Freitag, 30. März 2012

Abschied bitersüß


Mein IT Kollege hat sich heute noch einmal selbst übertroffen. Nachdem ich ihm heute als Erstem ein Stück selbstgemachten Kuchen überreicht habe, und im Gespräch bemerkte, dass ich DBZ und Figuren mag, dachte ich mir noch nichts dabei. Doch als ich von der Mittagspause wiederkam, standen 4 nagelneue Actionfiguren auf meinem Tisch. Und zunächst wusste keiner, wo sie herkamen. Als der IT Kollege dann wiederkam, wurde klar, dass er die ganze Mittagspause damit verbracht hatte, die Actionfiguren aus Spielautomaten der Umgebung zu ziehen. Als er sich dann noch wortreich dafür entschuldigte, dass mein Lieblingscharakter nicht dabei war, stand für mich fest: Den treffe ich wieder. So einen lieben Kerl findet man selten.

Der Abschied aus der Firma war dann bittersüß. Alle sind aufgestanden und haben mir applaudiert. Ich habe viele kleine Geschenke bekommen, von einer DVD über Süßigkeiten und Actionfiguren hin zu Orangen, aber ein Geschenk stand heraus. Als ich vor der gesamten versammelten Firma stand und mich verabschiedete, kam meine Kollegin und überreichte mir einen selbstgestalteten Bildband mit allen Fotos, die von mir in der Firma (mit und ohne mein Wissen) gemacht wurden. Fast jedes Ereignis des letzten Monats ist dort verzeichnet, mit handgeschriebenen Nachrichten meiner Kollegen. Ich musste mich stark zusammenreißen, nicht zu heulen und Gott und alle Welt um eine Verlängerung anzuflehen.

Danach sind wir zum Trinkgelage aufgebrochen. Nach 4 Jack Daniels Shots und einem Nihonshû war ich dann doch wieder etwas lustiger. Die anderen übrigens auch. Ein älterer Kollege hat es sich zur Aufgabe gemacht, mir den perfekten Ehemann zu finden, denn als Ausländer brauche ich ja einen japanischen Ehemann, um dauerhaft in Japan leben zu können. (*hust* ich kann nicht behaupten, dass mir diese Variante nicht auch schon mal um einiges einfacher erschien, als die ganzen sonstigen Hürden für eine Arbeitserlaubnis zu nehmen). Andere gaben meine besten Erklärungen des letzten Monats zum Besten, so zum Beispiel FKK und Igel >:<. Und einige haben mir einfach nur immer wieder Steaks bestellt. Nicht, dass ich mich darüber beschweren würde. Bis ungefähr 9 waren wir dort, und zum Abschied haben alle ein Klatschritual aufgeführt, was meine Zukunft in Japan sichern soll. So ganz habe ich das nicht verstanden, aber auch egal.

Die meisten sind dann nach Hause, aber der harte Kern ist dann weiter zum Karaoke, wo wir bis 2 Uhr nachts gesungen haben. Meine Stimme ist völlig am Ende, aber hey, es war lustig. Es gibt einige Fotos, und noch mehr Videos, aber die kommen später, wenn ich wieder nüchtern bin und besser beurteilen kann, welche Bilder für die Öffentlichkeit zugängig sein sollten.

Donnerstag, 29. März 2012

Praktikumseinschätzung


Mein Kollege ist morgen nicht mehr da, für meine Abschiedsparty. Das ist so gemein! Aber dafür habe ich heute von ihm meine Praktikumseinschätzung und das Abschlussgespräch bekommen.

Sie mochten mich. Sie mochten mich sogar sehr! Und ich habe herausgefunden, dass mein Kollege selbst Philosophie studiert hat, bevor er anfing im PR Bereich zu arbeiten. Er hat mir außerdem Hoffnung gemacht. Nach seiner Meinung, geht es nicht so sehr darum, was man studiert hat, oder ob man in der dritten Höflichkeitsstufe Verben konjugieren kann, sondern was man einer Firma anzubieten hat.

Mein Japanisch ist vielleicht nicht auf dem Level, dass ich eigenhändig japanische Pressemitteilungen verfassen kann, aber das heißt nur, dass ich diese spezielle Arbeit nicht machen kann. Dafür hätte ich ein sehr gutes Konversationsjapanisch, könnte gut auf Japaner zugehen und hätte ein natürliches Händchen für Kommunikation. Außerdem gäbe mein Verständnis von Japan und Deutschland mir einen weiteren Skill, den japanische Unternehmen wollen.

Wichtig sei, dass ich den Fuß in die PR Tür bekomme, sei es nun im Marketing, Interner Kommunikation oder klassischer PR, denn in der heutigen Zeit hängt alles zusammen. Und viele große Firmen suchen anscheinend Leute mit diesem Hintergrund. Das freut doch meine ständige: „Wer soll mich denn nur einstellen, ich bin doch ein Japanologe!“ Angst. Außerdem hat mir mein Kollege angeboten, dass ich nach meinem Abschluss zurückkommen könnte. Als bezahlter Praktikant, mit Aussicht auf eine Festanstellung. Man kann sich vorstellen, dass ich gerade Freudensprünge mache. Wir haben außerdem heute auswärts gegessen. Im 49ten Stock eines Hochhauses, mit direktem Blick nach draußen. Sehr nett.

Eine Kollegin hat sich schlau gemacht, wie ich im Moment am günstigsten nach Hokkaidô komme. Ich will ja im Mai endlich dort alles erkunden. Und es gibt Hoffnung. Zunächst wollte ich mit 11! Regionalzügen von 6 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts des Folgetages nach Norden fahren, aber da müsste ich direkt durch Tôhoku, mit Umstieg in Fukushima, und es ist immer noch nicht ganz geklärt, welche Züge da überhaupt im Moment fahren. Aber es gibt eine Alternative. 4 Busse und eine Fähre um genau zu sein. Das dauert zwar länger (von 8 Uhr abends bis 6 Uhr nachmittags), aber kostet mich nur 70 Euro. Mal sehen, ob das meine Entscheidung wird.

Noch ein kurzes Update zur Kuchenfront. Alles Lügen! Die „Ofen und Mikrowellen“ festen Behälter haben nach 10 Minuten bei 180 Grad den Geist aufgegeben und ihren gesamten klebrigen Inhalt über die Mikrowelle verteilt. Sehr nett. Ich habe jetzt noch einen Topf gefunden, der annähernd groß genug ist. Zum Glück war genug Teig über. Aber wie das dann schmeckt, ist noch ne ganz andere Sache. >.<

Mittwoch, 28. März 2012

Mittags halb eins


Die Mittagspausen sind wirklich, ohne meinen lieben Kollegen Unrecht tun zu wollen, das Highlight meiner letzten Tage. Heute geht es um Mülltrennung, Komposthäufen, Mitfahrzentralen und FKK... oh, und um Igel.

Ich stelle überrascht fest, dass es selbst in Tôkyô Stadtbezirke gibt, die Mülltonnen besitzen, und wo das Müll NICHT in zweifelhaften Plastiktüten auf die Straße geschmissen wird. Aber der „Service“ einer Mülltonne ist hier anscheinend schon fast ein Luxusgut. Außerdem haben die Behörden die speziellen PLASTIKtüten, in die man sein PAPIER einschnüren soll, biologisch abbaubar gemacht. Das ist doch schon mal was. Ich darf weiterhin die Funktionsweise eines Komposthaufens erklären, nachdem ich meinte, in Deutschland dürfte man seinen Müll nicht verbrennen. Weil ich doch so viel über die Funktionsweise von Komposthäufen weiß, so als Dorfkind. Öhm, peinlich, sowas. Jedenfalls habe ich mich mit: Das ist ein Haufen, oben wirft man den Kompostmüll drauf, und unten kompostiert er dann zu Erde, deswegen muss man den Haufen immer mal umsetzen. Rausgeredet. Sehr galant.

Und dann kommt die Frage, auf die anscheinend alle Anwesenden die ganze Pause gewartet haben. Zunächst kommt eine ganz harmlose Frage: Warst du schon im Onsen? Ja, natürlich war ich das. Als nächstes dann ein scheinheiliges, etwas zu schnelles: Aber, macht dir das denn Garnichts aus, so mit anderen Frauen? Ich ahne langsam, worauf das Ganze abzielt, stelle mich aber stur. Nein, meine einfache Antwort. Zustimmendes Gemurmel von allen Seiten. „Also,…“ fängt dann die Älteste der Runde nach einem weitschweifenden Blick an. „Also, weißt du…, wir haben da gehört, wir haben gehört, dass Deutsche manchmal am Meer… ohne Kleidung…“ und so kommt es, dass ich über die Ostdeutsche FKK Kultur und ihre Gründe ausgefragt werde. Ob das so im Sinne der PR Abteilung war, als sie meinten, ich solle ein stärkeres Bild von Deutschland in die Firma bringen?

Ich darf am Nachmittag noch zweimal Tee servieren. Jedes Mal starren mich die „Kunden“ dabei an das achte Weltwunder. Langsam weiß ich nicht mehr, ob ich damit zeige, das sich Ausländer sehr wohl an japanische Verhaltensnormen halten können, oder nur den Wunsch befriedige, einen Ausländer zum Teemädchen zu degradieren.

Ein weiteres Telefongespräch mit einer NGO steht ebenfalls an. Diesmal stolpere ich nicht mehr so sehr über jeden meiner Sätze. Langsam geht auch das Keigo flüssiger.

Ich habe mir übrigens ein neues Ziel gesetzt. Am Freitag werden alle Mitarbeiter, die mir irgendwann geholfen, etwas zu Essen oder sonstige Dinge spendiert haben, ein Stück russischen Zupfkuchen bekommen. Dafür habe ich mich in den Läden schon dumm und dusselig gesucht, und manches Problem bewältigen müssen. Zum Beispiel findet man wirklich nirgendwo Quark. Aber in einen Russischen Zupfkuchen muss Quark, und ich weigere mich, diesen Geschmack zu ersetzen.

Aber das Internet weiß ja immer Rat. Eigentlich peinlich, dass ich das nicht selbst weiß, aber egal. Wenn man ein Kilo Jogurt kauft, ihn in ein Geschirrtuch gibt und dann irgendwo aufhängt, tropft die Flüssigkeit aus dem Jogurt und man hat in ein paar Stunden Quark. Jetzt nur noch Backpulver finden, Vanillezucker und dunklen Kakao. Außerdem wird die Frage zu klären sein, was einfacher ist. Eine Kuchenform, oder eine Muffin Form für Minikuchen? Ich muss 12 Stücke rausbekommen, mindestens. Das wird schwierig.

Dienstag, 27. März 2012

Sakura Mochi

Nein, manchmal sind sie irgendwie wirklich süß, die Japaner. Also, nicht während der Rush-Hour. Dann sind 100 Japaner in einem Zugabteil gar nicht süß, sondern eher sehr erdrückend. Aber zum Beispiel zur Mittagspause, oder in „geheimer Mission“, da können sie sehr süß sein.

 Im Untergeschoss unseres Gebäudes gibt es ein Café. Und in diesem Café, da gibt es Brötchen. So richtige, nicht gesüßte, Brötchen. Sie kosten mich jedes Mal ein kleines Vermögen (knapp 6 Euro pro Stück), aber das sind sie mir nach 7 Monaten süßem Tost wert.

Heute habe ich deswegen wieder mit meiner Kollegin und einigen anderen Damen in der Küche gegessen. Während unserer Unterhaltung kann ich sie nicht nur alle für ein Zeitungsinterview (nein, ich hab’s nicht vergessen, Mama!) gewinnen, sondern auch noch herzlich lachen. Eine der Frauen hat nämlich in der letzten Woche den Stand auf der Messe betreut (wir erinnern uns, Pharmazeutische Produkte), und gibt die schrägsten Erlebnisse zum Besten.

Der Star dieser Erzählungen ist unter anderem ein Japaner (Hört, hört!), der bereits mit ausgestrecktem Zeigefinder auf sie zugestürmt kam. Doch das allein ist nicht ungewöhnlich. Die Gute trug nämlich das Trikot eines deutschen Fußballvereins, den die Firma unterstützt, inklusive des Autogramms eines hier berühmten japanischen Stammspielers. Nur leider zeigte der gute Herr am Ende nicht auf das Trikot, sondern den Tisch vor ihr. „Was ist das?“, fragte er. Mehr aus Reflex als Höflichkeit antwortete meine Kollegin daraufhin in derselben Satzstruktur: „Das ist ein Kugelschreiber.“ Mit einem zustimmenden Grunzen nahm sich der Mann einen davon, und zog ohne ein weiteres Wort von dannen. Der Erfahrungsbericht löst in der Runde minutenlanges lautes Gelächter aus.

Außerdem vergleichen wir Kinder in deutschen und japanischen Schulen und klären die Frage, warum deutsche Kinder nicht auch ständig im Unterricht einschlafen, dafür aber weniger gut stillsitzen und zuhören können. Und ich darf Redewendungen erklären, so zum Beispiel: Die Ohren auf Durchzug stellen, oder: man zeigt nicht mit nackigem Finger auf angezogene Leute. Du weißt, es geht mit deinem Japanisch aufwärts, wenn...

Doch mein Held des Tages ist heute jemand anderes. Erinnert ihr euch noch den „Verkupplungsversuch“ meine Kollegen? Nun, das ist ja nicht wo wirklich gut aufgegangen, weil ich mich bei dem arrangierten Mittagessen besser mit dem eingesetzten Anstandswauwau aus dem IT Department als dem Einladenden verstanden habe. Genau der IT Mensch kommt heute bedeutend zu spät ins Büro, wirft seinen Kollegen aber nur einen leicht verschwörerischen Blick zu und wird von ihnen auch nicht weiter befragt.

Direkt nach dem Mittagessen kommt er dann mit federnden Schritten auf mich zu und drückt mir eine gefüllte Tüte in die Hand. Inhalt: Sakuramochi, eine für den Frühling typische Süßigkeit, die ihren Namen von den blühenden Kirschblüten hat. Gleich nach meinem Dank meint er, ich soll es doch gleich gegen drei essen, dann würden die Mochi noch gut schmecken, und nicht bis heute Abend warten. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen, lade meine liebe Kollegin mit ein, und schon sitzen wir bei grünem Tee und Mochi in der Küche.

Doch beim Auspacken kommt heraus, das sind keine normalen Tôkyôer Sakuramochi. Diese spezielle Art der Süßigkeit ist typisch für Kyôto, und wird in Tôkyô nur von einer einzigen Filiale vertrieben. Am anderen Ende der Stadt. Die vielsagenden Blicke meiner Kollegin darf ich daraufhin noch bis zum Feierabend ertragen. Sieht so aus, als muss ich wirklich noch einen Kuchen backen. Weil, naja... also er ist nett, und lustig, und ... die Mochi sind echt lecker!

Montag, 26. März 2012

Unser großer Boss ist heute von seiner deutschen Geschäftsreise wiedergekommen. Und ich hätte ja gedacht, er bleibt über Ostern „geschäftlich“ in Deutschland. 

Mein Kollege ist heute wieder in die Provinz aufgebrochen, zum Fabrikbesichtigen und wahrscheinlich weiteren notwendigen Saufgelagen. Wenigstens sah er heute wieder etwas gesünder aus. So langsam kann ich ja die Tage runter zählen, genau noch 4 sind es, bis mein Praktikum endet. 

Inzwischen habe ich mich so sehr an den ganzen Ablauf gewöhnt, dass es komisch sein wird, in eine nicht völlig überfüllte U-Bahn zu steigen. Außerdem werde ich meine Kollegen so vermissen. Diese Leute haben mich hier so herzlich aufgenommen, und mir so viele Dinge beigebracht. Was mache ich denn jetzt ohne sie? 

Heute hat mir ein Kollege einen bisher unbekannten Herren vorgestellt, nur mit den Sätzen: Er hier war auf der Dôshisha, also ist er dein Senpai. Du weißt doch, was Senpai heißt, oder? Ja, also kannst du bei ihm jetzt jeden Mittag mit „Gohan chôdai!“ ein freies Mittagessen kriegen!“

Samstag, 24. März 2012

Messe


Ich bin heute, wie bereits angekündigt, zur Internationalen Anime Messe gegangen. Leider war es nicht so toll. Also, es gab einige schöne Stände und ein paar kostenloses Goods, die man abstauben konnte, doch weder genug Besucher als auch genug Stände, um das Ganze wirklich zu einer tollen Messe zu machen.

Ich hatte letztes Jahr gelesen, dass 10 der wichtigsten Aussteller die Messe boykottiert hatten, um gegen ein geplantes Zensurgesetz zu protestieren. Anscheinend waren sie dieses Jahr auch nicht wieder da. Ich habe trotzdem ein paar Fotos gemacht, mir eine riesige Portion Eis mit Erdbeersoße gegönnt und jede Tüte mitgehen lassen, die sie irgendwo ausgegeben haben.

Am Ende kann ich nur sagen: Einem geschenkten Gaul schaut man eben nicht ins Maul. Persönliches Highlight: Die Sendung mit der Maus, und 40 Jahre Lupin The Third. Persönlicher Aufreger des Tages: AKB48 jetzt auch als Anime/Videospiel. Das können ja alles ganz tolle, liebe, nette Mädels sein, aber wenn sie praktisch nur noch eine Masse von süßen Gesichtern auf die Bühne stellen, in der Hoffnung, dass einem mindestens eine davon gefällt, dann nervt mich das nur noch. Und jetzt also auch noch als Anime. Naja, die Fanboys wird’s freuen. Wenigstens läuft im April hier auch eine neue Serie Lupin The Third an. Darauf kann ich mich doch freuen.