Heute heißt es wieder früh aufstehen und schnell in die Uni. Bereits auf der Treppe müssen wir uns durch eine riesige Traube Austauschschüler zentimeterweise zum Aushang vorarbeiten, auf dem ein winziges Blatt mit unseren Ergebnissen geheftet ist. Ich habe es ins Level 4 geschafft. Gut oder schlecht? Keine Ahnung, jedenfalls kann ich so keine normalen Vorlesungen mit anderen japanischen Studenten besuchen. Dafür benötigt man Level 5.
Doch ich kann versuchen, mich in ein Seminar des Deutschfachbereichs einzuschreiben. Hauptsache irgendwie wenigstens eine Vorlesung mit Japanern besuchen, das ist mein Ziel. Alle Kurse des Nichibun Programms sind ja fast schon paranoid nach Ausländern und Japanern getrennt. Aber wenigstens unser Lehrer scheint ein echter Glücksgriff zu sein, Er spricht verständlich und klar, und hat einen echten Enthusiasmus für seine Lehre. Nach dem ersten Kurs und einer weiteren Einführungsveranstaltung machen wir uns auf zu einem etwas Abseits liegenden Teil des Campus, wo es nach Aussagen unseres Lehrers nicht nur die Aufnahmezeremonie, sondern auch als einzigen Ort auf dem Gelände Alkohol zu kaufen gibt.
Mit Taiwanern und Koreanern warte ich auf den Beginn der Zeremonie. Wenn schon keine Japaner in Sicht sind, mit denen man reden kann, halte ich mich zumindest an die Leute, mit denen ich trotzdem Japanisch sprechen muss. Plötzlich kommt eine Mail von einem der Mädchen, die uns gestern mehr oder weniger Volontärmäßig begleitet haben. Ja, das sei ihr alles ganz schrecklich peinlich, aber sie hätte vergessen, unsere Krankenversicherung in Japan anzumelden.
Ich rekapituliere: Die beiden haben uns gestern eine halbe Stunde draußen in der glühenden Hitze stehen gelassen, bei der Ausländerregistrierung keinen temporären Ausweis für uns ausstellen können und jetzt auch noch die Krankenversicherung einfach vergessen? Was soll denn das, bitte?
Kurzerhand suche ich Emily und Yen, und wir beschließen die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Während der Zeremonie wird uns noch ein Glee-Club angekündigt, und ich denke schon, das wäre doch der ideale Club für mich. Dann der Schock: Heraus marschieren, knapp 10 in viel zu große, weiße Jacketts gehüllte Kerle, die mit Glee Club ungefähr soviel zu tun haben wie ein Kirchenchor mit einem Kiss-Konzert. Neben mir lacht Emily laut und schallend. Jaja, dann eben doch kein Glee-Club.
Einen letzten Schockmoment gibt es noch, als der Pastor den Anwesenden seinen Segen ausspricht, und dabei die Hand um einiges zu weit nach Oben hebt. Ich reiße die Augen auf und die anderen um mich rum scheinen auch nicht recht zu wissen, wie man damit umgehen soll. Nach ein paar sehr unangenehmen Minuten nimmt er endlich die Hand wieder runter, wir dürfen gehen und betreten das Ausländermeldeamt.
Dort können wir die Krankenversicherungsanmeldung auch allein über die Bühne bringen und versuchen unser Glück gleich noch mal mit den temporären Ausweisen. Die Dame am Schalter fragt mich, ob mir jemand gesagt hätte, ich könnte diese schon heute abholen. Emily und ich schauen uns verschwörerisch in die Augen, wenden uns wieder der Dame zu und nicken wie blöd vor uns hin. Natürlich, da gleich am Eingang, an einem Schalter, oder vielleicht auch im Gang, aber ja doch. Fünf Minuten später halten wir unsere temporären Ausweise auch schon in den Händen.
Am Abend lerne ich noch eine weitere Japanerin kennen, die gleich das Zimmer neben mir bewohnt. Wir tauschen Handy Email Adressen aus und sie gibt mir eine Wegbeschreibung zu günstigeren Supermärkten.
Die Mückenstiche scheinen sich trotz Spray jeden Tag zu vervielfachen. Außerdem werden die Punkte immer größer. Böse Erinnerungen an mein damaliges Problem in Fukuoka kommen auf, besonders als ich eine andere Ausländerin treffe, die hier in Kyôto das gleiche Problem bekommen hat. Hoffentlich schwellen diese verdammten Stiche wieder ab, oder alle Mücken sterben einen grässlichen Tod. Ich akzeptiere beide Lösungen.
Vielleicht kannst du in irgend einer Apotheke ein Kühlgel gegen Mückenstiche auftreiben. Das Paket ist leider schon weg, sonst hätte ich eine Tupe Fenestil-Gel reingetan. Kann es zwar mit einem geposterten Brief versuchen. Der braucht aber sicher auch mindestens eine Woche bis zu dir. Soll ich dir noch eine Tupe schicken?
AntwortenLöschenDas pinke Fahrrad ist coul. Hättest den netten Japaner gleich fragen sollen, wo er es her hat. Der Hund im Körbchen ist auch ganz süüs! Hoffe die Dame am Klavier hat nicht so gespielt, wie sie aussah!
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