Donnerstag, 29. Dezember 2011

Comiket: Ein Heldenepos


Es ist 5 Uhr morgens. Mein Wecker klingelt und ich verfluche mich selbst. Gestern Abend, als ich ganz ruhig und entspannt noch im Hoteleigenen Outdoor Onsen saß, hatte sich das alles noch so einfach angehört:

Ich stehe um 5 Uhr auf, fahre um 6 Uhr mit dem Zug zur Tôkyô Big Sight und warte dann dort von 6 Uhr 30 bis 10 auf die Eröffnung der Messe. Im Winter. Direkt am Hafen. Auf einer künstlich angelegten Insel. OMG!

Aber was muss, das muss. Und was ist schon eine Angina gegen 6 Stunden puren Kaufrausch. Also ziehe ich so ziemlich alles aus meinem Kleiderschrank übereinander an, gebe meinen Koffer in der Lobby ab und mache mich auf den Weg.

Dann der erste Schock. Sie teilen die Menschenmassen bereits am Bahnhof in Wartende für die Ost- und Wartende für die Westhalle, sodass aus dem gemeinsamen Warten und Aufpassen von Britt und mir nix wird.  Ich mache mich deswegen alleine auf in Richtung Osthalle, wobei der Begriff „allein“ etwas irreführend ist. In einer riesigen Menschentraube schiebe ich mich vorwärts und kann nicht mal die Hinweisschilder zu beiden Seiten des Fußwegs sehen.

Wir werden- wie es sich anfühlt- einmal um das ganze Areal herum geführt, über mehrere Ampelkreuzungen, was die lange Schlange in handlichere Portionen teilt. Schlau sind sie schon, die Japaner ^.^.

Nach zwanzig Minuten Fußmarsch, kommen wir auf einem riesigen Parkplatz an, auf dem Menschen in Parzellen unterteilt auf dem Boden sitzen. Bei geschätzten 5 Grad! Aber gut, wir laufen entlang der Reihen und werden schließlich gestoppt. Die Ordnungsjapaner (im Folgenden nur noch OJ genannt) umschwärmen meine Gruppe und wiederholen wie im Mantra „Gehen sie LANGSAM weiter!“. Wir werden in eine leere Parzelle geleitet und dann kommt der befürchtete Satz: „Und jetzt alle hinsetzen!“.

Mami! Ich will nicht 3 Stunden auf einem eiskalten Steinboden sitzen. Doch OJ 307 bleibt hart und mein Hintern auf der Plastiktüte. Also, wenn das mit der Japanologie nix wird, werde ich Klappstuhl-Verkäufer auf der Comiket. Bereits nach 30 Minuten würde ich mein halbes Budget für einen ausgeben.

Ich vertreibe mir die Zeit mit letzten Notizen auf meinen Exel-Listen (Ja, ich habe Exel- Listen, und farbig markierte Hallenkarten mit Pfeilen zu den korrespondierenden Tabellen. Wie gesagt, ich will den Tag überleben!). Außerdem werden Mailabsprachen mit Britt gehalten: Ja, hier ist es auch kalt. Um 8 Uhr 30 werden die Schlangen zum Eingang geführt und dieses oder jenes Dôjinshi (von Fans gezeichnete Comics zu einem existierenden Material) musst du mir aus deiner Halle unbedingt besorgen.

Langsam kommt Bewegung in die Leute und wir dürfen endlich aufstehen. Dann sollen die ersten in den Eingangsbereich der Halle gelassen werden, also die Leute, die bereits am längsten warten.  Und da kommt auch schon der nächste Schock. Es ziehen Heerscharen von Japanern an uns vorbei. Anscheinend waren auf unserem riesigen Parkplatz nur die Wartenden von 6 Uhr 30 bis 7 Uhr 30 untergebracht. Weiß der Teufel, wann die ersten hier aufgeschlagen sind!

Um kurz vor 10 wird dann auch meine Parzelle in den Strom eingereiht. Und so alle vorher im Kontrollieren der Massen waren, jetzt versagen die OJ doch. Einmal im Strom in Richtung Eingang, drückt und schiebt alles vorwärts, ohne Rücksicht auf Verluste.

Und dann ist es geschafft. Ich stehe in der Osthalle, während alle anfangen zu klatschen. Die Jagt ist eröffnet. Die große Tüte mit griffbereitem Portemonnaie in der linken, die Tabellen in der rechten Hand, atme ich noch einmal tief durch und jage durch die Hallen. Todesmutig wird gedrängt, gesucht und gekauft, was das Zeug hält. Leider kann ich euch von den Hallen kaum Bilder zeigen, da das Fotografieren überall strengstens verboten ist. Einmal, um keine Staus zu verursachen, andererseits, um die Anonymität der Besucher/Verkäufer/Zirkel zu wahren. Deswegen nur ein paar heimliche Bilder. Cosplayer darf man in den Hallen auch nicht knipsen und mit etwas nachdenken, ist das auch verständlich.

Wenn bei der halben Millionen Besucher, die sich täglich durch die Hallen quetschen, auch nur ein paar Hundert an wichtigen Stellen irgendwen fotografieren wollen, kommt der gesamte Verkehr zum Erliegen. Deswegen treffen sich die Cosplayer auf einem Areal vor den Hallen, wo es außerdem einen Springbrunnen und Parkanlagen für nette Motive gibt. Leider habe ich diesen Platz erst relativ spät gefunden, und deswegen weniger Fotos schießen können.

Als ich gegen 11 Uhr 30 nochmal meine Runde durch die Hallen mache, sind die meisten Stände bereits leer. Ein Großteil der Zirkel können nur mit einer geringen Auflage ihrer Werke in Vorkasse gehen und sind deshalb schnell ausverkauft.

Ich treffe gegen 12 Uhr Britt und wir finden an einen Stand für Sherlock Homes Dôjinshi zwei Halbjapanerinnen. Mit ihnen geht es nochmal kurz in die Westhalle zu den Spielbasierten Dôjinshi und gegen 14 Uhr bin ich eigentlich bedient. Die Füße platt, die Zehen immer noch erfroren und noch  9 Stunden totzuschlagen, bis mich mein Nachtbus zurück nach Kyôto bringen soll. Man kann also sagen, meine Stimmung ist nicht die Beste, während Britt immer noch quietsch fidel um mich rumturnt. Doch Britt wäre nicht Britt, wenn sie mein Wehklagen nicht vollständig ignorieren würde. Also machen wir uns gemeinsam auf die Suche nach dem Cosplay Park und tauschen vorher noch Mail-Adressen mit unseren neuen Bekanntschaften aus.

Die Messe wird übrigens vollständig in Volontärarbeit von Fans für Fans organisiert. Und an manchen Dingen merkt man, die die einfachsten Ideen zu einer guten Strategie werden können. So sind zum Beispiel einige Zirkel und Dôjinshi beliebter als andere. Diese werden aber nicht in die Mitte, sondern an die Ränder der Halle gesetzt, damit sich Schlangen zur Not auch aus den Flügeltüren raus um die Hallen herum bilden können. Doch wie soll man wissen, für welches Dôjinshi man in welcher Schlange ansteht, wenn diese doch ziemlich lang werden können? Ganz einfach! Der letzte in der Reihe bekommt ein Pappschild mit dem Bild des Buches in die Hand, und wenn sich ein Weiterer anstellt, bekommt er das Schild zum Hochhalten. So ist an jedem Schlangenende klar, worum es geht.

Außerdem werden die extrem Pornographischen Comics ebenfalls an die Ränder verbannt. Was diese Zirkel dazu veranlasst, die Wände hinter ihnen mit riesigen Plakaten ihrer Zeichnungen zuzukleistern. Ein Beispiel ist auch als Foto dabei. Neuster Fund in der Kategorie „Oh mein Gott, warum nur?“ sind übrigens sternförmige… Nippel.  -___- Oh, Japan…

Gut, doch zurück zu den Cosplayern. Endlich auf dem Cosplay Areal angekommen finden wir viele süße Japanerinnen, einige Japaner die vollständig zu Japanerinnen geworden sind (Siehe den weiblichen Firefox) und leider auch eine Gruppe, die wir einfach fotografieren mussten, weil das Grauen keinen Namen hat.

Ohne Witz, diese Gruppe (bei den Fotos wohl recht eindeutig zu erkennen), fand es anscheinend richtig, Hitler samt Gefolge und Waffen darzustellen. Nachdem wir die Truppe eine Weile mit offenem Mund angestarrt haben, ist also dieses Foto entstanden. Für manche Dinge gibt es keine Entschuldigung, und keine Worte.

Auf den Schreck kommt ein Anruf von Lisa (eine der beiden Halbjapanerinnen von früher), die uns mit ihrem Zirkel in Odaiba (die künstliche Insel, auf der wir uns Befinden) zum Essen einlädt. Den Treffpunkt zu finden, gestaltet sich jedoch schwierig, da Britt mir alle 20 Meter halb, und alle 100 Meter ganz verloren geht. Diese Frau wird einfach von allem abgelenkt ;)

Doch irgendwann ist es geschafft und wir machen uns auf ins Restaurant. Und was für eins! Ein All you can eat Buffet mit Schokoladenbraunen. Schokoladenbrunnen!!! Als wir uns also hinsetzen und bereit sind, das Buffet zu entern, wird mir klar, dass ich seit heute Morgen halb 6 nichts mehr gegessen oder getrunken habe. Also lebt mein Körper seit circa 12 Stunden von einer Banane und einem Glas Wasser.

Doch bevor mir meine Mum die Leviten liest, das habe ich schließlich nicht ohne Grund getan.  Die Toilettensituation in und um die Messe ist einfach so grausig, dass man unter ein bis zwei Stunden anstehen nirgendwo an eine Toilette rankommt, und in der Schlange am Eingang durfte ich meinen Platz schließlich auch nicht verlassen. Also haue ich bei diesem Buffet rein, was das Zeug hält. Mmmmmm Schokolade…. ^.^y

Unsere Gruppe ist übrigens wirklich außergewöhnlich. Lisa, die Halbjapanern, 4 gestandene Office Ladies in ihren 40gern, die seit knapp 25 Jahren jedes Jahr die Comiket besuchen und Dôjinshi zeichnen, und wir zwei Deutschen. Wir bekommen die Geschichte der Comiket erzählt, und erfahren, was sich in den letzten Jahren alles geändert hat. Außerdem werden Funde verglichen und Seriendebatten geführt. Nach dem Essen besuchen wir alle gemeinsam dann noch ein Gamecenter, dass nach einem Vorbild aus den 90gern modelliert ist und machen Purikura.

Es ist jetzt 22:25 Uhr und ich sitze am Tôkyôer Hauptbahnhof, auf meinen Nachtbus wartend. Meine Füße sind platt, ich bin furchtbar müde, aber diesen wundervollen Tag werde ich so schnell nicht vergessen. Danke an Britt, die mich zwar meistens in den Wahnsinn treibt, aber ohne die ich heute bestimmt nicht so viel Spaß gehabt hätte. (Danke auch für die Tardis Socken!), und all die verrückten Japaner. Meine Funde werden später fotografiert und online gestellt ;)

Nachtrag (14:24 Uhr, Freitag): Ok, das mit der Heimfahrt war nicht so prickelnd.  Nachdem ich bei der Hinfahrt zwei Sitze für mich hatte und gut schlafen konnte, saß ich diesmal neben einer Frau, die die Hälfte der Nacht gehustet hat, und mir bei jeden kleinen Bewegung ihren Ellenbogen in die Seite gerammt hat.  Ich habe keine Auge zubekommen und musste deswegen zuhause erst mal ein paar Stunden Schlaf nachholen. Es gibt auch noch einen Ordner bei den Fotos, von meinem vorherigen Tag in Tôkyô. Ich war größtenteils auf der Ginza und auf der Straße für Restaurantbedarf unterwegs. (wo ich mir hätte einen Klappstuhl kaufen sollen >.<)

Montag, 26. Dezember 2011

Comiket WAAAAA!


Ich habe Weihnachten überlebt. Es war bestimmt nicht immer einfach, oder stressfrei, oder entspannt, aber wessen Weihnachten ist das schon?

Am 24. Konnte ich mich morgens bereits über ein Überraschungsgeschenk freuen. Mein Bruderherz hat mir ein Video von meinem kleinen Neffen geschickt, weil er bei unseren letzten Skypegesprächen immer geschlafen hat. Der kleine ist aber auch soooooo goldig. Gut, nachdem das Video einige Male gelooped wurde, musste ich auch schon meine Sachen einpacken und zur unserer Weihnachtsfeier fahren. Denn ich hatte in einem temporären Zustand des Wahnwitzes Rotkraut mit Äpfeln und Knödel versprochen. Und besonders letzteres musste eben frisch gemacht werden.

Auf also in Richtung Gojô, und auf dem Weg dahin finde ich noch eine Packung Roché, die mitgenommen werden will. In Saras Haus bestaunen erstmal alle neidisch ihr großes Wohnzimmer, während ich nur zweifelnd auf dem Gaskocher schaue. Na das kann ja heiter werden. Obendrein hat Sara nur einen Topf, also kann ich entweder das Rotkraut oder die Klöße kalt werden lassen. Aber gut, zunächst soll das Rotkraut durchziehen und ich kriege nach leichten Anfangsschwierigkeiten (ok Gasherd… Gasherd… wie ging das nochmal?) endlich auch etwas Hitze unter den Topf. Langsam köchelt also alles vor sich hin, und auch die Knödel können irgendwann gekocht und schließlich abgeschreckt (heiß…heiß…HEIß!) werden, während die anderen Gäste eintreffen.

Mein Essen geht wieder erwarten weg wie warme Semmeln, und ich muss mich beeilen, überhaupt noch einen Knödel abzubekommen. Danach geht es an das Verteilen der Secret Santa Geschenke. Ich hatte einen unserer Chinesen gezogen und mir einen Spaß daraus gemacht, seinen Pilzanhänger (Super Mario) in ein silbernes Schmuckkästchen zu packen. Die großen Augen und danach die Erleichterung in seinen Augen war’s wert. Und danach wird die ganze Party etwas ominös, denn irgendjemand findet in einer Schublade eine Flasche Whiskey. Die wird natürlich gleich gekostet und plötzlich ist sie auch schon leer. Dann kam von dem billigen Sakeladen nebenan noch eine Whiskey Flasche und Retrospektive ist es erstaunlich, dass ich den Heimweg erstens gefunden und zweitens ohne Unfälle überstanden habe.

Danach gilt es kurz zu Schlafen um dann gegen 2 Uhr früh Bescherung via Skype mit der ganzen Familie zu feiern. Meinem kleinen Neffen (diesmal wach!) inklusive. Ich freue mich, dass allen ihre Geschenke gefallen haben und beobachte diesmal belustigt aus der Ferne, wie die Berge an Tüten und Einpackpapier immer größer werden.

Der Sonntag plätscherte dann vorbei mit ein wenig Aufräumen, nochmal Skypen mit der Familie und schließlich ist nun auch der Montag fast vorbei. Zum Glück sind die letzten Stunden Unterricht recht friedlich über die Bühne gegangen und die Lehrer haben sogar Jô schnarchen lassen und ihn nicht aufgeweckt. Außerdem hat es heute geschneit. Nur ein paar Flocken, die sofort wieder weggetaut sind, aber immer hin.

Heute Abend habe ich dann aus reiner Neugier mal ein paar Guides zu der Mangamesse gelesen, zu der ich morgen Abend fahre. Und bin fast aus den Latschen gekippt. Man soll keine Brillen tragen, weil sie in der Hitze ständig anlaufen würden, sich eine Nasenklammer gegen den Schweißgeruch mitnehmen, einen Schlachtplan mit Prioritätenliste für die Stände machen, die man unbedingt erreichen will, sich ein Clipboard mitbringen um darauf die Karte zu befestigen, damit sie nicht vom Schweiß durchweicht wird und und und…. (Mammi!!!!  

Der nächste Schreck, für den Schlachtplan braucht man den Katalog mit allen Ständen/Zeichnern, die auf der Messe anwesend sein werden, und den muss man kaufen. Aber um wirklich nach Sachen suchen zu können, braucht man die DVD Version, die ich nicht abspielen kann. Himmel hilf! Nebenbei kommt noch raus, dass Britts Hostel 15 Kilometer von der Messe entfernt liegt und somit nicht mal annähernd in Laufdistanz. Also buche ich mir kurzentschlossen noch ein Hotel in der Nähe, dass mich zum Glück nur 10 Euro mehr kostet und dafür ein Einzelzimmer 10 Minuten vom Gelände entfernt liegt. Anscheinend habe ich da wirklich Schwein gehabt, alle anderen Hotels waren nämlich schon lange ausgebucht.

Aber gut, die Katalog DVD wird also im Internet besorgt und runtergeladen, und dann geht mit Britt via Skype das suchen los. Sie besitzt nämlich den Papierkatalog. Schnell finde ich etwas 20 Stände, die ich unbedingt besuchen will, für Britt sind es fast so viele, aber in einem anderen Gebäude. Das ganze Gelände ist in 2 Gebäude unterteilt, deren Wechsel einen bei dieser Messe ungefähr eine Stunde kosten wird. Also muss man sich schon ganz genau überlegen, wo es hingehen soll. Britt wird wohl im Westen (Westbau) nach ihren Videospiel Dôjinshi (von Fans gezeichnete Comics) und ich im Osten (Ostbau) nach meinen Sachen schauen. Wie es halt mal wieder klappt ;-) Aber einige Sachen von mir sind in ihrem Gebäude, einige von ihr in meinem, also werden wir uns wohl per Handy verständigen müssen. Obwohl, die Funkbelastung soll auf der Messe so stark sein, dass das Handynetz der Gegend zusammenbricht. … … Mami… Worauf habe ich mich da nur eingelassen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Messe nur von 10 bis 16 Uhr geöffnet ist, wir also nur ein relativ kurzes Zeitfenster haben, um alle Dinge zu besorgen, die wir wollen. Aber ich habe schon ein paar… Funde… im Katalog gemacht:

Ein tolles WoW Dôjinshi von einem Zirkel der sich „More DOT’s“ nennt.

Ein Dôjinshi mit Mario, Link und Snake.

Batman Dôjinshi *nuff said*

Und natürlich ganz viel japanische Serien, die ich aaaaaaaaaalle haben möchte ;)

Freitag, 23. Dezember 2011

Guten Morgen und Fröhliche Weihnachten alle miteinander.


Nun ist die Weihnachtszeit fast vorbei, aber ich kann sie noch etwas länger feiern. Einmal hat der riesige Zeitunterschied mal was gutes ;)

Gestern bin ich abends mit einer Freundin aus der Deutschklasse in Ôsaka verabredet gewesen. Angekommen, treffe ich noch 2 weitere Freundinnen von ihr und *tusch* Herrn Otsuki ;) Ihr erinnert euch noch? Der Superphilosoph mit unglaublicher Schreibfähigkeit aber leider einer sehr langen Leitung in jeder mündlichen Konversation. Das kann ja lustig werden. Wie gehen auf den Weihnachtsmarkt und sofort habe ich das Gefühl, auf jedem x-beliebigen Weihnachtsmarkt in Deutschland zu sein. Unendliche Menschenmassen, alles schiebt und zerrt nur so vor sich hin, exorbitante Preise und aller möglicher Tant von Madroschkas über Schwippbögen bishin zu Glühwein.  Oh, und Plauener Spitze auf 100% Polyester….

Wir haben uns alles angeschaut, einander mindestens dreimal verloren aber sehr viel Spaß gehabt. Danach sind wir noch indisch essen gegangen. Ich sehe mich schon mit Tränen in den Augen unter den Tisch sinken, und versuche das ungefährlichste Gericht auf der Karte zu bestellen. Die anderen haben anscheinend keine Hemmungen und bestellen munter dreimal geschärftes indisches Curry.

Knapp 10 Minuten später wird dann klar, dass anscheinend keine von uns vorher Indisch gegessen hat. Während ich nur versuche mich schnell durch das scharfe Fleisch zu arbeiten und es mit viel Reis strecke, nehmen die anderen erstmal einen großen Löffel Curry ohne alles. Und husten sogleich um die Wette. Als nächstes versuchen  sie die Schärfe mit einem Glas Wasser runter zu spülen. Ich bestelle schnell ein Glas Milch, bevor mir noch einer vom Stuhl kippt und dann versuchen alles sich so gut wie möglich durch ihr Curry zu arbeiten. Ich habe unglaublich viel Spaß und wirklich das Gefühl, mich mit ihnen völlig normal in Japanisch unterhalten zu können. Wir haben viel gequatscht, gelacht und uns nach überstandenem Hauptgang noch mit einem Dessert belohnt.

Leider gibt es bei all der guten Stimmung noch einen Wermutstropfen. Evoniks hat sich natürlich nicht wie verabredet diese Woche gemeldet. Langsam wird diese Sache wirklich ärgerlich. Ich muss wissen, ob und wie dieses Praktikum über die Bühne gehen wird, damit ich mich gegebenenfalls nach etwas anderem umschauen kann, bevor sie mich hier aus dem Wohnheim schmeißen.

Aber heute Morgen habe ich noch überraschend ein Weihnachtsgeschenk bekommen. Danke an Thomas und Kristin, ihr habt mir ein riesiges Grinsen aufs Gesicht gezaubert. Soooooooo süß!

Jetzt werde ich alle Sachen für die Weihnachtsparty einpacken, nochmal die Rezepte nachschlagen und dann auch schon in Richung Gôjô radeln.

Montag, 19. Dezember 2011

Salami- und Leberwurstdiebe


Verdammt, da hat irgendeiner der lieben Hunde beim Zoll doch zu wenig zu fressen gekriegt, und sich dann ausgerechnet auf mein Paket gestürzt. Ergebnis? Sie haben eine Salami und eine Leberwurst gefunden. Oh nein, ich könnte damit ja die Weltherrschaft an mich reißen oder unschuldige Japaner vergiften wollen. Also wird das ganze verbrannt, wie mir heute per Brief mitgeteilt wurde. Aber… aber… meine Leberwurst! Wie können sie nur? Naja, ich konnte nur leise weinen und angeben, dass ich den Rest des Pakets trotzdem bekommen möchte.

Außerdem habe ich mich heute in klirrender Kälte auf die Suche nach einem neuen Fahrrad gemacht. Bei dem ersten Fahrradhändler wollten sie mir 26.000 Yen abknöpfen, eine Stunde Fußmarsch später war ein Fahrrad für 6000 Yen zu haben, aber irgendwie sah das wirklich nicht mehr verkehrstüchtig aus. Vor Kälte bibbernd ging es also noch eine weitere halbe Stunde durch den eisigen Wind, wobei ich irgendwann meine Beine nicht mehr gespürt habe, aber am Ende ein Fahrrad für 40 Euro mein Eigen nennen konnte. Es hat einen größeren Gepäckträger als mein altes und fährt sich super. Außerdem habe ich heute meine Nachtbusfahrten nach Tôkyô gebucht. Der Reisebüromensch erkannte mich gleich wieder und hat mir die günstigsten Preise rausgesucht. Hinfahrt also am 27. Um 23 Uhr und Rückfahrt dann am 29. auch um 23. Uhr. Das heißt, ich werde den ganzen 29. auf der Messe zubringen und mich dann abends völlig fertig in den Bus werfen…. Inclusive 8 Stunden Fahrt. Aber was tut man nicht alles für sein Hobby.

Außerdem habe ich heute meine Kontodaten für das Stipendium im International Office hinterlegt. Frau Mori hat mich gleich gefragt, wann ich denn aus Tôkyô wiedergekommen bin. Danke für den Wink mit dem Zaunpfahl, es ist mir schon klar, dass hier jeder alles weiß. Ich habe heute auch meinen letzten Test nachgeschrieben und bin damit offiziell nicht mehr hinterher. Nun gibt es nur noch die regulären Tests für die letzte Unterrichtswoche in diesem Jahr… oh, und den 26. Dezember, denn er ist auch noch ein regulärer Unterrichtstag. Wenigsten haben wir den 23. frei, weil der Tennô so freundlich war an diesem Tag auf die Welt zu kommen. ;)



  

Sonntag, 18. Dezember 2011

Und wenn du denkst es geht nicht mehr…


… kommt von irgendwo ein Lichtlein her… oder eben mehrere Tausend. Heute Abend bin ich nach Ôsaka zu einem netten Abendessen mit einer Freundin aus dem Deutschkurs und ihren alten Schulkameraden verabredet.  Auf dem Weg zum Bus in Richtung Kawaramachi (von dort geht es dann mit dem Zug weiter nach Ôsaka), sprechen mich zwei Koreaner an und fragen nach dem nächsten großen Buchladen. Ich erkläre ihnen, dass es in der Nähe keinen gibt, aber sie mit mir den gleichen Bus nehmen könnten, um zu einem zu gelangen. Das ist ihnen aber anscheinend zu umständlich, also winken sie kurzerhand ein Taxi herbei, verfrachten mich mit in selbiges und bedeuten mir dann, dem Taxifahrer den Weg zu erklären. Ich versuche mich von dem ersten Schreck zu erholen, erkläre dem Taxifahrer die Strecke (wobei der nun wieder völlig verwirrt ist, weil anstatt der zwei asiatisch aussehenden Mitfahrer ausgerechnet der offensichtliche Ausländer Japanisch spricht) und wir fahren los. Zum Glück ist der Buchladen in der Nähe meines Ziels, sodass ich mich nicht weiter über die halbe Entführung aufrege sondern auch noch die Busfahrkarte spare. Direkt vor dem Buchladen setzt uns das Taxi dann ab, die beiden bedanken sich und ziehen von dannen. Na schön, jeden Tag eine gute Tat, oder so.

Ich schmeiße mich als nächstes zum ersten Mal in einen normalen japanischen Zug nach Ôsaka und bekomme gleich alle wichtigen Japan-Zug-Erlebnisse auf einer Fahrt präsentiert: Eine Japanerin schläft ein und ihr Kopf fällt auf meine Schulter *check*, ein Japaner setzt sich neben mich und versucht immer ganz „zufällig“ irgendwo hin zu grapschen.  (Was er dann hat sein lassen, nachdem ich ihm ebenfalls ganz zufällig meinen Ellenbogen in die Magengegend gerammt habe.

In Ôsaka angekommen, finde ich zum Glück schnell den Treffpunkt und werde von 4 Mädchen und zwei Kerlen umringt. Na das nenn‘ ich mal eine gute Mischung. Wir gehen in ein Hawaiianisches Restaurant und danach noch zur Luminare, wo ich endlich wieder Bilder von typisch „Japanischen“ Weihnachtsbeleuchtungen schießen kann. Dieses Jahr gewinnt … der Weihnachtsdelphin!

Ich habe eine wirklich super Zeit und kann mit jedem der sechs irgendwann auch mal alleine quatschen, erfahre viel, kann ungezwungen reden und fühle mich wirklich pudel wohl. Die Leute in Ôsaka sind halt doch etwas herzlicher ;)