Samstag, 28. April 2012

Hausgemachtes Okonomiyaki



Heute war ein toller Tag, auch wenn er schon um 8 Uhr morgens beginnen musste. Aber das war es wert! Ich habe mich um 10 Uhr mit einer meiner Kolleginnen und ihrer supersüßen Tochter zum Tag der offenen Tür der Tôkyôer Feuerwehr getroffen.

Dort haben sie mich in einen Stuhl gesetzt, und dann „durfte“ ich die Simulationen der letzten großen Erdbeben durchspielen. Auf der Leinwand vor mir hat ein Zimmer gewackelt, und mein Stuhl wackelte mit. Das war fürchterlich! Zunächst kam eins der stärksten, dafür kurzen Erdbeben der letzten Jahre. Da wäre ich nie im Leben stehengeblieben und ohne den Sicherheitsgurt auch aus dem Stuhl geflogen. Das war schon wirklich keine schöne Erfahrung. Doch dann kam die Simulation des Erdbebens vom letzten Jahr. Und zwar wie jemand im 12. Stock eines Wolkenkratzers es erlebt hätte. Es fing ganz harmlos an, aber da es bestimmt 5 Minuten dauerte, schwankte der Wolkenkratzer am Ende extrem hin und her. Nie im Leben wäre ich vor den größten Schwingungen bis auf die Straße gekommen!

Danach sind wir noch raus und haben uns bei strahlendem Sonnenschein die Feuerwehrautos angeschaut. Und die Giftgasausrüstung der Feuerwehr (der nette Mann in dem rostroten Gummianzug). Danach wollten wir eigentlich in einem Okinawa Restaurant essen, doch es hatte leider zu. Also haben wir indische Kare gekauft und ich bin mit den beiden nach Hause gegangen. Sie haben eine kleine, aber feine und sehr gemütliche Wohnung.

Sobald wir die Haustür hinter uns geschlossen hatten, ist die Kleine wie eine Rakete hin und her geschossen. Sie war total süß, aber ich hatte teilweise schon etwas Angst, dass sie sich was tut. Japanische Kinder haben so viel Energie.

Der Ehemann meiner Kollegin ist dann noch mit Nachtisch im Gepäck nach Hause gekommen. Sie waren alle so unglaublich nett zu mir. Ich habe ihnen noch meinen letzten japanischen Dresden Reiseführer geschenkt. Wir sind dann noch mit der Kleinen auf den Spielplatz und haben Seifenblasen gepustet (sowas verlernt man doch nicht). Im Anschluss sind wir Bowlen gegangen.

Ich habe zunächst phänomenal verloren, und kaum einen einzigen Pin getroffen. Doch ich hatte trotzdem eine Menge Spaß, der Kleinen beim Bowlen mit ihrer Hilfsrampe zuzuschauen. Und dann kommt das Foto, wo ich wie eine verrückte in die Kamera grinse. Das war die letzte Runde überhaupt, einen Strike hatte. Was lange währt, wird gut!

Danach sollte ich eigentlich nach Hause fahren, doch an der Bushaltestelle wurde dann beschlossen, dass ich noch zum Abendessen bleibe. Ich bin fast nicht mehr geworden. Abendessen wurde vom Vater (Hört! Hört!) der Familie zubereitet. Hausgemachtes Okonomiyaki mit Yakisoba und Ei. Soooo lecker. Nur den Weg nach Hause, den konnte ich nach dem ganzen guten Essen fast rollen. Aber es war ein wundervoller Tag, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird!

Freitag, 27. April 2012

Gasherde sind böse


Zwei Monate lebe ich nun schon in dieser Wohnung. Zum ersten Mal mit Gasherd. Und heute, eine knappe Woche vor meinem Auszug, habe ich es nun endlich geschaft, mich daran zu verbrennen. Das hat ja noch gefehlt auf meiner To-Do Liste.
Langsam geht es wieder los mit der Nervosität. Meine letzte Reise durch Japan beginnt. Was wird mich erwarten, werde ich die Leute in Hokkaidô überhaupt verstehen? Und vor allem, war es wirklich weise, einen Urlaub völlig ohne Reisebüro, Strick oder doppelten Boden zu planen? Ich weiß nicht, wovor ich mich mehr fürchte. Mich irgendwo in der Pampa zu verlaufen, oder dass mir zwischendrin trotz aller Hochrechungen das Geld ausgeht und ich mitten im Nirgendwo strande. >.<

PS: Das habe ich gestern Abend in unserer Küche gefunden. Und dazu ist mir nur eine Frage eingefallen: Wie schrecklich muss französischer Wein sein, wenn selbst ein Franzose ihn nicht austrinken kann?

Mittwoch, 25. April 2012

Herzlichen Glückwunsch! Sie sind Tourist.


Die letzte Schlacht ist geschlagen. Ich bin ermattet wieder zuhause, esse Nudeln und japanischen Gummibärenersatz. Das war heute mal ein langer Tag. Um sieben Uhr klingelt mein Wecker, denn ich will als erstes zur Verwaltungsbehörde für meine Adressänderung. Doch die ist genau an einer Bahnstation, die ich nicht von meiner Hausstation aus erreichen kann. Also ist mal wieder Fersengeld angesagt. Die Leute auf dem Amt verstehen zwar nicht ganz genau, warum die komische Ausländerin sich noch für zwei Wochen in einer neuen Stadt anmelden will, sind aber sehr schnell dabei, mir nochmal die vollkommen überflüssige japanische Krankenversicherung anzudrehen. Aber nicht mit mir. Ich stelle mich einfach doof und lächle höflich, bis sie irgendwann aufgeben und ein fleißiger Japaner auf die Rückseite meiner Aliencard mit schwarzem Filzstift meine neue Anschrift notiert. Dabei verschreibt er sich auch noch! Außerdem ist es fast unlesbar, durch die dünnen Linien und den dicken Stift. Das hätte ich da auch selbst draufschmieren können!

Aber egal, um 8:30 Uhr starte ich den Versuch, mit der Tôkyôer Yamanote Bahn noch einmal in Richtung Ausländerbehörde zu pilgern. Die Betonung liegt dabei auf dem Wort „Versuch“. Denn die Yamanote ist einer der Hauptverkehrsbahnen in Tôkyô, besonders bei den Berufstätigen. In der Reihe vor mir standen an einer Tür bereits an die 60 potentielle Fahrgäste. Alle steigen in das bereits gut gefüllte Abteil, und in dem Strom werde ich ebenfalls durch die Türen ins Innere gesogen. Das macht mir noch keine Sorgen. Probleme beim Atmen bekomme ich erst, als nach mir auch noch mindestens 30 weitere Menschen einsteigen. Durch meine bisherigen Erfahrungen kann ich wohl mit Fug und Recht behaupten, nicht besonders klaustrophobisch zu sein. Doch die 30 minütige Bahnfahrt war definitiv ein Vorgeschmack auf die Hölle.

Vom Shinagawa Bahnhof geht es diesmal wohlweislich mit dem Bus weiter zur Behörde, gleich an den Informationsstellen vorbei (Lassen Sie mich durch, ich kenn mich aus, und ich weiß genau wo ich hinmuss!) in den zweiten Stock zu meiner Endstation von gestern. Dort kommt es diesmal zum Showdown mit einer weiblichen Schalterbeamtin.

Nachdem das Problem nochmal hinreichend erörtert wurde und ich wieder seitenweise Formulare ausfüllen durfte, entstehen plötzlich neue Probleme. Man habe die Weisung (ich HASSE diese grammatische Konstruktion inzwischen!) Visaänderung nur dann zu bewilligen, wenn eindeutige Nachweise vorliegen, dass die Gründe für den momentanen Visumsstatus erloschen sind. Außerdem benötige man die Flugnummer meines Rückfluges, um meine Ausreise zu gewährleisten.

Ich blinzele die Dame an, und beschließe in diesem Augenblick, der Frau keinen Zentimeter mehr zu schenken. Ohne weiter auf diese Dinge einzugehen, erkläre ich in sehr höflichem Japanisch, dass mir gestern die Visaänderung mit eben diesen Unterlagen an eben diesem Schalter zugesichert wurde.

Während die Dame schon anfängt ihr Band zurück zu spulen und nochmal von Weisungen anfängt, lächele ich nur höflich und verstehe plötzlich leider kein Wort mehr von dem, was sie sagt. Da diese nette „Weisungsgrammatik“ sich schwer ins Englische übertragen lässt, und sie der Sprache auch nicht wirklich mächtig ist (Wir erinnern uns, das hier ist das Tôkyôer Immigrationsbüro), schweigen wir uns nach kurzer Zeit einfach nur noch an. Ich schiele immer wieder vielsagend auf meine Formulare, blicke ihr freundlich lächelnd in die Augen und warte. Es ist bald 11 Uhr, bald Zeit für die Mittagspause. Und dann, fast unverhofft, gibt sie auf. Ja, man könne ja eine Ausnahme machen in speziellen Fällen. Sprachs, und verschwindet mit meinem Pass nebst den Formularen im Hinterzimmer. Ich weiß, dass mich dieses Verhalten irgendwann auf schwarze Listen bringen wird, aber irgendwann ist es doch auch mal genug.

Eine halbe Stunde später kommt ein andere Mitarbeiter mit meinem Pass zurück. In der Hand hält er außerdem eines dieser ominösen Stempelformulare, das Japaner so lieben. Der (noch sehr junge) Beamter sieht ein wenig eingeschüchtert aus, als könnte ich ihn jeden Moment über die Theke hinweg anspringen. Dazu hat er im Retrospektion auch allen Grund. Denn, er wurde auserkoren, mir die weitere Prozedur dieser Aktion zu erklären. Ich müsse nun von Halle A nach Halle B Schalter 5 laufen, mir dort meine Formulare abgeben, nach einem Exorzismus diese Papiere wieder in Empfang nehmen und zurück in Halle A Schalter 1 laufen. Ich glaube einen Moment, mich verhört zu haben. Doch nein, das meint der wirklich ernst. Ich greife mir immer noch ungläubig meine Unterlagen und mache mich auf nach Halle B. Wollen die mich jetzt wirklich für dumm verkaufen? In meinem Hinterkopf spielt während der folgenden Schnitzeljagt durch die Behörde immer wieder der Sketch von Asterix und Obelix, die den Passierschein A38 bekommen müssen. Weit entfernt ist das Immigrationsbüro wirklich nicht.

Irgendwann wieder zurück bei meinem neuen jungen Schaltergegner, kommt der nächste Hammer. Ich solle jetzt runter in den Supermarkt vor der Tür, und dort 40 Euro bezahlen. Denn, oh Überraschung, die Umänderung des Visums kostet seit neustem Geld. Und das sagt er mir natürlich erst, als mein Visum bereits entwertet ist, das neue aber noch nicht eingeklebt wurde. Dieser miese kleine… 40 Euro ärmer ist es irgendwann geschafft. Ich bin Tourist. Und durfte für den ganzen Aufwand auch noch 40 Euro berappen. Hoffen wir mal, dass es das wert war. Denn irgendwie hätte ich heute Abend echt nichts dagegen, wenn mein Flug morgen schon gehen würde. Aber ich liebe Japan… das ist ja das Problem an der ganzen Sache!

Dienstag, 24. April 2012

Die Irrfahrten der ベティナ gen Touristenvisum (oder: japanische Ausländergesetze die Zweite)



Ich sollte es besser wissen! Nach meiner ersten Odyssee in Kyôto (Wir erinnern uns, Illegaler Einwanderer ja oder nein), hätte ich gleich wissen müssen, dass so ein einfaches Umtauschen des Visums nicht ohne Probleme ablaufen würde. Erste Anzeichen gab es schon beim Ausknobeln der Anreise. Das Tôkyôer Immigrationsbüro ist nämlich genau hier: http://g.co/maps/3hedh

Auf der Google Karte sieht das doch noch ganz angenehm aus, oder? Bis Shinagawa mit dem Zug, und dann ein wenig auf den großen Straßen laufen, voila, da! Schon die Kommentare hätten mich stutzig machen müssen. Von Standorten Mitten im Nirgendwo, ohne Busverbindung ist da die Rede. Aber man soll ja keinem wütenden Ausländer glauben, also mache ich mich trotzdem auf den Weg.

Die Sonne scheint, was will man mehr? Raus aus dem Bahnhof, und über die Brücke bin ich noch guter Dinge. Bis meine gewählte Straße plötzlich in einer Sackgasse endet. Öhm, ok, hier ist schon mal kein Immigrationsbüro. Also auf zur nächsten großen Straße und über zwei weitere Brücken. So langsam hätte ich nichts dagegen, wenn die Sonne etwas weniger stark strahlen würde.

Plötzlich stehe ich in einem Fabrikviertel, und zwar rollen da massenweise LKWs an mir vorbei, doch wo soll denn jetzt dieses Amt sein? Endlich nach gefühlten Stunden, sehe ich verdächtige weiß-rote Flaggen am Horizont. Es blieb zu hoffen, dass die sich nicht als Fata Morgana entpuppen würden. Doch endlich kommen mir auch ein paar Ausländer entgegen. Das ist doch ein gutes Zeichen! Vor dem beflaggten Gebäude findet sich noch ein weiteres sehr interessantes Bauwerk: eine Bushaltestelle. Na gut, sehen wir es positiv, ich kann mich auf dem Rückweg nicht nochmal verlaufen.

Mit einem panischen Blick auf meine Uhr (es ist bereits 3 Uhr nachmittags!), hechte ich nach drinnen, und frage mich durch die Informationen. Zunächst geht noch alles glatt. Nachdem ich gefühlte 10 Mal dieselben Fragen (Ja, mein Studium hier ist beendet. Ja, ich will am 11. Juni das Land verlassen. Mit dem Touristenvisum reist es sich billiger.) beantwortet habe, bin ich um 3 Seiten Formulare und einen Abgabeort reicher. Diese Fragerunden plus Ausfüllen des Formulars haben mich aber bereits eine weitere Stunde gekostet, und 4 Uhr nachmittags machen in japanischen Behörden die Anmeldestellen dicht. Danach bekommt man keine Wartenummer mehr.

Ich hechte also zum Abgabeschalter und setze mein bestes hilfloser Ausländer Gesicht auf. Irgendwann (es ist bereits 4:30 Uhr) erbarmt sich dann ein Schaltermitarbeiter. Er sieht sich meine Formulare nebst Pass an, und macht ein Gesicht, das mich ganz nervös werden lässt. Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn ein Japaner seinen Kopf schief legt. Es ist noch ein schlechteres Zeichen, wenn er dazu noch zischt. Ganz, ganz schlechtes Zeichen. Schließlich, als die Angaben meines Passes und Formulars sich auch nach mehrmaligen Drehen und Wenden nicht verändern, überbringt er mir sein Urteil.

Die japanische Behörde stelle im Moment keine Touristenvisa für länger als 30 Tage aus. Ich blinzele, frage nochmal nach, lege ebenfalls den Kopf schlief und kann mich gerade noch selbst vom Zischen abhalten. Wie jetzt? Aber es steht doch selbst auf den Botschaftsseiten, dass das Touristenvisum für 3 Monate gilt. Ja, das gelte immer noch, wenn man frisch ins Land einreise. Aber bei der Veränderung des Visumsstatus im Land seien die Mitarbeiter angehalten, höchstens Visa mit der Gültigkeit von 30 Tagen auszugeben.

Und nach dieser Antwort wird mein japanischer Beamter ganz ruhig. Erinnert ihr euch noch an meine Schilderung von Meeting Etikette? Wie bei Problemen alle ganz still werden und keiner eine Entscheidung treffen will? Genau dasselbe passiert nun noch einmal in einer für mich ungleich wichtigeren Situation. Außer einem gelegentlichen „Komaru na…“ (Das bringt aber Schwierigkeiten, nicht wahr?) ist aus meinem Beamten nichts mehr herauszukommen.

Doch dieses Spiel kann man auch zu zweit spielen! Anstatt wie vielleicht erwartet irgendwann aufzugeben, meine Formulare zu nehmen, und zu gehen, bleibe ich (höflich lächelnd aber bestimmt) am Schalter festgewachsen, betrachte meinen Pass und grunze ab und zu bejahend. Mir ist egal, wie lange ich hier stehen muss. Ich habe keinen Feierabend.

Nach einer weiteren halben Stunde (die Uhr zeigt nun schon 5 Uhr abends), habe ich mich immer noch keinen Zentimeter wegbewegt. Und, oh Wunder, mein Beamter ist nun zu einer Entscheidung gelangt. Er nickt mir zu und meint, es gäbe in Ausnahmefällen die Möglichkeit, immer noch das Touristenvisum auf 3 Monate auszustellen.

Innerlich will ich ihn anschreien, warum das nicht gleich so ging, doch grunze nur zustimmend. Dazu gäbe es nur ein Problem. Gedanklich stelle ich mich schon auf eine lange Nacht im Ausländerbüro ein, doch dieses Problem ist leider nicht durch einen Sitzstreik zu beseitigen. Meine Aliencard ist in Kyôto ausgestellt, das heißt, ich müsste diese Visumsänderung in Kyôto ausführen lassen. Gedanklich will ich nun schlussendlich doch aufgeben, als mein neuer Lieblingsbeamter sich wenigstens noch zu einem neuen Schlachtplan erweichen lässt.

Wenn ich die Adresse meiner jetzigen Aliencard in einer Tôkyôer Adresse umwandeln ließe, und nochmal hier her käme, dann könne man per Sonderregelung ein dreimonatiges Touristenvisum ausstellen. Und ich? Ich weiß langsam nicht mehr, ob ich lachen oder weinen soll. Mit meinen, ganz zu unnütz ausgefüllten, Formularen im Schlepptau verlasse ich das Immigrationsbüro und bin zwar um eine ganze Menge Erfahrungen, aber kein Touristenvisum reicher.

Morgen geht der Kampf dann im Bürgerbüro meiner Verwaltungsbehörde weiter. Und dann darf ich noch einmal zum Immigrationsbüro pilgern. Oh Freude!

Heute Abend habe ich mir dann zum Stressabbau Kartoffelbrei gemacht. Aus richtigen (im Ergebnis doch nicht weichkochenden) Kartoffeln. Und ohne das richtige Werkzeug, also schlug ich einfach auf die gekochten Kartoffeln mit allem ein, was die Küche so hergab. Mit genug Milch und Butter war das dann auch gar nicht so schlecht.

Meine Ausstellungseröffnung am Sonntag war übrigens auch schön. Wie die ersten Fotos zeigen, waren wir in einem kleinen Cafe mit netter Dekoration und Hängematte. Doch bei den ganzen Quasiprofis mit riesigen Kameras kam ich mir mit meiner kleinen Digitalkamera doch etwas schäbig vor und habe nicht viel fotografiert.

Samstag, 21. April 2012


Es ist jetzt knapp 8 Uhr abends und ich bin vor 3 Stunden aufgestanden. Warum? Weil ich die Feierlaune der Tôkyôer Partymeute unterschätzt habe. Und alles nur, weil ich einmal ordentlich in Tôkyô feiern wollte. 

Ich war im Womb, einem sehr berühmten Club in Shibuya. Die Tore öffnen sich dort erst um 11 Uhr abends, aber da zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens keine Züge fahren, muss man sich eine ganze Weile im Viertel herumdrücken, bis die Party wirklich in Fahrt kommt. 

Glücklicherweise habe ich mich auf dem Weg in den Club völlig verlaufen, ominöse Nebenstraßen mit Love Hotels durchquert und (ungewollt) eine Menge Zeit totgeschlagen, bis es endlich hieß, das Eintrittsgeld zu bezahlen. Das ist in Tôkyô wirklich kein Kleingeld, unter 25 Euro kommt man selbst als Frau nirgends rein. 

Dafür gab es bereits eine tanzwütige Meute, gute Musik (House) und eine tolle Light Show. Während die in Deutschland ja meistens von der Decke kommt, haben sie im Womb die Strahler an die Wand der Stirnseite der Tanzfläche angebracht, die sich nach Oben und Unten, Links und Rechts drehen. Das gab einige wirklich coole Effekte. Außerdem ein geldsparender Ausländertrick: Der Satz „Kore wa nan desu ka?“ (Was ist das?) ist auf der Tanzfläche wirklich sehr nützlich. Dabei springt meist mindestens eine Kostprobe des Getränks heraus. 

Ich hatte wirklich viel Spaß beim Tanzen, vor allem, weil die meisten Leute bereits zu betrunken waren, um sich über die Ausländerin in ihrer Mitte zu wundern. Gegen 4 Uhr morgens waren meine Füße wirklich am Ende, doch noch keine Züge Richtung Nakano in Sicht. 

Also setze ich mich in eins der 24 Stunden Laufband Sushi Lokale und lernte dort noch einige nette andere gestrandete Japaner kennen. Außerdem ist Sushi auch um 5 Uhr morgens lecker. Einige haben am Freitag! Bis 1 Uhr nachts Überstunden gemacht, sind dann trinken gegangen und nun zum Frühstück ins Sushirestaurant gekommen, bevor es mit dem ersten Morgenzug nach Hause geht. Nur die Harten kommen in den Garten, und so.

 Gegen 6 war ich dann endlich zu Hause. Morgen geht es dann zur Ausstellungseröffnung meiner Kollegen.

Donnerstag, 19. April 2012

Hallo alle miteinander. Ich lebe noch. Es ist nur gerade ziemlich langweilig (ja klar, Tôkyô ist auch so unspannend). Aber irgendwie kann ich mich nicht aufraffen. Sobald ich rausgehe, kostet alles Geld: die U-Bahn, Essen, Eintritt, … und ich will doch genug Geld für meine Reise übrig haben. Außerdem habe ich noch ein altes Problem: Es werden wieder Kisten gebraucht. Meine neue Büchersammlung passt sonst nicht in meine Kartons. Sehr schlecht! Aber es gibt ein paar Lichtblicke. Morgen Abend geht es ins WOMB, einem angesagten Nachtclub in Roppongi mit japanischer Kundschaft. Morgens dann nochmal zu meinem Lieblingsfrisör. Und am Wochenende haben mich meine Kollegen zu einer Ausstellungseröffnungsparty eingeladen. Und zum Lunch bei einer Kollegin zuhause. Was gibt es sonst noch zu vermelden? Ich bin immer noch unschlüssig, ob ich meinen Visumstatus ändern soll. Irgendwie habe ich doch solange für das Studentenvisum gekämpft, und nun soll ich zurück zum schnöden Touristen Visum? Aber so viele Zugkarten wären mit dem Touristenvisum billiger. So viel billiger!
Ich war aber nochmal in Aihabara. An einem Sonntag! Da werden nämlich die Hauptverkehrsstraßen in Akihabara gesperrt und das gesamte Viertel wird zu einer einzigen riesigen Fußgängerzone. Grund dafür war einmal, dass man sonst der Menschenmassen nicht Herr werden konnte. Doch seit es eine Messerstecher Attacke gab, sind es bedeutend weniger Leute. Trotzdem ein paar nette Bilder. Und ich habe meine Sammlung von DBZ Manga fast vervollständigen können. Mir fehlen noch ganze 3 Bände zum absoluten Glück. Dafür bin ich jetzt stolzer Besitzer von DBZ Briefmarken. Das ist doch auch was! 

PS: An meine treuste und beste Kommentatorin von allen: Josi! Was kann ich dir mitbringen? Was lässt dein Herz höher schlagen? Du hast mich hier so unterstützt, ich hoffe du weißt, dass ich dir auf jeden Fall etwas mitbringen werde. Wäre doch besser, wenn es etwas ist, was dir auch wirklich gefällt ;) Ich bin im Moment noch in Tôkyô, aber wenn es was aus Hokkaidô, Shikoku, oder der Gegend um Kyôto sein soll, da komme ich auch nochmal hin. Brauchst du wieder neue Mamori? Wenn ja, wofür? Von denen kann man ja nie genug haben^^ Und dieses Jahr ist das Jahr des Drachen, also extra coole Motive auf den Tempel Holzplatten ;)

Samstag, 14. April 2012

Reiseplanung


Ich habe nicht viel zu erzählen, denn die letzten Tage hat es in Tôkyô durchgehend geschüttet. Nicht viel zu tun, also. Ich habe aber wenigstens eine neue Nachricht. Meine Reiseplanung ist soweit abgeschlossen.

Auf dieser Karte:

… sind alle Stationen meiner Reise vermerkt. Es geht am 7.Mai los, zunächst gen Norden mit dem Shinkansen. Von Sapporo, oder besser NEW Chitose Airport, geht dann am 21. Mai mein Flieger nach Matsuyama auf Shikoku. Dann werde ich entlang der Küste reisen und schließlich wieder aufs Festland übersetzen. Am 11.Juni geht mein Flug zurück nach Deutschland. Auf Hokkaidô konnte ich sehr preiswert Hotelzimmer buchen, aber auf Shikoku wird meine Unterbringung wohl etwas abenteuerlich. In Matsuyama werde ich ohne Preissprung nicht um 3 Tage in einem Capsul Hotel (du schläfst in einem Kasten, du bist ein Kasten) herumkommen. Einziges Problem dabei für mich, wo ich meinen riesigen Koffer dort unterbringe. Für mich und den Koffer ist in der Capsul nämlich kein Platz. Ein anderes Mal werde ich aufgrund der zentralen Lage wohl für ein paar Tage in einem Tempel übernachten. Diese Übernachtung habe ich per Telefon gebucht. Die Mönche wissen immer noch nicht, dass sie sich da einen Gaijin ins Haus geholt haben. Hoffen wir mal, dass das gut geht.

Donnerstag, 12. April 2012

Shinjuku Gyôen


Heute ist ein interessanter Tag. Ich entscheide mich den großen Park in Shinjuku zu besichtigen, da soll es zahlreiche Kirschbäume geben. Und nachdem es die letzten Tage regnete, muss ich doch noch ein paar Fotos der vollen Blüte machen. Kaum vor dem ersten Kirschbaum, beschließe ich  das leidige „Ich war hier“ Foto zu schießen und übergebe meine Kamera an eine Gruppe von 3 älteren Herren. Sie machen daraus eine Wissenschaft, „dreh’n se hier, mach’n se so, nein, nochmal anderes“ doch wir haben viel Spaß und ich überrede zwei von ihnen sogar zu einem gemeinsamen Foto. Wir verabschieden uns, die Gruppe zieht weiter, doch fünf Minuten später kommen zwei von ihnen zurück, drücken mir eine Visitenkarte und einen riesigen Baumkuchen in die Hand. Die Gruppe Herren sind Vertreter aus Ôsaka, und verkaufen Baumkuchen. Ich bin völlig perplex und wandere weiter, lege mich für eine halbe Stunde unter einen Baum, und treffe schließlich auf ein älteres Ehepaar. Der Mann kommt nicht zu Wort (woher kenne ich das?), aber die Frau ist ganz euphorisch, sich mit mir über Kirschblüten und Japan zu unterhalten. Sie schenken mir zwei Dango mit süßer Bohnenpaste, und wir verabschieden uns ebenfalls. Auf meinem weiteren Spaziergang treffe ich noch zwei ältere Damen, die jedes Jahr nach Frankreich reisen, weil ihnen die Kultur so gut gefällt. Allein durch Parks zu streifen, hat anscheinend wirklich potential.

Mittwoch, 11. April 2012

Krank mit Gesellschaft


Heute ist einer dieser komischen Tage, an denen anscheinend so ziemlich alles passieren kann. Ich bin immer noch krank, und schlurfe deswegen wie ein Geist durch das Haus, meistens auf der Suche nach mehr Taschentüchern oder einer neuen Kanne Tee, als es plötzlich klingelt. An der Tür ist ein Australier, der nach einem Eric sucht. Nun, Eric haben wir nicht, ist meine Antwort. Wie sich herausstellt, hat er vor einigen Jahren hier gewohnt, und hoffte noch einen seiner alten Mitbewohner hier anzutreffen. Weil er mich nun eh schon in meinem kranken Zustand gesehen hatte, und bei dem Anblick nicht sofort das Weite suchte, habe ich ihn zu einer Tasse Tee eingeladen. Wir haben uns knapp 3 Stunden unterhalten. Er war in Tôkyô Bartender und er wird mich am Freitag in Roppongi herumführen. Und jetzt arbeitet er für die Immigrationsbehörde in Australien. Er hat mir all die Sicherheitsmerkmale in seinem (und meinem) Pass erklärt, und wir haben unsere Erfahrungen als „Langzeitausländer“ in Japan ausgetauscht. Nach einigen Tagen in völliger Isolation und keinerlei Kontakt von meinen Bürokollegen, eine willkommene Abwechslung. Da soll nochmal einer sagen, es gäbe keine Zufälle.