Uff, das waren zwei leicht anstrengende Tage. Jetzt bin ich um etliche Kontakte, Katzenohren und eine Erkältung reicher. Aber im Endeffekt hat es sich gelohnt. Als ich gerade am Freitag zur verfrühten Halloween Party aufbrechen will, klingelt es an meiner Tür. Fumi sagt, wir hätten Wohnheimsitzung und bringt mich mit in den Gemeinschaftsraum. Dort sind ziemlich viele Japaner und ein paar Ausländer versammelt, die nicht wie ich den Aushang einfach ignoriert haben. Es wird einiges besprochen, ich lerne die Japaner auf meinem Flur etwas näher kennen und dann breche ich mit Fumi zusammen in Richtung Kamugawa auf. Sie zeigt mir einen Schleichweg nach Shijô, auf dem man nicht ständig Angst haben muss, von entgegenkommenden Fahrradfahren und den Massen auf dem Fußweg über den Haufen gerannt zu werden.
Wir halten kurz vor dem Treffpunkt an einem Kombini, und als ich Fumi frage, was sie denn jetzt einkaufen würde, bekomme ich nur ein trockenes „Sake“ zur Antwort. Na das kann ja lustig werden. Mit irgendeinem gefährlich aussehenden Mixgetränk in der Hand kommen wir bei den bereits versammelten Feierwütigen an. Der Kamugawa (Fluss) ist anscheinend Abends ein Treffpunkt für junge Leute ohne das nötige Kleingeld für Karaoke oder Clubs. Unzählige Gruppen stehen, hocken oder Sitzen entlang des Flussufers, zumeist mit Alkohol und Essen aus dem Konbini versorgt.
Unsere Gruppe ist schon gut dabei, und eine halbe Stunde später sind die ersten Japaner bereits mehr als angeheitert. Das gleiche gilt aber auch für einige Ausländer, die anscheinend ihre Alkoholresistenz gegenüber unseren einheimischen Freunden demonstrieren wollten und dabei die Mixgetränke dann doch unterschätzt haben. Außerdem ist mein bester kubanischer Freund mit seinem Rum wieder dabei und teilt kräftig Shots aus. Einige haben sich sogar kostümiert und trinken gegen die klirrende Kälte an.
Wer hätte gedacht, dass es Ende Oktober, in Kyôto, an einem Fluss ohne strahlende Gebäude drum rum, nachts kalt werden könnte. Jeder möge daraus seine eigenen Schlüsse ziehen. Ich laufe von Gruppe zu Gruppe, nippe nebenbei an meinem scheußlich schmeckenden Mixgetränk und mache Photos. Leider kann der Nachtmodus nur so lange funktionieren, wie Restlicht wirklich vorhanden ist. Danach habe ich versucht mit Blitz weiter zu machen.
Am Samstag mache ich mich dann auf den Weg zu Sarahs Geburtstag. Ich schenke ihr meine Prinzenrolle, und bereue es auch nur ganz wenig. Zu viel Schokolade ist schließlich garnicht gut.. Wir gehen folgerichtig zum Tabehôdai, von dem ich vor Wochen schon einmal berichtet habe. Leider wird die Erfahrung dieses Mal etwas getrübt. Drei Personen sind einfach nicht aufgetaucht, obwohl klar war, dass Sarah dann Strafe für die Reservierung bezahlen muss. Außerdem scheinen die Kellner uns als Gruppe von Ausländern mit weniger Japanern für dumm verkaufen zu wollen. Wir warten fast eine Stunde der maximalen 2,5 Stunden auf das erste Essen, und die meisten Sachen kommen in der letzten halben Stunde, einige sogar nachdem wir bezahlt haben und gehen müssen. Eine Entschuldigung gibt es auch nicht.
Danach treffen wir uns mit ein paar weiteren Leuten und fallen in eine Karaokebar ein. Da gibt es ein All you can eat Eisbuffet und kostenlose Getränke. Außerdem bekommen wir einen riesigen Raum mit Lichtshow und Bühne und … hach das ist ein toller Raum. Leider wird auch diese Erfahrung getrübt, weil ein Mädel fast 10 Lieder hintereinander eingibt und dann auch noch darauf besteht, sie alle zu singen. Ich verabschiede mich irgendwann gegen eins während die anderen immer noch darauf warten, dass sie vielleicht auch mal singen können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen