Samstag, 26. November 2011

Kitanotenmangu und Unifest


Meh, das 3-Monats Tief hat mich voll im Griff und ich glaube kaum, dass sich das in den nächsten Wochen ändern wird. Keine außergewöhnlichen Noten in den Tests, endlose Hausaufgaben, kaum Zeit für andere Dinge und eine komische Erkältung sorgen wahrscheinlich dafür, dass das in nächster Zeit noch so bleiben wird. Es hilft auch nicht viel, wenn man erkennt, dass die meisten Ausländer, mit denen man bisher immer geholfen hat, kein Interesse daran haben, einem zu helfen. Aber genug rumgenölt, deswegen liest keiner hier den Blog.

Vor zwei Tagen sind ein paar Kerle bei uns „eingebrochen“. Ich setze das in Anführungszeichen, weil ich (a): Nichts davon mitbekommen habe, außer das lautes Gegröle und Krawall mich gegen 3 Uhr morgens vom Schlafen abgehalten hat, (b): sie zwar über das massive Eingangstor geklettert sind, aber (c) so lange über die Klingelanlage eine bekannte Zimmernummer angeklingelt haben, bis die Bewohnerin ihnen freiwillig die Tür öffnete. Das Mädel hat uns also eine Horde betrunkener Kerle ins Haus gebracht, die den Eingang verwüstet haben aber zum Glück nicht genug Hirn (Handkoordination) mehr hatten, um den Aufzug zu benutzen. Es war eine vollständige Ausländergruppe, was natürlich Wunder für unsere Reputation im Wohnheim und generell getan hat.

Aber ok.  Am Freitagabend hat mich unsere Hausmutter mit zu einem abendlichen Fest am Kitanotenmangu Schrein genommen. Wir haben Takko Yaki (frische Oktopus Stücke , die ein einem Teigmantel gebraten werden) und allerlei verschiedene Süßigkeiten gegessen. Außerdem konnte man den Schrein und seine Umgebung bei Nacht angestrahlt bewundern. Die Fotos reichen natürlich nicht an die Realität heran, aber es war wirklich eine unglaubliche Stimmung. Außerdem hat mir unsere Hausmutter viel über ihre Kindheit in Kyôto erzählt.

Heute geht es dann für mich trotz starken Kopfschmerzen und Übelkeit zum Unifest, denn dort habe ich mich mit einer guten Freundin aus dem deutschen Koversationskurs verabredet. Doch zunächst muss eine Parkmöglichkeit für mein Fahrrad gefunden werden, da das gesamte Unigelände zur Fahrradfreien Zone erklärt wurde. Sehr verständlich, wie sich später herausstellt. Nun ist so ein Stellplatz normalerweise nicht schwer zu finden. Man stellt sein Fahrrad einfach möglichst dicht zu einer bereits existierenden Gruppe von Fahrrädern, besonders gerne unter ein „Hier keine Fahrräder abstellen“ Schild. Der Vorteil an einem solchen Frevel ist nämlich, dass an diesen Schildern meistens ein Zettel mit dem nächsten „Abschleppdatum“ hängt. Nur an diesen ausgeschilderten Tagen werden die Fahrräder von der Polizei auch wirklich eingesammelt und verschrottet. Ich nähere mich also dem nächsten „Parken verboten“ Schild und beginne nach kurzer Musterung selbigen schön bunt zu Fluchen. Natürlich ist der „Abschlepptag“ für diese Gegend genau heute. Hätte ich mir ja auch denken können. Also geht es auf zu einem der großen Fahrradparkplätze, die normalerweise ziemlich viel Geld kosten. Zu meinem Glück hat die Dôshisha aber die Parkplätze in direkter Nähe während des Festes gemietet und stellt sie kostenlos zur Verfügung. Also habe ich praktisch nur ein Problem: Wie finde ich mein Fahrrad nach ein paar Stunden in diesem vollgestellten Parkplatz nur wieder?

Kaum auf dem Campus angekommen, werde ich mit dem zweiten Problem konfrontiert. Ich habe noch 10 Minuten, um zum Treffpunkt in einem der Gebäude am anderen Ende des Campus zu kommen. Normalerweise mehr als genug Zeit, doch wie die ersten Bilder beweisen, mit diesem Massenandrang fast unmöglich. Das Vorrankommen wird außerdem durch die „Standmitarbeiter“ erschwert.  Das Campusfest wird vollständig von den Studenten organisiert und jeder Kurs/Club/Zirkel/Verein innerhalb der Uni ist mit einem Stand, einem Raum oder Bauchladenhändlern vertreten. Und alle wollen natürlich am meisten Geld machen. Und wer mir noch einmal weismachen will, dass Japaner immer ach so höflich und zurückhaltend sind, den schleppe ich morgen eigenhändig mit durch diesen Trubel.

Denn auch das höflichste „Ikagadeshôka“ verfehlt seine Wirkung, wenn es einem von allen Seiten ins Ohr gebrüllt wird und die „süße“ Maid vom Yakitori-Stand dich am Ärmel packt, während ein Kerl im Ballkleid und High-Heels aber schon deine Hand in Richtung Popcorn zieht und du eigentlich den netten Herrn mit dem scharfen Katana am Gürtel direkt vor dir auch nicht verärgern möchtest. Morgen versuche ich von diesem Wahnsinn ein gutes Video zu kriegen, heute geht es erstmal nur ums Überleben.

Zusammen mit meiner Freundin geht es dann erstmal zu einer Showvorführung im Kendô und der Kaligraphie Ausstellung. Besonders gefallen mir dort das Bild mit den 3 Affen aus Nikko (alles mit dem Pinsel gezeichnet) und einen Schriftzug, auf dem der Verfasser folgendes verewigt hat: „(Man) lerne das Gestern, lebe das Heute und erwarte das Morgen“ . Weiterhin habe ich versucht einige der schönsten Animierdamen/herren von den Ständen zu fotografieren. Für heute halte ich mich noch mit dem Essen zurück, aber das selbstgemachte Popcorn, die „Schwein Suppe“ und Yakiudon sind schon mal wirklich gut. Außerdem beobachten wir die Herren der Schöpfung beim Abwasch (recht so), Wrestling und können außerdem die Schlafräume der Festmitarbeiter finden, die über Nacht hier bleiben müssen. Danach muss ich mich leider schon verabschieden, den mein Kopf dröhnt inzwischen und ich will noch versuchen irgendwo ein Fieberthermometer aufzutreiben.

Morgen geht es dann nochmal auf das Fest, und danach müssen Bücher für unsere Minderheiten in Japan Präsentation/Hausarbeit durchgearbeitet werden. Yay… >.<

2 Kommentare:

  1. Die Bilder vom Tempel sind wirklich sehr stimmungsvoll. Die herbstliche Blattfärbung ist einfach grandios. Toll eingefangen! Ist das die Anlage mit dem goldenen Tempel, in der wir damals auch waren? Kopf hoch,es kommen auch wieder bessere Zeiten. Ein paar Widrigkeiten gehören nun mal zum Leben dazu. Immer nur eitel Sonnenschein wäre doch auch langweilig!

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  2. Heiliger Bimbam, Japaner sind ja manchmal die prüdesten und zurückhaltesten Menschen überhaupt aber wenn es ans Crossdressing geht, kennen sie keine Schamgrenzen...

    Das drei-Monatstief kann auch einfach nur der Herbstblues sein, mit dem Unifest dürfest du doch genug frische Luft und genug Spaß bekommen um dich da wieder rauszuholen. Und wenn nicht, dann habe ich ein Youtubevideo einer Lesung der schlechtesten LotR Fanfiction, die je geschrieben wurde. Wenn du da nicht lachst, brauchst du ärztliche Hilfe ^_ ~

    http://www.youtube.com/watch?v=BMbjK1m6alg

    Ach ja, nach der Einbruchssache würde ich den Baseballschläger mit ins Bett nehmen....

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