Manchmal möchte ich gerne hier auf die Straße gehen, den nächsten Schüler, der mir in seiner Schuluniform entgegenwatschelt anhalten und ihn fragen: Warum lässt du dir das gefallen? Warum vergeuldest du deine Intelligenz, sinnlose Dinge auswendig zu lernen, wenn du einzelnen Bausteine verstehen könntest um diese dann wirklich irgendwann zu BENUTZEN? Wahrscheinlich würde irgendein besorgter Japaner die Polizei rufen und mich aus dem Land schmeißen, aber irgendwann wird das hier wirklich lächerlich! Ich hatte heute meinen riesig super wichtigen Kanjitest.
Und ich habe dafür gelernt. Mit Schweiß und Tränen und stundenlangem vor mich hinstarren bis besorgte Japaner mir eine Flasche Tee angeboten haben! Und was hat es mir genutzt? GARNICHTS! REIN GARNICHTS! Und das ist unsagbar frustrierend. Was ist passiert?
Wir haben in den letzten Wochen Kanjiblätter bekommen auf denen die zu lernenden Schriftzeichen, plus Zusammensetzungen mit anderen Schriftzeichen und Beispielsätze standen. Diese Beispielsätze waren zumeist völlig sinnlos und mit so vielen schwierigen Kanji gespickt, dass ich erstmal 10 Minuten auf mein elektrisches Wörterbuch einhämmern musste, bevor ich überhaupt anfangen konnte die richtigen Kanji in das richtige Feld einzutragen. Aber das waren schließlich Hausaufgabensätze, die jede Stunde vom Lehrer eingesammelt und korrigiert wurden. In dem Test werden sie uns doch sicher einfacherer, allgemeinverständliche Sätze geben, damit wir zeigen können, dass wir die zu lernenden Schriftzeichen in ihrer Bedeutung und Benutzung wirklich verstanden haben.
Ja, ein Mädchen wird doch wohl noch träumen dürfen. NIX WAR! Exakt die Beispielsätze von den Kanjiseiten, von denen ich mich zwar an einige noch erinnern konnte, aber vor den meisten wie schon bei der Hausaufgabe nur Toastbrot ohne Wörterbuch verstanden habe. Ich hatte die meisten Kanji von der Liste drauf, leider nicht die 500 weiteren Kanji, die in den netten Beispielsätzen verwendet wurden. Was für ein großer Unfug! Was heißt das für mich? Für den nächsten Test werde ich stur die Beispielsätze von den Kanjiblättern auswendig lernen, und mich einen Dreck um die eigentlichen Schriftzeichen kümmern, die ja vielleicht nochmal nützlich wären. Sich darüber aufzuregen ist zwar manchmal sehr heilsam, juckt aber im Endeffekt weder meine Note noch meine Lehrer. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als in meinen nicht vorhandenen Bart zu grummeln und das Ganze über mich ergehen zu lassen.
Nach dem versauten Test bin ich zum Immigrationoffice geradelt und habe mir dort meinen Stempel für den Reisepass geholt. Jetzt darf ich so viel Geld verdienen, wie ich will. Fehlt nur noch jemand, der mir das Geld auch gibt. Aber wie schwer kann das schon sein, richtig? Danach bin ich auch noch in die Buchhandlung gefahren und habe ein paar Fotos für Josi gemacht. Ich war im Junkudo, eine der größten Buchläden in Japan. Eine Bestseller Wand habe ich nicht finden können, generell sind die Bücherreihen sehr viel enger und höher gebaut als in Deutschland. Da kann man ja meist ziemlich gut den Laden überschauen und hat auch freie Flächen zur Orientierung, während hier 4 Etagen vollgestellt sind bis zur Decke. Die ersten Bilder sind (natürlich) aus der Mangaabteilung.
Ich habe dort fast 10 Manga mit mir herumgeschleppt, bis mir eingefallen ist, dass ich kein Geld habe, und sie wieder hinstellen musste. Oh, die Scham. Dafür sind an den Stirnseiten der Regale meist Poster oder Hinweise angebracht, welche Neuerscheinungen oder besonderen Manga in diesem Regal sind. Bei neuen Serien hängt außerdem ein kleines Infoheft an der Regalwand, in denen die ersten Seiten des Manga angeschaut werden können. Alle Manga sind nämlich inzwischen in Folie eingeschweißt und nicht mehr so einfach zu öffnen wie zuvor.
Auf den anderen Stockwerken war es ähnlich. Hohe Regalreihen, nur gab es dort meistens eine Sektion für Neuerscheinungen. Ich hab auf jeder Etage ein paar Bilder von gemacht. Hoffe, sie helfen dir weiter. Außerdem habe ich dann doch noch etwas gekauft. Ein Magazin für die neusten modernen Kimonotrends. …. … Es war pink und es hat geglitzert und soooo viele hübsche Kimono drin gehabt und… ich hatte keinen besonders guten Tag. So, genug gerechtfertigt. Heute Abend geht es an den Sanjofluss um etwas verfrüht Halloween zu feiern und morgen Abend ist Sarahs Geburtstagsparty. Und am Montag ist ein weiterer großer Test, wer hätte das gedacht >.<
Nachdem, was du damals erlebt hast, wie die Japaner Englisch lernen, hättest du das mit den Beispielsätzen fast vermuten können. Die Bilder können wir mit dem neuen Bilderdienst problemlos anschauen.
AntwortenLöschenIch hab bei Koreanisch fast ein Semester gebraucht bis ich gecheckt habe, dass die Sätze (zwar mit anderen Vokabeln) im gleichen Grammatikmuster einfach aus dem Buch genommen wurden. Und ich habe mir extra die Mühe gemacht zu versuchen die Sprache zu verstehen.
AntwortenLöschenDas ist wirklich manchmal frustrierend am japanischen Bildungssystem!
Ganz vielen Dank für die tollen Bilder und die Beschreibung des Buchladens. Und es tut mir furchtbar leid, dass ich dich in den Sündenpfuhl geschickt habe ohne die nötigen Mittel das auch voll auszukosten....