Donnerstag, 16. Februar 2012

Kimono aus zweiter Hand und Steckbriefe


Vergib mir Mama, denn ich habe eingekauft. Aber… ich habe eine Ausrede. Jedenfalls eine halbe, soweit mir Sarah bestätigen kann. Es gibt ein Second Hand Kimono Geschäft in Shijô. Das heißt, die Kimono der letzten und vorletzten Saison werden dort von den Frauen hingebracht und für viel weniger verkauft, als das in den anderen Geschäften der Fall ist.

Ich meine: Ein Kimono für 30 Euro, ein Obi für 10 und ein Unterkimono auch für 10, plus passende Schnüre, Bänder und alles ebenfalls reduziert vorhanden. Da kann ich doch nicht einfach so „Nein!“ sagen. Und ob ich so einen Laden nochmal auf meinen Reisen finde… Natürlich GIBT es bestimmt solche Läden in Tôkyô und all‘ den anderen Städten, die ich noch bereisen möchte, aber ob ich sie FINDE, ist die andere Frage. Gut, nun habe ich genug Ausflüchte für meinen andauernden Kaufrausch gegeben. 

Es ist vollbracht, ich habe eine gesamte Kimono Ausstattung, nur die Geta fehlen mir noch. Aber die kann ich auch noch woanders aufsammeln. Außerdem hatten sie in dem Geschäft auch eine Reihe von Hochzeitskimono, Kimono für verheiratete Frauen, Kimono für unverheiratete Frauen, Kimono für heiratswillige Frauen… und auch für Männer, so ganz nebenbei.

Beim Packen bin ich jetzt auf ein mittelschweres Problem gestoßen. Mein Dämonenpfeil ist zu lang! Er passt in keine meiner Kisten und kann nur diagonal im Koffer ganz verstaut werden. Aber ich will ihn auf keinen Fall immer mit mir rumschleppen. Außerdem fällt die Kiste, die ich eigentlich auf den Seepostweg nach Hause schicken wollte, schon auseinander, wenn ich sie nur ein paarmal schief anschaue. Also werde ich mir morgen noch ein paar neue Kisten besorgen müssen.

 Wenigstens hat die Firma sich heute endlich wirklich dazu bekannt, dass ich am ersten März planmäßig und ohne Visumsänderung bei ihnen arbeiten darf. Im selben Telefonat wollen sie wissen, ob sie jedem Mitarbeiter eine Nachricht zukommen lassen dürfen, dass ich bald in der Filiale arbeite. Ok, meine ich, und bin schon etwas verwirrt. Als nächstes kommt die Frage, ob in dieser Nachricht auch ein Foto von mir sein dürfte. Ich atme aus und bejahe ebenfalls. Und ob man auch Informationen über meinen beruflichen Werdegang, meine Schulausbildung und meine Qualifikationen aus dem Lebenslauf in diese Nachricht schreiben dürfte?

So langsam entsteht vor meinem geistigen Auge ein Steckbrief, so eine Art „Hütet euch vor dem Ausländer, der bald hier her kommt“ Flyer, den sich dann jeder Mitarbeiter an den Bildschirm pinnt. Wahrscheinlich bewerte ich das etwas zu zynisch, aber das Ganze fühlt sich ziemlich komisch an. Kann sein, dass das in Japan so üblich ist. Wir werden sehen, was passiert.

1 Kommentar:

  1. Ich finde das ganz cool, dass alle über dich informiert werden. Klar, da wird sicher bei einigen auch der Gedanke kommen 'hui ein Ausländer'. Aber du kannst mir doch nicht erzählen, dass du nicht auch nette Japaner kennengelernt hast. So haben immerhin die Leute in der Firma, die sonst auch auf dich zugehen würden gleich die Info, dass du kommst. So findet man eben zueinander

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