Heute ist der Tag aller Tage. Zum Mittag soll ich mich mit meiner neuen potentiellen Arbeitsgeberin zum Mittessen treffen. Ich wetze an meinem erstaunten Lehrer vorbei nach draußen, um auf jeden Fall pünktlich am Haupttor zu sein. Dort bekomme ich dann auch noch mit, dass der Kaiserpalast für diese Woche dem gemeinen Volk zugängig gemacht wird. Gut, dass mir das mal jemand sagt! Aber wirklich konzentrieren, kann ich mich auf das Gespräch nicht.
Dann kommt endlich eine resolute, jung aussehende Frau, die mich gleich ganz freundlich (und ich meine hier nicht höflichkeitsfreundlich) anlächelt. Sie entschuldigt sich für die Verspätung und meint, wir könnten doch besser außerhalb der Cafeteria Essen gehen. Als wir ein winziges, traditionelles Restaurant betreten und ich die kleine (aber teure) Speisekarte sehe, rechne ich in Gedanken panisch mein mitgenommenes Geld zusammen. Nur gut, dass ich mir gestern keinen neuen Toast gekauft habe! Ich bestelle das günstigste auf der Karte (ein Menü aus Tunfischsashimi, Misosuppe, Reis, gedünstetem Gemüse und einem Dessert >.<) und wir kommen ins Gespräch.
Gegenüber von uns (es gibt nur einen großen Tisch für alle Gäste) sitzen drei ältere Damen im Kimono. Zu gerne hätte ich ein Photo gemacht, aber erstmal sind ja andere Dinge wichtiger. Sie erzählt mir von ihrer Forschung in Bonn, und das ihre Kinder auch in deutsche Schulen gegangen sind, aber jetzt sehr schnell Deutsch vergessen. Wir kommen überein, dass ich sie jeden zweiten Samstag und in den ungeraden Wochen an einem anderen Wochentag unterrichte, für 45 Minuten jedes der beiden Mädchen einzeln.
Dann fragt sie mich, wie viel Geld ich denn verlangen würde. Das ist eine sehr unangenehme Frage und ich hatte solche Angst, irgendeine viel zu hohe Summe zu verlangen. Leider habe ich ja keine Ahnung, wie viel man für Unterrichtsstunden hier verlangt. Und außerdem bin ich ja kein ausgebildeter Lehrer. Für diese 90 Minuten bekomme ich jetzt 3000 Yen. Das kann sich, meiner Meinung nach, sehen lassen. Außerdem möchte die Mutter selbst mit mir Tandem machen und hat außerdem einen Master Studenten, der nächstes Jahr in die Schweiz geht, und auch jemanden sucht. Dazu kommt, dass ich die Kinder bei ihr zuhause unterrichten werde, ihr Mann über Yôkai (japanische Geister) forscht und sie mit mir zur Teezeremonie gehen möchte. Wir haben uns wirklich sehr gut unterhalten und ich habe das Gefühl, dass ich mich mit der Familie sehr gut verstehen werde. Das Mittagessen hat sie dann auch noch bezahlt, und ich war rundum glücklich.
Am Abend wurde unsere normale Manga- und Anime Vorlesung in das Mangamuseum von Kyôto verlegt. Und das ist unglaublich dort! Sie haben die größte Mangabibliothek auf der gesamten WELT! Und wir mussten keinen Eintritt bezahlen. Leider hatten wir nach der schnellen Führung durch unseren Professor nur noch wenige Minuten selbst Zeit zum Erkunden, bevor das Museum schloss. Aber ich schwöre, wenn sie es erlauben würden, ich könnte Wochen in diesen gesegneten Hallen zubringen… ach, was sag ich: MONATE!
Glückwunsch! Das war doch ein rundum erfolgreicher Tag!
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