Heute gibt es einiges zu erzählen, auch wenn es doch eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag war. Doch dafür muss ich erst einmal ein wenig ausholen.
Gestern Abend gab es ein Erdbeben. Es hat diesmal ein paar Minuten gedauert, und war so stark, dass ich (zwar noch im Schlafanzug) mit Handtasche und Reisepass bereits unter dem Türbogen stand. Es kann an meiner Übermüdung gelegen haben, oder daran, dass es diesmal einfach eine andere Stärke der Schwingungen war. Einige werden von mehreren Erdbeben in „Japan“ gestern gelesen haben. Die waren alle entweder auf Hokkaidô oder etwas südlicher in Nordhonshû. Also haben uns hier in Tôkyô nur ein paar „Ausläufer“ erreicht.
Und nun, da wir geklärt haben, dass es mir gut geht und „Japan“ nicht gleich „Japan“ ist, zu den angenehmeren Geschichten. Vor zwei Tagen war ich doch mit der Buchhaltung zum Yakiniku essen. Während unserer Unterhaltung meint eine meiner Kolleginnen plötzlich, hach, es gibt ja kaum gut aussehende Männer bei uns im Büro. Aber M ist einer davon. Hast du M schon kennengelernt? Ich verneine, und bekomme gesagt, dass er ganz in meiner nähe sitzt. Oho, denke ich mir, vergesse es aber fast sofort wieder. Gestern sagt eine andere Kollegin plötzlich im Halbsatz: Oh, du bist doch noch so jung. So viele junge Mitarbeiter haben wir hier nicht. Aber, M, der ist auch noch ziemlich jung. Und er mag Musik. Hmm, gebe ich zustimmend von mir, etwas abgelenkt von meinen schmerzenden Füßen. Und jetzt dürft ihr zweimal raten, wer heute leicht nervös vor mir stand und mich zum Mittagessen eingeladen hat. OH, verstehe ich endlich, und sage grinsend zu.
Außerdem habe ich heute eine weitere Unterrichtsstunde in Sachen japanischer Meeting Etiquette bekommen. Dazu musste ich eine halbe Stunde vor dem Meeting antreten, und (leere) Teetassen durch die Gegend tragen: Teetassen auf Tablett, an die Tür klopfen, reingehen, verbeugen (Teetassen dabei NICHT ausschütten), Höflichkeitsformel 1, Tablett auf freiem Platz abstellen, dem am weitesten wegsitzenden Gast als erstes mit beiden Händen die Teetasse vor die Nase stellen, dann dem zweitwichtigsten Gast, dann dem wichtigsten eigenen Mitarbeiter, dann den übrigen. Tablett nehmen, zur Tür gehen, umdrehen, verbeugen, Höflichkeitsformel 2, Tür öffnen, rausgehen UND VON VORN!
Und nachdem das dann zur Zufriedenheit aller zuschauenden (weiblichen) Mitarbeiterinnen klappt, kommen auch schon die Gäste und ich darf servieren. Nach getaner Arbeit klopfen mir meine Kolleginnen auf die Schulter und meinen, es wäre perfekt gewesen. Ist es blöd, darauf stolz zu sein, dass man Tee serviert hat? Und dafür noch eine halbe Stunde üben musste?
Ich muss nochmal über die Stühle schreiben. Oder besser, ich werde wohl noch lange über die Stühle schreiben. Das kann mir aber auch keiner verübeln, bei dem Feldstudienpotential. Die drei Kandidaten stehen nun fest genau zwischen den Reihen von PR und Personalverantwortlichen, und haben sich inzwischen weg vom bloßen Sitzmöbel oder Zeitvertreib hin zur waschechten Kommunikationsnische gemausert. Das geht so. Man stelle sich einen jungen, unerfahrenen Büroangestellten vor, der noch nicht lange in der Firma ist und auf etwas mehr Vitamin B hofft. Also setzt er sich in einen der Stühle und wackelt ein wenig unschlüssig hin und her. Strategisch stehen die neuen Sitzmöbel nämlich nicht nur zwischen Personalern und PR’lern, sondern auch auf dem Weg der hohen Tiere aus Sektion C oder B, die zu den hohen Tieren in Sektion A wollen. Kommt nun ein solcher „wichtiger“ Mensch vorbei, und hat auch nur ein paar Minuten Zeit, wird er sich ebenfalls kurz auf einen der Stühle setzen. Dann wechselt man ein paar flapsige Bemerkungen über die Modelle, stellt sich vor, und schon kennt unser neues Büromitglied einen Manager mehr.
Auch für die weiblichen Mitarbeiter der Firma haben die Stühle einem neuen Verwendungszweck zugeführt. Mehrere Stunden lang saßen heute zwei Frauen auf den Stühlen (wir erinnern uns: einen halben Meter Luftlinie von PR UND Personal Verantwortlichen) und redeten mit ernsten Gesichtern aufeinander ein.
Gestern Abend gab es ein Erdbeben. Es hat diesmal ein paar Minuten gedauert, und war so stark, dass ich (zwar noch im Schlafanzug) mit Handtasche und Reisepass bereits unter dem Türbogen stand. Es kann an meiner Übermüdung gelegen haben, oder daran, dass es diesmal einfach eine andere Stärke der Schwingungen war. Einige werden von mehreren Erdbeben in „Japan“ gestern gelesen haben. Die waren alle entweder auf Hokkaidô oder etwas südlicher in Nordhonshû. Also haben uns hier in Tôkyô nur ein paar „Ausläufer“ erreicht.
Und nun, da wir geklärt haben, dass es mir gut geht und „Japan“ nicht gleich „Japan“ ist, zu den angenehmeren Geschichten. Vor zwei Tagen war ich doch mit der Buchhaltung zum Yakiniku essen. Während unserer Unterhaltung meint eine meiner Kolleginnen plötzlich, hach, es gibt ja kaum gut aussehende Männer bei uns im Büro. Aber M ist einer davon. Hast du M schon kennengelernt? Ich verneine, und bekomme gesagt, dass er ganz in meiner nähe sitzt. Oho, denke ich mir, vergesse es aber fast sofort wieder. Gestern sagt eine andere Kollegin plötzlich im Halbsatz: Oh, du bist doch noch so jung. So viele junge Mitarbeiter haben wir hier nicht. Aber, M, der ist auch noch ziemlich jung. Und er mag Musik. Hmm, gebe ich zustimmend von mir, etwas abgelenkt von meinen schmerzenden Füßen. Und jetzt dürft ihr zweimal raten, wer heute leicht nervös vor mir stand und mich zum Mittagessen eingeladen hat. OH, verstehe ich endlich, und sage grinsend zu.
Außerdem habe ich heute eine weitere Unterrichtsstunde in Sachen japanischer Meeting Etiquette bekommen. Dazu musste ich eine halbe Stunde vor dem Meeting antreten, und (leere) Teetassen durch die Gegend tragen: Teetassen auf Tablett, an die Tür klopfen, reingehen, verbeugen (Teetassen dabei NICHT ausschütten), Höflichkeitsformel 1, Tablett auf freiem Platz abstellen, dem am weitesten wegsitzenden Gast als erstes mit beiden Händen die Teetasse vor die Nase stellen, dann dem zweitwichtigsten Gast, dann dem wichtigsten eigenen Mitarbeiter, dann den übrigen. Tablett nehmen, zur Tür gehen, umdrehen, verbeugen, Höflichkeitsformel 2, Tür öffnen, rausgehen UND VON VORN!
Und nachdem das dann zur Zufriedenheit aller zuschauenden (weiblichen) Mitarbeiterinnen klappt, kommen auch schon die Gäste und ich darf servieren. Nach getaner Arbeit klopfen mir meine Kolleginnen auf die Schulter und meinen, es wäre perfekt gewesen. Ist es blöd, darauf stolz zu sein, dass man Tee serviert hat? Und dafür noch eine halbe Stunde üben musste?
Ich muss nochmal über die Stühle schreiben. Oder besser, ich werde wohl noch lange über die Stühle schreiben. Das kann mir aber auch keiner verübeln, bei dem Feldstudienpotential. Die drei Kandidaten stehen nun fest genau zwischen den Reihen von PR und Personalverantwortlichen, und haben sich inzwischen weg vom bloßen Sitzmöbel oder Zeitvertreib hin zur waschechten Kommunikationsnische gemausert. Das geht so. Man stelle sich einen jungen, unerfahrenen Büroangestellten vor, der noch nicht lange in der Firma ist und auf etwas mehr Vitamin B hofft. Also setzt er sich in einen der Stühle und wackelt ein wenig unschlüssig hin und her. Strategisch stehen die neuen Sitzmöbel nämlich nicht nur zwischen Personalern und PR’lern, sondern auch auf dem Weg der hohen Tiere aus Sektion C oder B, die zu den hohen Tieren in Sektion A wollen. Kommt nun ein solcher „wichtiger“ Mensch vorbei, und hat auch nur ein paar Minuten Zeit, wird er sich ebenfalls kurz auf einen der Stühle setzen. Dann wechselt man ein paar flapsige Bemerkungen über die Modelle, stellt sich vor, und schon kennt unser neues Büromitglied einen Manager mehr.
Auch für die weiblichen Mitarbeiter der Firma haben die Stühle einem neuen Verwendungszweck zugeführt. Mehrere Stunden lang saßen heute zwei Frauen auf den Stühlen (wir erinnern uns: einen halben Meter Luftlinie von PR UND Personal Verantwortlichen) und redeten mit ernsten Gesichtern aufeinander ein.
So, und zum Schluss muss ich noch eine traurige Sache erzählen. Jedenfalls für mich. Ich schaue heute irgendwann auf mein Handy, und sehe einen verpassten Anruf meiner Kollegin. Ich gehe zu ihr, und erfahre, dass sich einige Kollegen überlegt hatten, gestern doch eine Willkommenparty für mich zu geben. Leider war ich da aber schon (eine Stunde nach meiner normalerweisen Schlusszeit) nachhause gegangen und habe es nicht bemerkt. Nun habe ich meine Chance vertan, mal mit den Kollegen um die Häuser zu ziehen und eine Party zu bekommen. Und wer weiß, ob es nochmal die Gelegenheit gibt. Bin gerade deswegen ziemlich traurig. Aber ändern, kann ich es ja auch nicht mehr.
Bei dem hohen Stellenwert, den Teezeromonien in Japan haben, denke ich, kannst du schon stolz sein, dass du die Sache mit nur einer halben Stunde Einweisung zur Zufriedenheit deiner Kollegen gemeistert hast. Ich denke, deine Kollegen werden sich die Willkommensparty nicht nehmen lassen und einen neuen Termin finden. Bei uns stand heute in der Zeitung, dass das letzte Beben eine Stärke von 6,4 hatte. Das ist schon sehr heftig! Wir hoffen, sie bleiben auch weiterhin weit genug weg!
AntwortenLöschenÜben Tee zu servieren? Also echt. Manchmal finde ich es echt entspannend, dass man in Deutschland um sowas weniger aufhebens macht.
AntwortenLöschenWenn da mal ein Mitarbeiter vor dem Chef Tee bekommt geht die Welt auch nicht unter!
Lass dich von den Erdbeben nicht nervös machen. Du kennst ja die Routine und was zu tun ist. Mehr kannst du auch nicht machen. Wenn du das Gefühl hast, dass es stärker ist, dann steh halt besser unter dem Türrahmen. Lieber einmal eine Nacht weniger Schlaf und dafür eine Geschichte mehr zu erzählen (war das Nachthemd gepunktet? Oder hatte es Herzchen?), als im Bett zu bleiben und von herunterfallenden Büchern erschlagen zu werden. Das ist übrigens eine meiner intensivsten Ängste. Ich muss mein Bett wirklich von meinem überfüllten Wackelregal wegräumen....