Es ist jetzt knapp 8 Uhr abends und ich bin vor 3 Stunden
aufgestanden. Warum? Weil ich die Feierlaune der Tôkyôer Partymeute
unterschätzt habe. Und alles nur, weil ich einmal ordentlich in Tôkyô feiern
wollte.
Ich war im Womb, einem sehr berühmten Club in Shibuya. Die Tore öffnen
sich dort erst um 11 Uhr abends, aber da zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens
keine Züge fahren, muss man sich eine ganze Weile im Viertel herumdrücken, bis
die Party wirklich in Fahrt kommt.
Glücklicherweise habe ich mich auf dem Weg
in den Club völlig verlaufen, ominöse Nebenstraßen mit Love Hotels durchquert
und (ungewollt) eine Menge Zeit totgeschlagen, bis es endlich hieß, das
Eintrittsgeld zu bezahlen. Das ist in Tôkyô wirklich kein Kleingeld, unter 25
Euro kommt man selbst als Frau nirgends rein.
Dafür gab es bereits eine tanzwütige Meute, gute Musik (House) und eine tolle Light Show. Während die in
Deutschland ja meistens von der Decke kommt, haben sie im Womb die Strahler an
die Wand der Stirnseite der Tanzfläche angebracht, die sich nach Oben und
Unten, Links und Rechts drehen. Das gab einige wirklich coole Effekte. Außerdem
ein geldsparender Ausländertrick: Der Satz „Kore wa nan desu ka?“ (Was ist das?)
ist auf der Tanzfläche wirklich sehr nützlich. Dabei springt meist mindestens
eine Kostprobe des Getränks heraus.
Ich hatte wirklich viel Spaß beim Tanzen,
vor allem, weil die meisten Leute bereits zu betrunken waren, um sich über die
Ausländerin in ihrer Mitte zu wundern. Gegen 4 Uhr morgens waren meine Füße
wirklich am Ende, doch noch keine Züge Richtung Nakano in Sicht.
Also setze ich
mich in eins der 24 Stunden Laufband Sushi Lokale und lernte dort noch einige
nette andere gestrandete Japaner kennen. Außerdem ist Sushi auch um 5 Uhr
morgens lecker. Einige haben am Freitag! Bis 1 Uhr nachts Überstunden gemacht, sind
dann trinken gegangen und nun zum Frühstück ins Sushirestaurant gekommen, bevor
es mit dem ersten Morgenzug nach Hause geht. Nur die Harten kommen in den
Garten, und so.
Gegen 6 war ich dann endlich zu Hause. Morgen geht es dann
zur Ausstellungseröffnung meiner Kollegen.
Und jetzt erinnerst du dich, dass ich nicht in Tokyo, sondern in Akita im Wald gewohnt habe. Da war jeder Abend auswärts automatisch mit durchmachen verbunden, denn der erste Zug kam 8 Uhr morgens (Oder man hat 50€ fürs Taxi nach Hause gezahlt, etwa die Summe für die man mit dem Nachtbus nach Tokyo kommt). Man lernt sich zu arrangieren, dafür haben die meisten Karaokebars ja billige Nachttarife.
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