Ich bin ein armer Student. Du musst mich füttern und lieb haben. Am besten gleichzeitig. So oder so ähnlich scheinen meine Kollegen mich im Moment zu sehen. Nicht, dass ich mich darüber beschweren würde. Seitdem die Runde gemacht hat, dass ich in einem etwas teuren Sharehouse wohne und –oh Schock- jeden Abend selber koche, um die Kosten niedrig zu halten, bekomme ich fast jeden Tag irgendwelche Carepakete. Heute ist es ein Beutel mit Käse und ein Doughnut.
Ich bin ja wirklich nicht böse über die Fürsorge meiner Kollegen, aber irgendwie ist es mir auch ein wenig peinlich. Es ist ja nicht so, als ob ich am Hungertuch nagen würde. Wahrscheinlich würden sie auch ganz schnell wieder damit aufhören, wenn sie wüssten, dass ich die so gesparten Yen in Action Figuren, Manga und Ohrringe umsetze. In genau dieser Reihenfolge, übrigens.
Mein Kollege ist heute jedenfalls erkrankt. Das Golfspielen scheint ihm gar nicht bekommen zu sein. Dafür kann ich heute mal wieder mit meiner Kollegin Mittag essen und erfahre, dass sie Hobby Photographin ist und in den freien Tagen ein Photoshooting mit Haarmodels für einen Friseur hatte. Wie aufregend! Es hat sie aber nach eigenen Angaben ziemlich geschlaucht, weil die Damen sich natürlich von ihrer besten Seite präsentieren wollten, während den Salon natürlich nur die Haare interessierten.
Wer wissen will, was Frau in Tôkyô diesen Frühling auf dem Kopf trägt, dem kann ich eine kurze Beschreibung geben. Locken sind anscheinend immer noch total IN in Japan. Alles auch sehr süß gehalten, natürlich. Und die neue Trendfarbe ist rot. Also so rötlich, wie man japanische Haare eben hinbekommt. Tja, ich werde mich nicht noch mal an japanischem Färbemittel vergreifen. Die Lektion wurde schmerzhaft gelernt.
Lass dich von deinen Kollegen verwöhnen, sie haben nicht mehr lange Gelegenheit dazu. Außerdem gibt dir jeder jetzt gesparte Yen die Chance etwas länger durch Japan zu reisen.
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