Montag, 3. Oktober 2011

I don't like Mondays

Es gibt Tage, da möchte man an sich zweifeln. Das Essen schmeckt nicht so gut wie sonst, die Sonne lässt sich kaum blicken und in den Vorlesungen kämpft man mehr gegen die Müdigkeit als schwierige Grammatikkonstruktionen an. Heute ist so ein Tag. Irgendwie war das Wochenende von keinem, mit dem ich heute spreche, besonders gut.

Den einen wurde das Internet gekappt (oh, vergib ihnen, Japan, denn sie wissen nicht was sie tun), die anderen fanden sich auf dem Schlachtfeld eines ersten WG Streits wieder oder bekamen verschiedene gesundheitliche Probleme. So vergeht die Mittagspause mit gegenseitigem Bemitleiden, Seufzen und damit, einander im Erzählen von grausamen Wochenendszenarien zu überbieten. Den Preis für die originellste Katastrophe gewinnt eine Engländerin, deren Mitbewohner versucht hat, seinem „Freund“ am Samstagabend mithilfe eines rosa Korkenziehers das Auge auszustechen. Die traurigste Katastrophe hatte Sally vorzuweisen, deren Fahrrad kaum einer Woche nach dem Kauf gestohlen wurde. Was sie allerdings um 4 Uhr morgens vor einer Bar in Gion zu suchen hatte, wurde aus der Erzählung ausgespart. Etwas ungläubig wird außerdem zur Kenntnis genommen, das ich diesmal von keiner Katastrophe berichten kann. Das dieser Umstand wahrscheinlich nur der Tatsache zu schulden ist, dass ich 70% meines Wochenendes mit Hausaufgaben in meinem Zimmer zugebracht habe, verschweige ich strategischer weise.

Doch es gibt auch ein paar Lichtblicke am heutigen Tag. Es hilft zum Beispiel dem eigenen Wohlbefinden ungemein, andere Menschen (vorzugsweise Japaner) völlig zu verwirren. Dieses Ziel erreicht man nicht häufig, besonders, wenn es sich bei der Zielperson um einen ausgebildeten Japanischlehrer handelt, doch heute haben wir es mit vereinten Kräften geschafft. Eigentlich will uns Matsumoto-sensei nur eine kleine, unschuldige grammatische Form erklären, die in ihrer deutschen Übersetzung irgendwo zwischen „stattdessen“ und „ausnahmsweise heute“ angesiedelt ist. Nach einigen einfachen Beispielen und lustigen Improvisationen seinerseits, sollten wir nun eigene Sätze bilden, und - wenn nötig - Fragen stellen.

Doch bereits der erste Beispielsatz (entsprungen eines von Schlafmangel etwas eingeschränkten Gehirns) bringt ihn aus dem Konzept. Matsumoto-sensei lässt den Satz wiederholen, schreibt ihn schließlich an die Tafel und starrt mit einer Mischung aus morbider Faszination und unsicherem Unbehagen auf die unschuldigen Zeichen. Irgendwann, den Kopf bereits stark zur Seite geneigt, kommt dann sein erster Kommentar: „Ich weiß nicht, was es ist.... aber irgendwas... irgendwas daran,... ist falsch. Aber ich weiß nicht was...“

Der Urheber des Satzes versinkt immer tiefer hinter seinem Tisch und wartet stumm auf das vernichtende Urteil, während alle anderen im Kurs recht amüsiert das Mienenspiel unseres Lehrers verfolgen. Nachdem Matsumoto-sensei uns dann eine etwas komisch klingende Regel präsentiert, die erklären soll, warum und was nun falsch war, sind wir nicht gerade schlauer. Nach zwei weiteren Beispielen wird klar, dass die eben gegebene Regel doch nicht so wirklich funktioniert. Am Ende der Stunde erklärt uns unser Sensei schließlich, dass wir ihn vollständig verwirrt hätten, und er jetzt selbst nicht mehr so genau wüsste, wie diese Form anzuwenden wäre. Manchmal sind es eben die kleinen Dinge, über die man sich freuen kann.

In der letzten Vorlesung referiert unser Dozent über die Geschichte des „Begriffs Manga“ und wie sich das Bild des Manga über 120 Jahre hinweg gewandelt hat. Auch wenn ich nicht alles verstehe, bin ich doch ein klein wenig Stolz, der ganzen Vorlesung in Japanisch relativ gut folgen zu können. Mit einigen Lücken kann ich so auch den Fragenkatalog (anscheinend nach jeder Stunde einzureichen) gut bewältigen. Langsam, Leute... langsam kriege ich das hier wirklich hin.

Apropos, bisher habe ich die Kommentare in meinem Blog sträflich vernachlässigt. Tut mir Leid. Es hat einfach irgendwie nicht gepasst. Aber ich gelobe Besserung. Morgen, nach dem Kanjitest, werde ich versuchen einen Beitrag mit allen Kommentarfragen+Antworten zu schreiben. :)

1 Kommentar:

  1. Sorry, die folgenden Zeilen heben deine etwas traurige Stimmung wahrscheinlich nicht gerade, aber Altkanzler Helmut Kohl seis gedankt, müssen wir in Deutschland heute nicht malochen, sondern können ausgiebig den Sonneschein geniessen.

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