Dienstag, 11. Oktober 2011

Frust-Frucht

Manche Tage sind voll mit Wundern, und Schmetterlingen, und süßen japanischen Babys.... Manche Tage sind einfach nur Mist. Ich kommen völlig müde in der Uni an, quäle mich durch die ersten Stunden des Tages und kämpfe verzweifelt gegen Windmühlen, als die Hausaufgaben bekannt gegeben werden. Morgen steht es Test an, wir müssen einen japanischen Aufsatz abgeben und jetzt auch noch mehr Papierberge mit Aufgaben bewältigen, als wir normalerweise am Wochenende aufgebrummt bekommen? Was soll denn das? Heute ist mein freier Tag, meine letzte Ruhebastion vor dem kreativen Chaos, dass sich normalerweise Mittwoch bis Freitag nennt. Und nun soll ich den gesamten Nachmittag mit Sprachübungen verbringen? Welchen Schreingott hab ich nun schon wieder beleidigt?

Obendrein ist unsere Konversationsklasse ein völliger Reinfall. Wer lernen nichts, sprechen irgendwelche Vorstellungen nach und langweilen einander zum zig-tausendsten Mal mit Selbstvorstellungen. Herrgott, fällt denen nicht mal ein anderes Thema ein? Inzwischen würde ich mit Handkuss eine Diskussion über die Wachstumsgeschwindigkeit von Gras führen, oder über den neusten Modetrend in der Hundeindustrie. Gib mir bitte nur irgendwas anderes: als „Hallo, mein Name kennt ihr schon, wo ich herkomme verrät mein Akzent und was ich gern mag geht euch nun mal rein gar nichts an!“

Nach dem Mittagessen geht es dann wenigstens auf zum interessantesten Kurs des Tages, auch wenn das nur im Vergleich eindrucksvoll klingt. Wir hatten ganze 6 Seiten an englischem Text vorzubereiten, und irgendwie verstehen viele anscheinend immer noch nicht mehr als Tostbrot, sodass wir den gesamten Text im Schneckentempo noch einmal durchkauen. Was für eine Verschwendung.

Doch ich kann keine Müdigkeit vorschützen, sondern muss irgendwie durch den Feierabend kommen, um einen halbfertigen Aufsatz zu beenden, irgendwie schnell noch die 5 Arbeitsblätter auszufüllen und schließlich die Kanji für den Test morgen auswendig zu lernen. Für ein solches Unterfangen gibt es nur eine Lösung: Frustshopping!

Kurzerhand zähle ich alles Geld in meiner Geldbörse zusammen, sage in Gedanken meinem Denshijishô für einen weiteren Monat adé und gehe zu dem einzigen Verkäufer, der mich jetzt gerade glücklich machen kann. Der (nicht türkische) Import-Export Obst und Gemüse Händler meines Vertrauens. Und wie sich die Frau freut, mich zu sehen. Anscheinend sieht sie mir bereits an der Nase an, das dies ein Großeinkauf wird.

Knappe 10 Minuten später verlasse ich ihren Laden mit einer extrem leichten Geldbörse, 4 Äpfeln, 4 Orangen, 2 Bananen und einer Grapefruit. Frust Shoppen für Ausländer in Japan mag ja gesund sein, aber eben so wahnwitzig teuer, dass man eigentlich gar nicht drüber nachdenken will, während man in den ersten Apfel für 3 Euro beißt. Was soll ich sagen? Die Vitaminbombe hat unglaublich gut getan. Ich habe noch Stunden später ein leicht debiles Grinsen auf dem Gesicht, und hauche nur „Grapefruit“, als mich eine Zimmernachbarin schief anschaut. Der neidische Blick auf ihrem Gesicht ist es dann schon fast wieder wert.

1 Kommentar:

  1. 1 Apfel 3 Euro?? Ohha, verdammt teures Obst, oder war der Apfel so groß wie ne Melone und kam aus der Umgebung von Fukushima? ;)

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