Heute fahren Emily und ich in den Norden der Stadt. Es ist nämlich einer dieser Feiertage, an denen Japaner zumeist das Wochenende verlängern und die Sehenswürdigkeiten überall zu geschäftigen Ameisenhügeln mutieren. Also verschieben wir den geplanten Trip zu bekannten Tempeln und Schreinen im Süden und Zentrum der Stadt, zugunsten des nördlichsten Zipfels unserer Landkarte.
Wenige Meter hinter unserem Wohnheim hört diese nämlich einfach auf. Also, auf ins Niemandsland! Gesagt, getan. Der Weg führt unsere Fahrräder zunächst zurück zu der kleinen Schildkrötenbrücke, die ich schon einmal besucht habe.
Durch den Taifun stehen die Steine unter Wasser, doch das scheint die meisten Japaner nicht zu stören. Außerdem probt eine Kampfkunsttruppe in der Nähe ihren Auftritt für ein Matsuri nächstes Wochenende. Die Farben, die Eleganz alles ganz wunderbar. Aber einigen der so lieb lächelnden Omis möchte ich nicht im Dunkeln mit ihrem Degen begegnen.
Weiter Flussaufwärts gelangen wir in eine wunderbar beschauliche Wohngegend. Jedes Haus sieht hier anders aus, die Gassen sind schmal und verwinkelt. Inmitten des Viertels liegt ein riesiger Park, und in dessen Herzen natürlich ein Schrein. Der Shimogamo Jinja. Genau, als wir diesen dann betreten, macht meine Kamera schlapp. Ich fluche, ich ärgere mich, und am Ende fotografiere ich weiter mit den Handy. Nicht so gut, und ohne Zoom, aber Fotos müssen schließlich sein.
Denn Feiertag bedeutet auch, dass Japaner Zeit zum Heiraten haben. Genau 3 Pärchen treffen wir mit samt ihrem Gefolge auf unserem Schreinrundgang. Eins davon – oh hört meine Worte – eine Japanerin mit einem Ausländer. Die ganzen japanischen Frauen in ihrem schicken schwarzen, bunten und natürlich weißen Kimono sind wirklich eine Augenweide. Aber, und das ist nun wirklich unfair: Nicht jede Japanerin sieht gut aus im Kimono, aber die traditionelle Hochzeitskluft der Männer lässt jeden wie einen coolen Typen aussehen. Sogar den Ausländer! Das ist doch total gemein!
Im Schrein machen wir bei einer Führung mit, weil die Gebäude ab nächste Woche restauriert werden und deswegen jetzt ein guter Zeitpunkt ist, die gesamte Umgebung in ihrer vollen Pracht zu erleben. Auf dem Weg zurück können wir noch ein wenig durch den Park schlendern, bevor es uns zurück zur Schildkrötenbrücke verschlägt.
Jetzt ist es deutlich belebter, aber immer noch nicht überfüllt, und bald wagen auch wir uns barfuß über die Brückensteine. Auf dem Weg treffen wir nicht nur kleine Kinder, sondern auch ältere Leute, welche die Abkühlung ebenfalls genießen. Im großen und ganzen ein wirklich gelungener Tag, sodass ich auch das sichtlich verbrannte Gesicht verschmerzen kann.
Bei deinem Handy hast du ganz offensichtlich einen guten Griff getan. Die Foto sind für echt Klasse. Der Japaner mit der Angel erinnert mich an die U- Bahn. Die können wirklich in jeder Lebenslage schlafen. Ich stell mir gerade vor, wie er vornüber fällt und ein kaltes Bad nimmt, wenn ein großer Fisch anbeißt, hi, hi!
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