Mittwoch, 28. März 2012

Mittags halb eins


Die Mittagspausen sind wirklich, ohne meinen lieben Kollegen Unrecht tun zu wollen, das Highlight meiner letzten Tage. Heute geht es um Mülltrennung, Komposthäufen, Mitfahrzentralen und FKK... oh, und um Igel.

Ich stelle überrascht fest, dass es selbst in Tôkyô Stadtbezirke gibt, die Mülltonnen besitzen, und wo das Müll NICHT in zweifelhaften Plastiktüten auf die Straße geschmissen wird. Aber der „Service“ einer Mülltonne ist hier anscheinend schon fast ein Luxusgut. Außerdem haben die Behörden die speziellen PLASTIKtüten, in die man sein PAPIER einschnüren soll, biologisch abbaubar gemacht. Das ist doch schon mal was. Ich darf weiterhin die Funktionsweise eines Komposthaufens erklären, nachdem ich meinte, in Deutschland dürfte man seinen Müll nicht verbrennen. Weil ich doch so viel über die Funktionsweise von Komposthäufen weiß, so als Dorfkind. Öhm, peinlich, sowas. Jedenfalls habe ich mich mit: Das ist ein Haufen, oben wirft man den Kompostmüll drauf, und unten kompostiert er dann zu Erde, deswegen muss man den Haufen immer mal umsetzen. Rausgeredet. Sehr galant.

Und dann kommt die Frage, auf die anscheinend alle Anwesenden die ganze Pause gewartet haben. Zunächst kommt eine ganz harmlose Frage: Warst du schon im Onsen? Ja, natürlich war ich das. Als nächstes dann ein scheinheiliges, etwas zu schnelles: Aber, macht dir das denn Garnichts aus, so mit anderen Frauen? Ich ahne langsam, worauf das Ganze abzielt, stelle mich aber stur. Nein, meine einfache Antwort. Zustimmendes Gemurmel von allen Seiten. „Also,…“ fängt dann die Älteste der Runde nach einem weitschweifenden Blick an. „Also, weißt du…, wir haben da gehört, wir haben gehört, dass Deutsche manchmal am Meer… ohne Kleidung…“ und so kommt es, dass ich über die Ostdeutsche FKK Kultur und ihre Gründe ausgefragt werde. Ob das so im Sinne der PR Abteilung war, als sie meinten, ich solle ein stärkeres Bild von Deutschland in die Firma bringen?

Ich darf am Nachmittag noch zweimal Tee servieren. Jedes Mal starren mich die „Kunden“ dabei an das achte Weltwunder. Langsam weiß ich nicht mehr, ob ich damit zeige, das sich Ausländer sehr wohl an japanische Verhaltensnormen halten können, oder nur den Wunsch befriedige, einen Ausländer zum Teemädchen zu degradieren.

Ein weiteres Telefongespräch mit einer NGO steht ebenfalls an. Diesmal stolpere ich nicht mehr so sehr über jeden meiner Sätze. Langsam geht auch das Keigo flüssiger.

Ich habe mir übrigens ein neues Ziel gesetzt. Am Freitag werden alle Mitarbeiter, die mir irgendwann geholfen, etwas zu Essen oder sonstige Dinge spendiert haben, ein Stück russischen Zupfkuchen bekommen. Dafür habe ich mich in den Läden schon dumm und dusselig gesucht, und manches Problem bewältigen müssen. Zum Beispiel findet man wirklich nirgendwo Quark. Aber in einen Russischen Zupfkuchen muss Quark, und ich weigere mich, diesen Geschmack zu ersetzen.

Aber das Internet weiß ja immer Rat. Eigentlich peinlich, dass ich das nicht selbst weiß, aber egal. Wenn man ein Kilo Jogurt kauft, ihn in ein Geschirrtuch gibt und dann irgendwo aufhängt, tropft die Flüssigkeit aus dem Jogurt und man hat in ein paar Stunden Quark. Jetzt nur noch Backpulver finden, Vanillezucker und dunklen Kakao. Außerdem wird die Frage zu klären sein, was einfacher ist. Eine Kuchenform, oder eine Muffin Form für Minikuchen? Ich muss 12 Stücke rausbekommen, mindestens. Das wird schwierig.

1 Kommentar:

  1. Wir drücken ganz fest die Daumen, dass der Kuchen mit dem Ersatzquark gelingt und warten schon gespannt auf deinen Bericht, wie er angekommen ist!

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