Was für ein Tag, und er ist noch lange nicht vorbei (leider). Zunächst ein Kanjitest am Morgen, verbreitet Kummer und Sorgen. Doch die Stunde vergeht am Ende irgendwann recht schnell und ich mache mich auf zum Bürgeramt. Dort wird mir zeremoniell die Alien-Card überreicht. Nun bin ich also ein registrierter Alien in Japan, nur meinen Heimatplaneten muss ich mir noch selbst aussuchen. Doch wenigstens fühle ich mich jetzt nicht mehr ganz so illegal wie zuvor.
Danach setze ich mich bewaffnet mit einer Dose Pringels zu meinen Kurskameraden, und wir lernen zusammen für den anstehenden zweiten Kanjitest des Tages. Zwischendrin gilt es noch Kummerkasten für die ersten Liebesdramen zu spielen und sicherzustellen, dass ich auch ein paar Chips abbekomme. Nach der letzten Stunde mache ich mich auf den Weg nach Hause und nehme eine etwas andere Route als sonst.
Plötzlich werde ich von einer kleinen Japanerin auf dem Bürgersteig heftig winkend herbeigerufen. Irgendwie kommt sie mir bekannt vor. Und nach einigen Momenten der intensiven Musterung fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Yukino! Eine Schülerin von der Seinanoberschule, auf die ich vor 5 Jahren in Fukuoka gegangen bin. Wir waren damals in der selben Klasse. Wir können beide den Zufall kaum fassen.
Sie hat sich inzwischen de Haare abgeschnitten, während meine wieder gewachsen sind, doch manche Gesichter erkennt man einfach wieder. Anscheinend kommen viele Schüler von Seinan an die Dôshisha Universität, weil beide Einrichtungen eine enge Partnerschaft haben. Yukino erzählt mir außerdem, dass sie am Abend in einer Bar als Barkeeperin arbeitet. Dreimal darf geraten werden, wo ich nächsten Mittwoch hingehen werde. Es ist unglaublich, aber man sieht sich im Leben anscheinend immer zweimal.
Am Abend mache ich mich dann mit Wei Lyn auf den Weg zur Willkommensfeier der neuen Austauschstudenten im Kyôto Palace Garden. Es gibt gutes Essen, die Stimmung ist super, ich treffe viele verschiedene Leute und knipse mir die Finger wund. Doch nun muss ich für morgen noch ein „spontanes mündliches Rollenspiel in Höflichkeitssprache“ vorbereiten. Zum Glück gab es auf der Feier keinen Alkohol, sonst hätte ich mir bestimmt in weiser Voraussicht schon die Kante gegeben.
Nur einen Fehler habe ich bei dem Buffet gemacht. Alle haben sich anscheinend zuerst auf den Kuchen gestürzt, sodass es, als ich an die Reihe kam, keinen mehr gab. Wir haben dann immer in der Nähe der leeren Tortenständer herumgelungert, aber Schokoladenkuchen habe ich leider nur auf den Tellern von anderen (glücklicheren) Gästen gesehen. The Cake is a lie!
Dein Erlebnis mit dem Kuchen erinnert mich uns an unsere erste und einzige Party beim Lionsclub. Da war auch nach wenigen Minuten das Bufet leer und wir konnten nur noch entsetzt die leeren Teller anstarren. Tipp für die Zukunft. Vor Eröffnung des Bufets die leckersten Sachen auswählen und nach der Freigabe sofort draufstürzen! Übrigens, schickes Kleid.
AntwortenLöschenDeine Begegnung mit Yukino ist ja wirklich der Oberhammer, womit sich das Sprichwort wieder einmal bewahrheitet, dass die Welt ein Dorf ist.