Freitag, 8. Juni 2012

Post-Geburtstag


Ich möchte euch an meinem Geburtstag mal einen kurzen Abriss meiner letzten Tage liefern.

Ich habe mich mit meiner ehemaligen Haushälterin getroffen. Wir haben uns für Stunden unterhalten, und sie hat mir immer wieder versichert, wie sehr sich mein Japanisch in den letzten Monaten verbessert hätte. Sie weiß anscheinend, was man Austauschstudenten am Ende sagen muss. Außerdem hat mich meine Professorin zusammen mit den beiden Mädchen zum Essen eingeladen. Wir sind zu einem Sushiladen mit Touch-Screen gegangen. Die beiden Mädels fanden das natürlich ganz toll, und haben ständig mehr Sushi bestellt. Außerdem haben sie mir zwei selbstgemalte Porträts meiner Wenigkeit geschenkt. Zuckersüß. Und außerdem habe ich einen teuren Fächer bekommen.

An den Sonnentagen bin ich nach Inari gefahren. Der Schreinkomplex hat unendlich viele rote Torii, die alle von Familien oder Firmen gestiftet wurden. Ich habe mal wieder den kleinsten Nebenpfad genommen, und fand mich plötzlich in einem riesigen Bambuswald wieder. Das war ein Erlebnis! Die biegen sich im Wind wirklich furchteinflößend in alle Richtungen. Der Weg hat mich über fast überwucherte Schreine und Grabmäler bis zum Gipfel des Berges geführt. Weil, eine Woche ohne ungeplante Bergbesteigung ist nicht ausgefüllt. Leider hatte ich nur meine Sandalen an! Und kurze Hosen. Also konnte ich am Ende des Tages im Badehaus ganze 12 neue Mückenstiche zählen. Aber ich habe eine Krankenschwester an ihrem freien Tag getroffen, und mich lange mit ihr unterhalten.

Gestern habe ich ungeplant in meinen Geburtstag reingefeiert. Meine Mitbewohnerin hatte einen französischen Schweizer Couchsurfer, und mit dem sind wir noch „einen“ trinken gegangen. Aus dem „einen“ Drink wurde dann eine durchzechte Nacht in allen möglichen Bars von Shijô. So kam es, dass ich auf den Straßen Kyôtos 22 wurde. In Begleitung eines betrunkenen französischen Schweizers und einer noch betrunkeneren chinesischen Amerikanerin. Highlight: Eine völlig verdunkelte Bar im 2. Stock des Hinterhofs. Einzige Lichtquelle waren einzelne Kerzen.

Mein Geburtstag selbst war dann durchwachsen. Ich bin nach Nara gefahren und habe die Rehe gefüttert. Abends haben wir in der WG französische Zwiebelsuppe gemacht. Und dann bin ich mit meine Mitbewohnerin und zwei französischen Schweizern völlig in einer Karaokebar versackt. Ich kann nur Gott und der Welt danken, dass wir es zurückgeschafft haben. All you can Drink von 11 bis 5 Uhr morgens. Ich vertrag ja ein bisschen was, aber irgendwann ist bei mir auch Feierabend. Und irgendwo auf dem Rückweg muss ich umgeknickt sein. Mein Knöchel ist angeschwollen und ich kann nicht laufen. Super >.< Egal, wird alles wieder. Irgendwie muss das.

Sonntag, 3. Juni 2012

Kyôto-Back home


Ich bin wieder in Kyôto angekommen und habe die letzten Tage mit Ausruhen, Shopping und Freunde treffen verbracht. Gestern haben wir als Einzugsparty für einen unserer Studienkollegen eine Gyôza Party gemacht und selbst die kleinen Teigtaschen mit allerlei Dingen gefüllt. Heute habe ich mich mit Britt in Ôsaka getroffen. Wir haben DenDen Town (das Akihabara des Südens) unsicher gemacht, Eis gegessen, sind mit dem Riesenrad gefahren und haben uns bei all dem noch nicht mal einen Sonnenbrand geholt. Die Tage rennen nur so.

Donnerstag, 31. Mai 2012

Zurück in Kyôto


Heute habe ich mir wirklich die Morgenzeremonie angetan. Um 5:55 Uhr. Doch die Mönche haben im ganzen Tempel schon seit 4 Uhr krach gemacht, also ist an Schlaf sowieso nicht zu denken. Die Zeremonie ist wunderbar, 10 Mönche, die Sutren singen sind schon wirklich etwas ganz einmaliges. Leider heißt diese Zeremonie aber auch, dass ich eine ganze Stunde auf im Kniesitz zubringen muss. Mit mir zusammen nehmen als Zuschauer noch ein Besuchermönch und eine ältere Dame teil. Während der Mönch und ich Kraft unserer Wassersuppe einige Probleme haben, die ganze Zeremonie auf Knien zuzubringen, bleibt die Frau starr und eisern ohne eine einzige Bewegung sitzen. Das nenne ich mal hart im nehmen! Nach der Zeremonie setzt sich ein Mönch zu uns und erzählt uns noch eine sehr nette Geschichte. Ich mache mich dann gegen 8 auf den Weg zu den zwei letzten Stätten meiner Liste. Als erstes geht es wieder bis zum Eingang Kôya-sans, wo ein Tempel für Frauen steht. Wir weiblichen Wesen waren den Mönchen nämlich anscheinend überhaupt nicht geheuer, und durften lange Zeit die heiligen Stätten überhaupt nicht betreten. Diese Tempel wurden an allen Eingängen des Kôya-san errichtet, um den Frauen einerseits einen alternativen Ort des Gebets zu geben, und andererseits sicher zu stellen, dass sich wirklich kein weibliches Wesen in die Anlage schlich.

Außerdem besuche ich die Grabmäler vom dritten Reichseiniger Tokugawa Ieyasu und seines Sohns. Beide sind nun nicht wirklich spektakulär, da eingezäunt und versteckt.

Zurück in meinem Übernachtungstempel werde ich von gleich 10 jungen Mönchen begrüßt, die alle meinen Koffer aus dem Zimmer tragen wollen. Wie soll das denn jetzt funktionieren? Am Ende setzt sich einer durch und die anderen begnügen sich damit, am Eingang auf uns zu warten. Bei meinem Auszug aus… dem Tempel schaue ich noch einmal zurück und sehe alle Mönche kniend auf den Eingangsstufen betend. Ob die ihren Tempel von dem Gaijin reinigen oder für meine sichere Heimkehr beten, wird für immer ihr Geheimnis bleiben. Nett sind sie trotzdem alle gewesen.

Die Weiterfahrt nach Kyôto ist strapaziös. Mit dem Bus zu Kôyasan-eki, mit der Kabelbahn runter zum Fuß des Berges, mit dem Zug nach Hashimoto, von Hashimoto nach Shinimamiya, weiter nach Ôsaka, und dann endlich mit dem Zug nach Kyôto. Die Reise ist vor allem deswegen stressig, weil die Rolltreppen-etiquetten-Linie direkt durch Kyôto Hauptbahnhof verläuft. Nördlich von Kyôto (also in Tôkyô und Hokkaidô), stellen sich die Personen auf die linke Seite der Rolltreppe, während rechts von ihnen die Ungeduldigen vorbei hechten. SÜDLICH und in Kyôto (also auch Großraum Ôsaka), stehen die Menschen auf der RECHTEN Seite, während links die Leute laufen. Mit einem Riesenkoffer in der besten Rushhour ist nicht der Zeitpunkt, um die richtige Etiquette der betreffenden Station herauszufinden. Stress pur!

In Kyôto werde ich zum Glück von Sarah in Empfang genommen. Es kommt mir vor, als wäre ich endlich zuhause. Auch wenn es schwülwarm ist. Wir gehen zu meiner Vermieterin, besichtigen mein neues Zimmer, essen israelisches Essen (lecker!), kaufen das nötigste ein und gehen dann in das öffentliche Badehaus des Viertels. Jetzt werde ich mich erst einmal etwas entspannen.

Mittwoch, 30. Mai 2012

Kôya-san


Ok, der heutige Eintrag wird etwas kürzer ausfallen, denn ich bin laut Karte über 8 Kilometer auf dem Berg Kôya-san gewandert. Warum suche ich mir immer die schlimmsten Routen aus? Zunächst geht es frühmorgens mit dem Zug los gen Höllenziel. Das heißt zunächst von Kôbe nach Ôsaka, von Ôsaka im besten Berufsverkehr nach Shinimamiya, von Shinimamiya bis zur Station Kôyasan, weiter mit einer Kabelbahn zum Eingang des eigentlichen Komplexes hoch auf dem Berg, und schließlich mit dem Bus bis zur Touristeninformation. Man kann sich vorstellen, ich bin schon jetzt bedient.

Die Touristeninformation vermittelt mir zum Glück ein Zimmer in nächster Nähe, ich wuchte meinen Koffer im Tempel angekommen ein Stockwerk höher und suche mir noch schnell eine weitere Jacke. Dabei fällt mir auf, dass mein Hase fehlt. Ich habe ihn Kôbe vergessen. So geht das natürlich nicht. Im Hotel angerufen, ist er zunächst unauffindbar. Dann zum Glück Entwarnung. Wenn ich morgen meine neue Adresse in Kyôto habe, wird er mir nachgeschickt.

Mit einigen Rabattgutscheinen und dem erklärten Kampfziel, alle Tempelkomplexe und Grabmäler heute zu Fuß zu besichtigen, geht es los. Zunächst zum Hauptempel, dessen Inneres wunderschöne bemalte Schiebetüren hat (die man nicht fotografieren darf!), und den größten Steingarten Japans. Außerdem gibt es eine ganz alte Kochstelle, über der die Mönche noch heute ihre Mahlzeiten zu besonderen Anlässen zubereiten. Die Geschichte des Gründers der gesamten Tempelanlage Kukai wird auf den Schiebetüren wundervoll illustriert. Ganz mein Stil, ohne Jahreszahlen macht Geschichte viel mehr Spaß!

Die nächste Station ist ein Tempelkomplex mit einigen tollen Pagoden. In eine darf man auch rein, leider herrscht aber wieder striktes Fotoverbot. Bei den riesigen goldenen Buddha Statuen reiße ich mich noch zusammen, aber einen grimmig dreinblickenden Bodisattwa nebst Säulengemälde knipse ich dann doch. In der ganzen Anlage scheint es mir, als würde ich von Schülergruppen verfolgt. Wenigstens einmal sind sie ganz nützlich, als sie den drehbaren Teil einer kleinen Pagode bewegen.

Am großen Eingangstor weckt ein Bergpfad meine Aufmerksamkeit. Ich klettere und klettere, doch irgendwann kommt heraus, dass der Pfad eine Sackgasse ist. Wie blöd!

Zurück geht es einmal quer durch die Anlage, vorbei an einem sehr indisch aussehenden Tempel, schlafenden Buddhas am Wegesrand und einem Tempel, der der Ehrung von Mutter und Vater gewidmet ist. Falls man die Geschichte dieses Tempels nicht kennt und keine Hinweisschilder liest, kommt man trotzdem nicht an der Kernaussage vorbei. Ein Mönche ruft allen eintretenden Personen „Ehrt eure Eltern, hört auf sie! Und wenn ihr Großeltern habt, dann ehrt diese noch viel mehr!“ zu. Gut, wäre das auch geklärt. Die Geschichte ist dann wieder erwarten wirklich deprimierend und für mich etwas frustrierend.

Ein junger Krieger beeindruckt einen Lord und bekommt dessen Tochter zur Frau. Leider verliebt er sich aber während eines Gewitters in eine andere und macht sie zu seiner Mätresse. Die beiden Frauen scheinen oberflächlich miteinander klarzukommen, doch die Ehefrau gibt schließlich den Mord der anderen in Auftrag. Außerdem sieht der Krieger, wie sich bei einem Brettspiel die Haare der beiden in Schlangen verwandeln. Er sieht seinen Fehler ein, entsagt der Welt und wandert zum Kôyasan um Mönch zu werden. Die gefährdete Mätresse flieht aus dem Anwesen, sucht im Tempel Unterschlupf und gebiert einen Sohn. Beide machen sich schließlich auf den Weg, den Vater des Jungen zu suchen.

 Am Kôyasan wird der Mutter jedoch der Eintritt verwehrt, und ihr Sohn muss den Vater allein suchen. Er fragt jeden Mönch nach seinem Vater, bis er schließlich selbigen selbst fragt. Der Vater fürchtet jedoch, dass sein bisheriger Weg zur Erleuchtung in Gefahr sein könnte, und sagt dem Jungen, dass der Mann, den er suche, tot sei. Der Sohn kehrt deprimiert an den Fuße des Kôyasan zurück, nur um zu erfahren, dass seine Mutter inzwischen verstorben ist. Er besteigt den Berg erneut, wird zum Mönch und verschreibt sich an der Seite seines Vaters den Lehren Buddhas, ohne bis an sein Lebensende von der wahren Identität des Mönches zu erfahren.

Nach dieser Geschichte mache ich mich auf den Weg durch die Friedhofsanlage hinauf bis zur Grabstätte Kukais. Und dieser Weg hätte mich beinahe geschafft. Knapp zwei Kilometer stetig bergauf, über Treppen und Huckelpiste. Nur ein vorbeieilender Mönch zwingt mich schließlich, nicht vorzeitig aufzugeben. Leider herrscht in der gesamten Grabanlage des Gründers mal wieder Fotoverbot. Aber es gibt ganz viele leuchtende Laternen, die darstellen sollen, dass Kukai in Ewigkeit meditiert und über seine Schüler wacht.

Den Rückweg schaffe ich dann auch irgendwie, und komme zeitgleich mit dem Mönch am Eingang der Grabanlage an. Wir nicken uns zu, er segnet mich, und geht dann seinen Weg. Jetzt werde ich erst einmal im Bad einweichen, und danach diesen Eintrag und die Bilder hochladen. Internet gibt es nämlich, aber nur in der Lobby. Bleibt nur noch die Frage, ob ich es morgen früh um 5:55 Uhr schaffe, zur Morgenzeremonie zu erscheinen. Einmal muss man das ja doch mal mitgemacht haben, oder?

Dienstag, 29. Mai 2012

Kôbe 2.0


Wie bereits durch den Wetterbericht angekündigt, ist es heute schwül und heiß und die Wolken ballen sich unheilverkündend über der Stadt zusammen. Doch, getreu meinem mathematisch einwandfreien Mottos: „60% sind nicht 100% Regenwahrscheinlichkeit“, mache ich mich ohne einen Schirm zu kaufen auf den Weg.

Als erstes geht es zum Port Tower, damit der Höhenambivalente Teil meiner Reise ein baldiges Ende hat. Es geht wie immer mit einem Fahrstuhl nach oben. Ich bin die erste im Kasten, und werde von einer Gruppe hereinströmender Japaner flach gegen die Rückwand gedrückt. Das wäre ja an sich noch kein Problem, wenn sich dies nicht als Glaswand mit Blick zwischen den Stahlträgern des Turms entpuppt hätte. Doch mit den ganzen Leuten im Aufzug kann ich mich noch nicht mal umdrehen. Hölle! Oben mache ich dann schnell ein paar Fotos, bewundere die aufgereihten Schlösser (Kôbe ist eine Honey Moon Stadt. Die Neuverheirateten kommen her, schreiben ihre Namen auf das Schloss und hängen es oben im Turm auf), und mache mich danach so schnell es geht wieder an den Abstieg.

Kaum verlasse ich den Tower, fängt es nicht nur an zu Donnern und zu Blitzen, nein, es regnet auch noch wie aus Kannen. Schnell wird also im nächsten Konbini ein Regenschirm besorgt, und es geht weiter. Die nächste Station in unmittelbarer Nähe heißt TenxTen. Ein großes Lagerhaus, in dem sich lokale Künstler angesiedelt haben sollen. Doch anscheinend ist für lokale Künstler 10 Uhr noch zu früh, denn ich treffe kaum jemanden. Auch die meisten Räume sind verlassen. Eine Enttäuschung. Merke: Künstler sind keine Frühaufsteher.

Durch Regen und Donner geht es weiter zum Perlen Museum. Kôbe wird auch als Die Stadt der Perlen bezeichnet. Obwohl hier keine Perlen gezüchtet wurden, ist Kôbe bis heute nicht nur Umschlagplatz für den japanischen Perlenexport, sondern auch Standort der Perlenveredelung. Um 1900 fand ein arbeitsloser Kaufmann in Kôbe eine Methode, um Perlen mit Unreinheiten oder Flecken von selbigen zu befreien. Seine Methode wurde in ganz Japan bekannt, und Perlenfarmer schickten ihm immer mehr ihrer Ware zur Bearbeitung. Der clevere Herr machte daraus nicht nur seinen Beruf, sondern setzte sich selbst auch als Perlenhändler ein. Besonders der Vertrieb ins Ausland war ihm wichtig. So wurde Kôbe zum internationalen Umschlaghafen für Perlen, und wenig später auch zum ersten Perlen-Qualitätskontrollpunkt in Japan. Die Perlen sind wirklich hübsch, aber soweit außerhalb meines Budgets, dass es schon fast lachhaft ist.

Der Himmel klart gegen Mittag zum Glück wieder auf, sodass ich bei bestem Sonnenschein und mollig warmen 26 Grad durch Nankin Machi, das Chinatown von Kôbe, schlendern kann. Dort esse ich Früchte am Spieß, ein kleines Schweinmanju und ganz leckeres Erdbeereis. Außerdem lasse ich mich neben einem riesigen, fetten Hasen fotografieren. Sowas macht einen schlanken Fuß ;)

Nachdem auch das letzte bisschen Eis vertilgt ist, steht eigentlich eine weitere Tour durch Kôbes Schreinanlagen an. Doch auf halber Strecke kreuzen plötzlich zwei Stelzenläufer meinen Weg. Zunächst folge ich denen nur, um endlich eine Frontalaufnahme zu bekommen. Wenig später stellt sich aber heraus, dass es sich um ein vollständiges Schauspiel handelt, inklusive nackter alter Männer, Zuschauer erschrecken und Kinder zum Weinen bringen. Ich habe unglaublich viel Spaß dabei, und für den Rest des Tages „Those were the days my friend.“ als Ohrwurm. Für mich ist interessant, wie sehr die Schauspieler mit den Zuschauern spielen. Besonders der ältere Herr macht sich einen Spaß daraus, die anwesenden Schüler mit großer Klappe gehörig zu erschrecken. Auch die Frauen sind eindrucksvoll. Nur die Kamerafutzis, die ihnen immer mal wieder gehörig auf die Pelle rücken, sind nervend. Ich weiß, wie ein Zoom funktioniert. Warum können die ihn mit ihren riesigen Kameras nicht auch benutzen?

Nach der gelungen Darbietung darf ich mal wieder etliche Stufen zu einem Schrein raufsteigen. Es scheint ja überhaupt meine Lieblingsbeschäftig zu sein, Berge zu erklimmen. Nein, wie sehr mich das auch immer wieder freut. Oben angekommen wird klar, Kôbe hat das mit der Honey Moon Stadt wirklich verinnerlicht. Überall gibt es Liebes-Anhänger, Liebestafeln, Liebesbier und was weiß ich nicht alles. Liebesboten dieses Schreins sind übrigens ein rosa Koi und eine Kuh. Merke: Es muss nicht immer der fette Babyengel sein.

 Der Weg zurück ins Tal führt mich nicht nur vorbei an einem indischen Tempel, sondern auch einem Souvinirladen mit besonders süßem Gebäck. So langsam kann ich ja auch Essbares für die Daheimgeblieben mitnehmen. Die Verkäuferin ist ein echtes Unikat. Kaum habe ich meinen ersten japanischen Satz von mir gegeben, plappert sie wie ein Wasserfall auf mich ein. Also, die Frau nimmt wirklich kein Blatt vor dem Mund und spricht in einer solchen Geschwindigkeit, dass ich keinerlei Zeit zum Nachdenken habe. Frage! Antwort! Frage! Antwort! Kopfnicken! Wuttriade auf den Neffen! Und wiedermal endet das Gespräch mit folgendem Satz: Mädchen, du kannst Japanisch und hast weiße Haut. Such dir einen japanischen Ehemann, dann musst du dich nicht mehr um das Visa sorgen! Ja doch, ich hab’s langsam verstanden.

Am Abend besinne ich mich dann darauf, dass Kôbe neben Perlen und westlichen Gebäuden auch noch für eine andere Sache weltberühmt ist. Kôberind. Ich suche mir also eine nette, kleine Gaststätte, nehme ein kleines Vermögen aus meiner Reisekasse in die Hand, und esse Kôbe Rind. Hach, das ist schon was ganz anderes. Was ganz, ganz anderes.