Donnerstag, 2. Februar 2012

Die Tests sind vorbei

Es ist vollbracht! Alle Prüfungen liegen hinter mir, und ich kann mich mit meiner Zukunft beschäftigen, die sich leider nicht ganz so entpuppt hat, wie das eigentlich geplant war. Doch alles der Reihe nach.

Am Dienstag bekam ich einen Anruf von der Firma in Japan, das man sich nun genüge, die weiteren Schritte mit mir zu besprechen. Leider ging es von diesem Punkt an nur noch Berg ab. Das Visum, was sie mir beantragen wollen, gilt nur für einen Monat, beendet mein anderes Visum komplett und bedeutet, dass ich Mitte April das Land verlassen müsste. Falls es überhaupt dazu kommt. Denn, die Beantragung des Visums dauert ein bis drei Monate. Doch, bevor es überhaupt beantragt werden kann, müssen einige Dokumente nach Deutschland per Post an meine Uni geschickt werden, von einem Verantwortlichen dort unterschrieben und wieder zurück zur Firma geschickt werden. Nach Adam Riese ist es also gar nicht möglich, rechtzeitig anzufangen, selbst wenn es nur genau 30 Tage dauert, das Visum zu beantragen. Mein Gedanke dazu war natürlich, na gut, dann fange ich eben später an. Das wollte Japan dann plötzlich aber gar nicht hören. Ja, sie wären ja kulant, aber länger als bis zum 15.04. könnte ich auf keinen Fall arbeiten, egal, wann es mögliche wäre, anzufangen. Was heißt das für mich? Ich breche am 20. Februar ohne jede Sicherheit meine Zelte in Kyôto ab, benutze meine ganzen Ersparnisse um in Tôkyô über die Runden zu kommen, nur um dann vielleicht Ende April das Land verlassen zu müssen, ohne die Möglichkeit überhaupt zu arbeiten.

Herzlichen Glückwunsch! Wir haben ein fast schon bilderbuchhaftes Beispiel für japanische Gesichtswahrung zu tun. Sie wollen mich nicht als Praktikantin, aber die Zentrale macht Druck und eine offene Absage wäre inakzeptabel. Also wird so lange getrödelt, bis der Praktikant etwas anderes findet. Wenn das nicht hilft (sie wird nur noch anhänglicher), dann lege man ihr so viele Steine in den Weg, bis sie von alleine absagt. Alle behalten ihr Gesicht, und man kann alles entweder auf deutsche Postwege, japanisches Visarecht oder die Unwilligkeit des Praktikanten schieben. Manche Sachen muss man einfach selbst erleben, um sie wirklich zu glauben.

Nun stehe ich also vor dem absoluten Nichts. Aber keine Angst, so schnell geht die Welt nicht unter. Am 20. Februar muss ich aus dem Wohnheim raus, und bis dahin werde ich meine ganze Wohnungseinrichtung ausräumen. Ich habe über die letzten Monate mein gesamtes Stipendium und einige Euro vom Weihnachtsgeld plus Monatsgelder und Nebenjobsgehalt angespart. Das Geld war eigentlich dafür gedacht, das Praktikum in Tôkyô zu überstehen, weil das Gehalt dafür erst am Ende des Monats ausgezahlt worden wäre. Und das werde ich jetzt dafür verwenden, durchs Land zu reisen. Damit komme ich bei guter Führung ziemlich lange hin. Und es wird sich schon auf dem Weg eine Möglichkeit finden, etwas dazu zu verdienen. Sie es als Au Pair, Was-auch-immer-Sitter oder Sprachlehrer. Zur Not gehe ich eben Kellnern.

Gut, nachdem die ersten Klarheiten beseitigt sind, noch ein paar weitere Geschichten heute. Ich war bei einem kleinen Schreinfest, wo morgen die Oni (Teufel) ausgetrieben werden. Da muss man die scheußlich verkleideten Ungeheuer mit Masken mit japanischen Bohnen bewerfen, damit das Böse im neuen Jahr (ja wir haben immer noch Neujahr hier ^.^) weg bleibt und das Glück näher kommen kann. Und danach muss man die Anzahl seiner Lebensjahre in Bohnen essen. … Na gut, mach ich halt mit!

Danach zur Schokoladenausstellung im Nobelkaufhaus. Oh, ihr Lieben, die Japaner gehen völlig gaga zum Valentinstag. Da müssen die Mädchen ihrem Schwarm selbstgebackene Schokolade schenken, und allen anderen Freunden und Verwandten gekaufte Schokolade als „Geschenk“ anbieten. Für die Industrie natürlich eine Win-Win Situation. Nicht nur können sie unendliche Variationen an Backmischungen verkaufen, sondern eben auch fertige Pralinen. Verständlich also, dass das Nobelkaufhaus in Shijô bis zum Valentinstag das Beste vom Besten an Schokoladen und Pralinen anbietet, auf einer riesigen Sonderfläche mit Probierproben. PROBIERPROBEN! Also wird sich einmal durch die gesamte Auslage gefressen (beim dritten Besuch bekam ich dann aber zu böse Blick von den Verkäuferinnen) und schließlich ein paar Stücke teures Nougat gekauft. Danach treffe ich mich mit den anderen Leuten aus meiner Japanischklasse zum zünftigen Abschied von den Prüfungen. Natürlich im All-You-Can-Eat Pizza Restaurant. Ich sitze inmitten von meinen Lieblingsasiaten und kann nach einer Woche stressbedingter Nudel- und Kartoffelbrei Diät endlich wieder richtig zulangen.

Die Prüfungen sind im Endeffekt nicht so desaströs gewesen, wie gedacht. Manche liefen besser, als andere, aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Außer mit der Montagsprüfung. Sollte mir diese Lehrerin noch einmal über den Weg laufen, werde ich ihr mal zeigen, zu was so ein Zwiebeltyp alles fähig ist >.<°

Morgen endlich ausschlafen. Und nicht die ganze Nacht mit lernen verbringen. Das wird ein guter Tag.

PS: Oh mein Gott, gerade sind mit einem halben Jahr Verspätung endlich die Noten für meine Hausarbeit eingegangen, die ich damals noch in Japan fertiggestellt habe. 1,3 sagen, dass ich anscheinend noch nicht ganz unfähig bin. Und wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich geh jetzt noch ein bisschen feiern.

2 Kommentare:

  1. tolle Bilder! die kunstvollen Schokokreationen sind einfach viel zu schade, um sie einfach aufzuessen. Nur das Schwein mit der rosa Schleife finde ich ziemlich abartig. Okey, Geschmäcker sind verschieden!

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  2. Ich stimme zu, das rosa Schwein würde ich nicht als Liebesbeweis bekommen wollen. Was ist denn das für eine Botschaft?

    Jetzt bin ich erfolgreich hungrig und werde mir ein zweites Frühstück suchen. Die asiatisch bemalten Süßigkeiten sahen am besten aus! (Kyoto hat sowieso die besten Süßigkeiten)

    Kannst du für deine Reisen nicht einfach mal durch die Blogs und Homepages von den ganzen Tourismuspromotern suchen? Japan ist ja gerade dabei den Tourismus zu fördern. Ansonsten kannst du ja auch bei der Reisaussaat helfen im Frühjahr.

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