Ich bin heil in Tôkyô angekommen. Auch wenn ich jetzt dummer weise noch ein paar Altlasten mit mir rumschleppe.
In den letzten Tagen habe ich mehrere Kisten nach Hause geschickt, mein Fahrrad verkauft, ein Fresspaket für die zurückbleibenden Deutschen in Kyôto gepackt, Britt meinen kleinen Koffer zur Aufbewahrung gegeben, das erste Mal schneebedeckte Pagoden gesehen und heute schlussendlich noch mein gesamtes Zimmer auf Hochglanz poliert.
Außerdem habe ich heute eine Kiste nach Tôkyô geschickt mit all‘ den Sachen, die beim besten Willen nicht mehr in meinen Koffer gehen wollten. Für knapp 15 Kilo Kiste musste ich dann bloß 10 Euro bezahlen. Warum kann das nach Deutschland nicht genauso wenig kosten? Wenigstens konnte ich durch den speziellen Buchversand (Danke nochmal für den Tipp, Josi!) eine ganze Menge Geld sparen.
Heute heißt es dann irgendwann endlich Koffer krallen und auf nach Tôkyô. Leider bin ich da aber schon so im Zeitstress, dass ich vergesse, meine Schlüssel abzugeben. Na gut, werden die eben morgen mit der Post zurückgeschickt. Aber mein Koffer! Was für ein Ungetüm. Ich glaube, ich habe ihn „leicht“ überpackt. Als ich ihn damals mit 20 Kilo auf Flughafennorm ausgereizt hatte, konnte ich ihn noch gut hochheben und tragen. Heute geht das nicht mehr.
Und dann der Umstieg am Tôkyôer Bahnhof, mindestens 20 Treppen runter, während mir eine der zierlichsten Japanerinnen, die ich je gesehen habe, hilft. Dann gibt es natürlich an meiner Haltestelle ebenfalls keinen Aufzug und keine Rolltreppe, also muss sich der Zugbegleiter (der leichtsinnig einer armen blonden Ausländerin helfen wollte) knapp 40 Stufen die Treppen hochquälen.
Das Büro meiner Immobilienmakler ist schnell gefunden, der Vertrag unterschrieben und ich wieder um eine ganze Stange Geld ärmer. Dann wird einer der armen Mitarbeiter losgeschickt, mich einzuweisen und mit mir die Zimmerabnahme zu machen. Was auf den Bildern nicht ganz so zu sehen war: Das Haus liegt im zweiten Hinterhof einer Nebenstraße, ist nur über eine Huckelpiste zu erreichen, besitzt eine extrem steile Treppe nur zur Eingangstür und dann nochmal eine Art Eisenleiter in den dritten Stock, wo sich mein Zimmer direkt IM Dachboden befindet. Ich lebe also jetzt auch mit schrägen Wänden (Gruß an meinen Bruder und sein altes „Kinderzimmer). Zu meinem Glück (und seinem Unglück) gebiete es die Höflichkeit, dass der Immobilienmakler mir den Koffer bis ins Zimmer trägt. So kann ich also zwar behaupten, einen unsagbar schweren Koffer von Kyôto nach Tôkyô geschleift zu haben, doch zumindest immer genug Glück an strategischen Stellen für eine helfende Hand gehabt zu haben.
Mein Zimmer ist ziemlich groß. Leider gibt es kein Bettgestell, sondern nur eine auf dem Boden liegende Matratze. Dafür aber eine große Kommode, zwei Fenster, eine Dachluke und ein großer Kleiderschrank schon mit Bügeln. Ich habe auch schon die ersten Mitbewohner kennen gelernt. Mark (Russe) und ein Japaner.
Die Küche ist typisch WG- zugestellt, eigentlich schon überfüllt und etwas dreckig. Aber nicht übermäßig. Und das Bad ist sauber, das ist doch schon ein Anfang. Außerdem gibt es anscheinend einen Putzdienst, der die Gemeinschaftsräume jede Woche säubert.
Bei meinem kurzen Abstecher in die Nachbarschaft zwecke Abendbrots habe ich auch gleich einen (für mich) sehr gefährlichen Laden gefunden. Eine japanische Kette, die sich auf FLEISCH spezialisiert. Und zwar in Ausländergrößen. Da habe ich heute zum ersten Mal in Japan ein großes Steak, Schweinshachsen und Würste gesehen. Sehr gefährlich, das. Aber wahrscheinlich werden mich die hauseigenen Treppenstufen schon von zu viel Shopping abhalten. Wie das allerdings wird, wenn ich nach 10 Stunden auf Pumps nach hause komme und noch den Fujisan besteigen muss, bevor ich mich hinlegen kann, das weiß ich nicht.
na das klingt doch ganz gut.
AntwortenLöschen2 Fenster UND eine Dachluke... hoffentlich sind die dicht?
Klingt doch wirklich gut. Sieh es positiv. Andere bezahlen viel Geld fürs Fitnesstudio. Du bekommst die sportliche Betätigung quasi umsonst!:-D
AntwortenLöschenStets zu Diensten! Wobei ich für meine Pakete schon mehr bezahlt habe, aber das war wohl, weil die nach Übersee gingen. Innerhalb Japans scheint das ganz günstig zu sein.
AntwortenLöschenBei den Bonsais in einem Foto musste ich lachen, weil bei mir ein toter im Bad steht. Den hatte mir meine Nachbarin bei ihrem Auszug vermacht und ich wusste gleich, den bekomm ich nicht über den Winter. Was müssen das auch so Sensibelchen sein?
Viel Erfolg beim Praktikum dann. Es ist ja nicht lange aber Japan wird dir sicher die ein oder andere gute Geschichte noch aufzeigen.