Heute heißt es Abschied nehmen von Hakodate. Um 8:30 Uhr
sitze ich im Zug nach Noboribetsu, dem größten Onsengebiet Japans. Zunächst
freue ich mich noch, dass der reservierte Fensterplatz neben mir leer bleibt.
Doch ein paar Stationen später steigt ein Anzugträger zu, der sich auf diesen
Platz setzt, und dann auch noch den Vorhang zuzieht, um sich voll und ganz
seinem iPhone zu widmen. Banause.
Kaum ist Noboribetsu Hauptbahnhof erreicht, kommt auch schon
die nächste Prüfung auf mich zu. Von hier geht etwas weiter gen Onsengebiet mit
dem Linienbus, der nicht nur extrem schmale Gänge hat, sondern auch nur eine
einzige Tür. Mit fünf Stufen. Doch auch das ist irgendwie überstanden, und ich
gebe meinen Koffer an der Hotelrezeption ab. Bis zum Check In dauert es noch
einige Stunden, also heißt es: Gegend erkunden.
Das Onsengebiet ist toll. Überall stehen kleine Oni
(Teufels) Statuen herum, denn früher glaubte man, dieser Ort sei das Tor zur
Hölle. Ich höre, dass es weiter Bergauf interessante natürliche Onsen geben
soll, und mache mich auf den Weg. Kaum einige Höhenmeter überwunden, steigt mir
auch schon der Geruch von faulen Eiern in die Nase. Schwefelquellen. Na super.
Ein schmaler Pfad durch die Berge hat es mir angetan, und ich mache mich, ganz
das Bergkind, an den Aufstieg. Nach einer halben Stunde stehe ich mutterseelen
allein mitten in einem dichten Wald und verfluche meinen eigenen Tatendrang.
Überall raschelt es verdächtig, kein Mensch ist in Sicht und außer dem Gesang
der Vögel ist sonst auch kein Zeichen von Zivilisation zu hören. Während ich
mir noch einrede, dass die Gebüsche viel zu klein sind, als dass sich ein Bär
darin verstecken könnte, taucht eine wundervolle Infotafel vor mir auf. Dort
sind all die süßen Kriech- und Krabbeltiere verzeichnet, die dieser Wald
beherbergen soll. Mami, ich will KEINEM davon JEMALS begegnen.
Ich stehe aber auch völlig unerwartet plötzlich an
dampfenden Wasserquellen und sehe aus der Ferne irgendwann sogar einen anderen
Menschen. Dass ein solch berühmtes Gebiet so einsam sein könnte, hätte ich
wirklich nicht gedacht. Schließlich finde ich sogar ein kostenloses Fußbad, an
dem sich wenigsten ein paar andere Menschen versammelt haben. Der Rückweg
bringt mich schließlich direkt auf die Touristen-Souvenir Meile, doch auch hier
ist keine Menschenseele. Ich liebäugele mit einer Oni Figur und einem T-Shirt.
Aber ich bin doch nur einen Tag hier. …
Schließlich geht es zurück zum Hotel nebst Check-in. Eine
Japanerin im Kimono muss meinen Koffer ins Zimmer schleppen, und das ist eine
wahre Augenweide. Ein riesiger Tatamiraum, und alles ganz toll traditionell
gehalten. Ich bekomme auch einen schönen großen Yukata zum Überziehen. Außerdem
soll ich ihr sagen, um wieviel Uhr sie meinen Futon auflegen soll. Hach, nach
dem letzten Hotel wirklich was ganz anderes. Ich werfe mich also in den Kimono
und mache mich auf zum Onsen. Auch hier ist alles extrem schick. 3 Shampoos,
Pflegespülungen und Gesichtspeelings. Und alle starren mich an. Sogar die zwei
(offensichtlich) reichen, alten Russinnen. Ich will garnicht mehr raus aus dem
Wasser. Es gibt Innen- und Außenbäder, verschiedene Temperaturen und Schwefelgehälter,
einen Wirrpool, eine Sauna und Massagestrahler.
Nur eins habe ich nicht bedacht. Ich habe ein Armband. Das
mache ich nie ab, weder zum Duschen noch sonst wann. Und es ist aus Silber.
Dreimal dürft ihr raten, was Silber plus schwefelhaltiges Wasser ergibt. Genau
(siehe letztes Bild). Schwarz-Blau-Rotes Armband… Wie bekommt man das nochmal
weg? Zitronensaft, oder?
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