Mittwoch, 19. Oktober 2011

"Volontär" mit Beziehungen

Manchmal möchte ich zu zwei verschiedenen Tageszeiten zwei völlig verschiedene Blogeinträge verfassen. Der erste heute morgen wäre voll gewesen mit Hasstriaden gegen meine Lehrer und frustriertem Rumgenöle.

Wir haben unseren ersten Aufsatz wiederbekommen, und ich wäre beinahe rückwärts vom Stuhl gekippt. Jeder einzelne Satz bei mir war komplett rot unterstrichen. Das macht natürlich einen sehr aufbauenden Eindruck. Meine Laune war bereits auf dem Tiefpunkt, als sich herausstellte, dass die nette Lehrerin mir jeden Satz rot unterstrichen hat, weil ich den Punkt am Satzende nicht in ein extra Kästchen gesetzt habe. Was soll das denn bitte? Mein Aufsatz sieht aus wie ein rotes Malen-nach-Zahlen Bild, und ich bin völlig frustriert! War das der Plan?

Falls ihre Agenda war, mich für den folgenden Grammatiktest ultimativ zu verunsichern, hat sie ihre Sache wirklich gut gemacht. Ein weiterer Test in den Sand gesetzt. Das hebt die Stimmung. Bedient fahre ich zurück nach Hause, esse Mittag und mache mich fertig für den Unterricht in meiner Deutschklasse.

Um mich und die Studenten auf andere Gedanken zu bringen, greife ich auf dem Weg nach draußen noch schnell nach einer Tüte Gummibären. Die werden dann auch von allen sofort verspeist. Die Professorin hat außerdem gute Neuigkeiten für mich. Ich werde bald bezahlt. Nach der letzten Stunde war sie anscheinend so von mir begeistert, dass sie sich bei der Fachschaft für mich stark gemacht hat. Erstmal kriege ich eine einmalige Zahlung als „Guest speaker“ und dann sehen wir mal weiter. Es ist nicht die Welt, aber besser als nichts und außerdem gar nicht mal schlecht für einen „Volontär“. 

Außerdem gibt mir einer der Studenten, "Herr Otsuki", wirklich Kraft. Der Vokabeltest von letzter Woche wurde benotet, und die Professorin gibt mir breit grinsend sein Lösungsblatt in die Hand. Die Anforderung war, mit dem richtigen deutschen Wort (in Japanisch über jeder Zeile angegeben) einen deutschen Satz zu formulieren. Die meisten versuchen natürlich die Sätze so kurz wie möglich zu halten (würde ich ja auch so machen). Aber nicht Herr Otsuki. Ich musste ihn einfach dazu bringen, mich sein Blatt fotographieren zu lassen. Also dann, habt Spaß mit einem meiner ganz besonderen Studenten.


1 Kommentar:

  1. Man könnte fast denken, die Sätze wären von einem deutschen Philosphiestudenten, hi,hi! Ein kleines finanzielles Zubrot ist immer gut.

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