Gestern war ich im Ghibli Museum. Aber, außer dem Fakt, dass ich mir beinahe einen riesigen Totoro gekauft hätte, egal, wie er mit nach Deutschland hätte kommen sollen, gibt es da nicht viel zu erzählen. Viele schreiende Kleinkinder. Und ein totales Kameraverbot.
Wenn mich jemand fragte, welche Farben ich mich Hanami (dem Anschauen von Kirschblüten im Frühling) assoziiere, dann wäre meine Antwort sicherlich etwas befremdlich. Für mich ist Hanami rosa-weiß-blau. Rosa und Weiß für die Kirschblüten, und blau für das Meer an blauen Plastikplanen, dass sich unter den Bäumen ergießt. Das ist alles sehr mysteriös, weil ich ehrlich gesagt noch keinen einzigen Laden gefunden habe, der Plastikplanen in dieser Größe und Farbe verkauft. Und doch scheint jeder Japaner mindestens ein Exemplar zu besitzen. Bekommt man die vielleicht zusammen mit der Staatsbürgerschaft ausgehändigt? Besagte Planen werden dann von Japanern bevölkert, die mit Freunden, Familie und Firma unter den Kirschblüten feiern. Bier, Essen und Musik inklusive.
Langsam öffnen sich die Blüten, und heute ist einer der ersten schönen Frühlingstage, also mache ich mich auf in Richtung Ueno Park. Die Planen pflastern bereits größte Teile des Bodens unter den Bäumen, und die Stimmung ist ausgelassen. Zwischen in blau gebetteten Bäumen schieben sich die temporären Besucherströme, durch Alleen, entlang des Sees und vorbei am Parkeigenen Zoo. Es gibt einen kleinen Schrein, schwanenförmige Tretboote und einen kleinen Flohmarkt.
Um einen guten Platz für seine Plastikplane zu finden, muss man übrigens früh aufstehen. Bei Parköffnung rennen (zumeist die neuen Mitarbeiter der Firmen) auf die besten Plätze zu und kleben ihre Planen fest. Und dann heißt es warten. Denn, bis die Kollegen am Abend oder späten Nachmittag zum Feiern kommen, muss der Platz gehalten werden. Nicht unähnlich den deutschen Urlaubern, die frühmorgens aufstehen, nur um mit ihrem Badetuch eine Strand- oder Poolliege zu reservieren.
Im Ueno Park ist das Publikum wirklich gemischt. Da gibt es die alten Ehepaare, die jeden sich nähernden Besucher erst mal misstrauisch beäugen und trotz geschätzten 102 Jahren immer noch perfekt auf dem harten Boden knien. Außerdem die junge Generation mit Partyhüten und aus Kisten gebastelten Tischen, Firmenfeiern mit eigenem kleinen (illegalen und deswegen „versteckten“ Grill) und Familien mit kleinen Kindern, die sich damit bespaßen einander Seifenblasen ins Gesicht zu pusten. Die Stimmung ist wirklich ausgelassen, ein Shamizen Spieler hat sein Instrument wohl zu einem Hybrid zwischen Gitarre und Shamizen umgebaut und gibt japanische Evergreens zum Besten. Die umstehenden Leute tanzen.
Das mit den Planen ist ja wirklich lustig. Vati ist ganz neidisch auf deine tollen Fotos mit den Vögel, die der Japanerin aus der Hand fressen. Das blühende Kirschblütenmeer ist wirklich sehr eindrucksvoll. Da kann man die Japaner schon verstehen, dass jeder die Pracht geniessen will.
AntwortenLöschenDas mit den Planen habe ich auch nie verstanden. Ok, dass man sich nicht auf den kalten Boden setzen will. Aber warum eine Plastikplane? Und warum auch noch blau? Das sieht immer total nach Obdachlosen aus. Oder nach Baustelle.
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