Mittwoch, 18. Januar 2012

Vor zwei Tagen hat mein 100 Yen Wecker den Geist aufgegeben. Natürlich genau an dem Tag des riesigen unglaublich wichtigen und sowieso viel zu schweren Kanjitests. Da kommt Freude auf. Zwar bin ich nicht zu spät zum Test gekommen, aber die fest eingeplanten (und bitter nötigen) 3 Stunden vor dem Test um noch knapp 50 Kanji in meine Erinnerung zu zementieren haben jetzt natürlich gefehlt. Ich glaube, mein Kopf hasst mich. Er schafft es, mich knapp 15 Minuten vor dem Testanfang aufzuwecken, also genau noch genug Zeit, wie ein angeschossenen Eichhörnchen in Richtung Uni zu sprinten, aber im Endeffekt keiner Zeit, mich geistig auf das Desaster vorzubereiten. Somit können wir diesen Test ruhig als Totalblackout werten.

Außerdem habe ich jetzt offiziell meine zwei längsten Tage an der Dôshisha hinter mir. Vorlesungen bis 8 Uhr abends sollten verboten werden. Außerdem bringen sie nix. Die Studenten flüchten sich aufgrund von Übermüdung und akutem Aufmerksamkeitsproblemen in die abstrusesten und flachsten Witze, die man sich nur ausdenken kann, was wiederrum den Lehrer nervt und sich langsam in eine Atmosphäre steigert, in der nichts mehr geht aber alle irgendwie auf 180 sind.

Dienstag ist dann wenigstens unsere Präsentation gut über die Bühne gegangen. Aber irgendwie versetzt es der Euphorie über diesen Umstand einen gehörigen Dämpfer, wenn der Lehrer danach nur ein kurzes „exzellent“ von sich gibt, bevor er sich aus dem Staub macht. Ich habe mir für dieses Teil ein paar Nächte um die Ohren geschlagen und Exel bezwungen, und er kann mir noch nicht mal einen ganzen Satz als Einschätzung geben? Pah! Na gut.

Heute war die vorletzte Stunde mit einen Deutschstudenten. Und ich habe ihnen natürlich, uneigennützig wie ich nun mal bin, meinen Japanischaufsatz zum Korrigieren mitgenommen. Nachdem er praktisch einmal durch den Fleischwolf gedreht wurde, habe ich zwar keinerlei Vertrauen mehr in meine Japanischkenntnisse, aber wenigstens einen (halben) Aufsatz, den meine Lehrerin nicht (wie sonst) direkt an die Wand klatschen muss. Das Bild ist von einem der beidem Kurse, nämlich dem Weiberhaufen ;)

Als nächstes habe ich mich auf die Suche nach einem neuen Wecker gemacht. Klein-Bettina lernt ja aus ihren Fehlern, und weiß jetzt, dass ein Wecker für umgerechnet weniger als einen Euro vielleicht doch nicht so vertrauenswürdig ist. Die großen Elektromärkte sind aber einfach die Reise für einen Wecker nicht wert, weswegen ich versucht habe, einen in meiner Umgebung aufzutreiben.

Gesucht- und schließlich auch gefunden. Ein kleines, verstecktes Geschäft in einer Nebenstraße verkaufte Uhren aller Arten. Also… jedenfalls eine von jeder Sorte: die im Schaufenster. Dieses kleine Geschäft wird anscheinend nur von den Bewohnern des Viertels benutzt, die sich dann eine Uhr aus dem Katalog aussuchen und ein paar Tage auf dessen Bestellung warten. Deswegen beschränkt sich das Ladeninventar auf genau die Uhren, die im Schaufenster ausgestellt sind. Habe ich auch noch nicht erlebt, sowas. Aber egal, ich wollte ja nur EINEN Wecker. Und einen digitalen, weil… der ist besser und genauer einzustellen. Damit beschränkte sich die Auswahl auf genau zwei Wecker. Einen Riesigen, dessen Tastenbedienung mir aber schon von Weiten so kompliziert erschien, deswegen gewannt Kandidat 2, ein etwas abenteuerlich geformtes orangenes Ungetüm.

Als mir die Inhaberin nun mit großem Stolz ihre Uhr vorführen wollte, brach die obere Plastikkappe ab und ich fand, dass das dem ästhetischen Aussehen des Weckers nicht wirklich geschadet hat. Also haben wir uns auf einen Rabatt geeinigt, und sie hat mir die Batterien mitgegeben (inklusiver einem Stück Klebeband, mit dem der Plastikdeckel wieder fest auf dem Gehäuse sitzt). Also ein sehr erfolgreicher Einkauf.

Als letztes möchte ich erwähnen, dass ich nun die korrekte japanische Übersetzung für „einen Flunsch ziehen“ kenne. Da soll noch einer sagen, ich würde hier nix anständiges lernen.

Oh… und… also… TOKYO HAT ZUGESAGT! Sie nehmen mich, sie nehmen mich , ulalala, sie nehmen mich. Und sie bezahlen mich, und sie haben keine Ahnung, was sie sich damit ins Haus geholt haben. Aber das werden sie wohl noch früh genug erfahren. Jetzt heißt es nur, Wohnung suchen, Umzug planen, Zelte in Kyoto langsam abbrechen und… ach ja, 3 Wochen Prüfungen überstehen. Das wird ein Spaß.

2 Kommentare:

  1. Abgefahrenes Teil, der Wecker!.
    Wenn dein Lehrer "exzellent" sagt, reicht doch ein Wort. Sonst beschwerst du dich immer, wenn die Japaner mit ihren Höflichkeitsformen alles so umständlich formulieren.
    Würde gern mal ein Bild von einem Japaner sehen, der einen "Flusch" zieht. Währe bestimmt lustig, hi,hi!

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  2. Jippieh!! Also... zum letzten Absatz ;-)
    Wann fängst du genau in Tokyo an, also wieviel (Frei-)Zeit hast du nach deinen Prüfungen noch?

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