Heute schreibe ich etwas später als sonst, aber dafür gibt es auch etwas zu erzählen. Meine gestrige Volontärtätigkeit hat Früchte getragen, und mir viele Mails in meiner Inbox beschert. Außerdem ist für den Abend Großes geplant.
Vor etwa zwei Wochen hatte ich mit Emily zusammen in einer Sushibar gegessen (wir erinnern uns, es regnete in Strömen) und dort hatten wir einen netten älteren Herrn kennen gelernt, der einen Photoladen besitzt. Weil die aus Deutschland geschickten Photos eine Sondergröße haben, schickte ich ihm eine E-Mail, ob ich denn nicht einmal in seinem Laden vorbeischauen könnte. Er sagte promt, ich solle doch gegen Ladenschluss vorbeischauen, dann würde er mich hinterher zum Essen einladen.
Nun, ich kenne diesen netten Herrn ja nicht wirklich, und deswegen schleife ich Emily gleich mit. Der kleine Photoladen mitten im Ausgehviertel Gion ist eine kleine Schatzkiste, und Etsuo macht mit uns nach Ladenschluss eine kleine Führung durch das Gionviertel, die wir uns allein wohl nicht getraut hätten.
Es gibt viele tolle alte Gässchen, aber eben auch Straßen mit Bordells und speziellen „Nachtclubs“ in russischer oder philippinischer Hand. Doch Etsuo versichert uns, er hätte 30 Jahre lang Kampfsport betrieben und kenne sein Heimatviertel wie seine Westentasche. Er nimmt uns in eine Sushirestaurant mit, wo wir uns den Bauch vollschlagen, und schon ein ganz schlechtes Gewissen kriegen, weil er alles bezahlen will. Danach trinken wir noch einen Tee und plaudern während der ganzen Zeit.
Er hat an der Dôshisha Universität Jura studiert und abgeschlossen, doch musste nach dem Abschluss den Photoladen seines Vaters weiterführen. Jetzt geht es immer schlechter, und er wird ihn wohl bald aufgeben müssen. Außerdem erzählt er uns von seinen Freunden in Sendai, und ihren Erfahrungen mit dem Erdbeben.
Wir werden im Gegenzug nach europäischer Wirtschaft, Politik und Kriegen gefragt, und sind wirklich überrascht, wie interessiert und vor allem versiert er in diesen Themen ist. Es ist ein wunderschöner Abend geworden, doch ich fühle mich wirklich nicht besonders gut damit, dass er alles für uns bezahlt hat. Ich werde am Wochenende noch einmal in seinem Shop vorbeikommen, und ihm einen meiner mitgebrachten deutschen Bildbände schenken. Es wiegt nicht auf, was er heute Abend für uns getan hat, aber es ist wenigstens etwas.
Nachtrag 1: Fotos jetzt online!
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Das mit dem Einladen kenne ich. Gerade wenn man mehrmals eingeladen wird, ist es doch schon unangenehm. Aber richtig übel wird es einem genommen, wenn man vorschlägt die Rechnung zu teilen.
AntwortenLöschenDas mit dem Bildband ist doch schonmal eine gute Idee und vielleicht kannst du Etsuo ja bei anderer Gelegenheit mal einladen, quasi von dir aus.