40 Stufen die Treppen hochquälen.
Das Büro meiner Immobilienmakler ist schnell gefunden, der Vertrag unterschrieben und ich wieder um eine ganze Stange Geld ärmer. Dann wird einer der armen Mitarbeiter losgeschickt, mich einzuweisen und mit mir die Zimmerabnahme zu machen. Was auf den Bildern nicht ganz so zu sehen war: Das Haus liegt im zweiten Hinterhof einer Nebenstraße, ist nur über eine Huckelpiste zu erreichen, besitzt eine extrem steile Treppe nur zur Eingangstür und dann nochmal eine Art Eisenleiter in den dritten Stock, wo sich mein Zimmer direkt IM Dachboden befindet. Ich lebe also jetzt auch mit schrägen Wänden (Gruß an meinen Bruder und sein altes „Kinderzimmer). Zu meinem Glück (und seinem Unglück) gebiete es die Höflichkeit, dass der Immobilienmakler mir den Koffer bis ins Zimmer trägt. So kann ich also zwar behaupten, einen unsagbar schweren Koffer von Kyôto nach Tôkyô geschleift zu haben, doch zumindest immer genug Glück an strategischen Stellen für eine helfende Hand gehabt zu haben.
Mein Zimmer ist ziemlich groß. Leider gibt es kein Bettgestell, sondern nur eine auf dem Boden liegende Matratze. Dafür aber eine große Kommode, zwei Fenster, eine Dachluke und ein großer Kleiderschrank schon mit Bügeln. Ich habe auch schon die ersten Mitbewohner kennen gelernt. Mark (Russe) und ein Japaner.
Die Küche ist typisch WG- zugestellt, eigentlich schon überfüllt und etwas dreckig. Aber nicht übermäßig. Und das Bad ist sauber, das ist doch schon ein Anfang. Außerdem gibt es anscheinend einen Putzdienst, der die Gemeinschaftsräume jede Woche säubert.
Bei meinem kurzen Abstecher in die Nachbarschaft zwecke Abendbrots habe ich auch gleich einen (für mich) sehr gefährlichen Laden gefunden. Eine japanische Kette, die sich auf FLEISCH spezialisiert. Und zwar in Ausländergrößen. Da habe ich heute zum ersten Mal in Japan ein großes Steak, Schweinshachsen und Würste gesehen. Sehr gefährlich, das. Aber wahrscheinlich werden mich die hauseigenen Treppenstufen schon von zu viel Shopping abhalten. Wie das allerdings wird, wenn ich nach 10 Stunden auf Pumps nach hause komme und noch den Fujisan besteigen muss, bevor ich mich hinlegen kann, das weiß ich nicht.
Donnerstag, 16. Februar 2012
Kimono aus zweiter Hand und Steckbriefe
Vergib mir Mama, denn ich habe eingekauft. Aber… ich habe eine Ausrede. Jedenfalls eine halbe, soweit mir Sarah bestätigen kann. Es gibt ein Second Hand Kimono Geschäft in Shijô. Das heißt, die Kimono der letzten und vorletzten Saison werden dort von den Frauen hingebracht und für viel weniger verkauft, als das in den anderen Geschäften der Fall ist.
Ich meine: Ein Kimono für 30 Euro, ein Obi für 10 und ein Unterkimono auch für 10, plus passende Schnüre, Bänder und alles ebenfalls reduziert vorhanden. Da kann ich doch nicht einfach so „Nein!“ sagen. Und ob ich so einen Laden nochmal auf meinen Reisen finde… Natürlich GIBT es bestimmt solche Läden in Tôkyô und all‘ den anderen Städten, die ich noch bereisen möchte, aber ob ich sie FINDE, ist die andere Frage. Gut, nun habe ich genug Ausflüchte für meinen andauernden Kaufrausch gegeben.
Es ist vollbracht, ich habe eine gesamte Kimono Ausstattung, nur die Geta fehlen mir noch. Aber die kann ich auch noch woanders aufsammeln. Außerdem hatten sie in dem Geschäft auch eine Reihe von Hochzeitskimono, Kimono für verheiratete Frauen, Kimono für unverheiratete Frauen, Kimono für heiratswillige Frauen… und auch für Männer, so ganz nebenbei.
Beim Packen bin ich jetzt auf ein mittelschweres Problem gestoßen. Mein Dämonenpfeil ist zu lang! Er passt in keine meiner Kisten und kann nur diagonal im Koffer ganz verstaut werden. Aber ich will ihn auf keinen Fall immer mit mir rumschleppen. Außerdem fällt die Kiste, die ich eigentlich auf den Seepostweg nach Hause schicken wollte, schon auseinander, wenn ich sie nur ein paarmal schief anschaue. Also werde ich mir morgen noch ein paar neue Kisten besorgen müssen.
Wenigstens hat die Firma sich heute endlich wirklich dazu bekannt, dass ich am ersten März planmäßig und ohne Visumsänderung bei ihnen arbeiten darf. Im selben Telefonat wollen sie wissen, ob sie jedem Mitarbeiter eine Nachricht zukommen lassen dürfen, dass ich bald in der Filiale arbeite. Ok, meine ich, und bin schon etwas verwirrt. Als nächstes kommt die Frage, ob in dieser Nachricht auch ein Foto von mir sein dürfte. Ich atme aus und bejahe ebenfalls. Und ob man auch Informationen über meinen beruflichen Werdegang, meine Schulausbildung und meine Qualifikationen aus dem Lebenslauf in diese Nachricht schreiben dürfte?
So langsam entsteht vor meinem geistigen Auge ein Steckbrief, so eine Art „Hütet euch vor dem Ausländer, der bald hier her kommt“ Flyer, den sich dann jeder Mitarbeiter an den Bildschirm pinnt. Wahrscheinlich bewerte ich das etwas zu zynisch, aber das Ganze fühlt sich ziemlich komisch an. Kann sein, dass das in Japan so üblich ist. Wir werden sehen, was passiert.
Mittwoch, 15. Februar 2012
Lampen,,, LAMPEN
Mann, ist das wieder kalt geworden. Und regnerisch. So hatte ich mir meine letzten Tage in Kyōto nicht vorgestellt. Aber, nörgeln macht das Wetter auch nicht besser. Ignorieren leider auch nicht.
Letzteres musste ich schmerzhaft feststellen, als ich mich am Valentinstag aufmachte, um ein köstliches chinesisches Essen zu genießen. Jin hatte uns alle eingeladen, und nachdem er über das ganze Semester immer wieder so leckere selbstgemachte Mittagessen hervorzaubern konnte, sind wir dieser Einladung natürlich gerne gefolgt. Wir, das umfasst meine Wenigkeit, Sarah, Lea, Chalin und Naoe. Und Lea hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, ihre Küche zur Verfügung zu stellen. Ganz uneigennützig natürlich und überhaupt nicht aus dem Grund, dass ihr Fahrrad abgeschleppt wurde und sie nirgendwohin laufen wollte.
Jedenfalls konnte ich mich beim Verlassen des Hauses dafür entscheiden (A) etwa eine Stunde ohne Schirm durch den strömenden Regen zu fahren oder (B) mit dem Schirm zu laufen und möglicherweise wichtige Teile des Essens zu verpassen. Mein Magen siegt natürlich über den Verstand und so kam ich schließlich pitschnass in Leas Wohnheim an. Die Tatsache, dass es genau in dem Augenblick aufhörte zu regnen, in dem ich mein Fahrrad abstellte, kann ich nur als Murphy’s Law interpretieren. Außerdem haben die Straßen in Leas Wohnsiedlung keine Namen. Frechheit, sowas!
Das Essen wird dann aber ein voller Erfolg und wir schlagen uns mit allerlei chinesischen Köstlichkeiten den Bauch voll. Zum Nachtisch gibt es Käsekuchen und Schokolade.
Heute besuche ich mit Sarah zusammen einen Kunsthandwerksflohmarkt, der jeden 15. Tag des Monats an einem nahegelegenen Tempel abgehalten wird. Und entgegen früherer Erfahrungen mit Tempelflohmärkten, ist dieser nicht ganz zu monoton und außerdem nicht überteuert.
Ich kann mich einigermaßen zusammenreißen, bis ich an einen Stand mit Papierlampen komme. Diese sind so schön, dass ich mich nicht schnell genug entfernen kann, bis mich der Verkäufer bereits ein Gespräch verwickelt hat. Die Lieblingslampe ist schnell gefunden, aber sie ist mit 6,500 Yen weit über dem Budget, was ich mich für den heutigen Tag gesetzt habe.
Nach einiger Konversation und unserer Beteuerung, dass wir nur ganz arme Studenten wären, sinkt der Preis auf 5,500 Yen. Als ich immer noch – wenn auch mit etwas weniger Gegenwehr- den Kopf schüttele, soll ich ein Gegenangebot machen. Ich ringe, und rechne und ringe nach Luft, bevor ich mit meinem absoluten Höchstpreis für diesen Tag -4000 Yen- herausrücke.
Er sträubt sich, geht auf 5000 Yen und bedeutet, dass dies das Ende der Fahnenstange sein wird. Ich ringe wieder mit mir, komme aber schnell zu dem Ergebnis, dass 4000 Yen wirklich meine Höchstgrenze sein wird, jedenfalls für heute. Ich versuche die Situation zu retten, in dem ich nach seinem Laden frage, der doch sicher in der Gegend sei. Nein, einen Laden gäbe es nicht, er produziere diese Lampen selbst, mache das Papier selber und auch die Holzummantelung. Nach einigen weiteren Minuten fasse ich schweren Herzens die Entscheidung, weiterzugehen, und bedanke mich noch einmal mit einer Entschuldigung beim Händler.
Als dieser merkt, dass wir wirklich weiterziehen, schmeißt er die Hände in die Luft und akzeptiert meinen Preis von 4000 Yen. Ich bin völlig überrascht und stehe wenige Minuten später mit einer sicher in Luftkissenfolie eingewickelten Papierlampe auf dem Flohmarkt, während Sarah nur fragt, wo ich so feilschen gelernt hätte.
Außerdem lernen wir an einem weiteren Stand eine Japanerin kennen, die uns fragt, ob wir Deutsche sind. Im folgenden Gespräch lernen wir, dass sie im März ein paar Wochen nach Deutschland fahren will und dafür noch ein paar deutsche Vokabeln und Redewendungen lernen möchte. Sie möchte übrigens nach Hamburg. Nach einer netten Unterhaltung verabreden wir uns alle drei zum Tandem am Samstag, in einem Cafe in Shijō.
Abonnieren
Posts (Atom)