Freitag, 11. Mai 2012

Noboribetsu Onsen


Heute heißt es Abschied nehmen von Hakodate. Um 8:30 Uhr sitze ich im Zug nach Noboribetsu, dem größten Onsengebiet Japans. Zunächst freue ich mich noch, dass der reservierte Fensterplatz neben mir leer bleibt. Doch ein paar Stationen später steigt ein Anzugträger zu, der sich auf diesen Platz setzt, und dann auch noch den Vorhang zuzieht, um sich voll und ganz seinem iPhone zu widmen. Banause.

Kaum ist Noboribetsu Hauptbahnhof erreicht, kommt auch schon die nächste Prüfung auf mich zu. Von hier geht etwas weiter gen Onsengebiet mit dem Linienbus, der nicht nur extrem schmale Gänge hat, sondern auch nur eine einzige Tür. Mit fünf Stufen. Doch auch das ist irgendwie überstanden, und ich gebe meinen Koffer an der Hotelrezeption ab. Bis zum Check In dauert es noch einige Stunden, also heißt es: Gegend erkunden.

Das Onsengebiet ist toll. Überall stehen kleine Oni (Teufels) Statuen herum, denn früher glaubte man, dieser Ort sei das Tor zur Hölle. Ich höre, dass es weiter Bergauf interessante natürliche Onsen geben soll, und mache mich auf den Weg. Kaum einige Höhenmeter überwunden, steigt mir auch schon der Geruch von faulen Eiern in die Nase. Schwefelquellen. Na super. Ein schmaler Pfad durch die Berge hat es mir angetan, und ich mache mich, ganz das Bergkind, an den Aufstieg. Nach einer halben Stunde stehe ich mutterseelen allein mitten in einem dichten Wald und verfluche meinen eigenen Tatendrang. Überall raschelt es verdächtig, kein Mensch ist in Sicht und außer dem Gesang der Vögel ist sonst auch kein Zeichen von Zivilisation zu hören. Während ich mir noch einrede, dass die Gebüsche viel zu klein sind, als dass sich ein Bär darin verstecken könnte, taucht eine wundervolle Infotafel vor mir auf. Dort sind all die süßen Kriech- und Krabbeltiere verzeichnet, die dieser Wald beherbergen soll. Mami, ich will KEINEM davon JEMALS begegnen.

Ich stehe aber auch völlig unerwartet plötzlich an dampfenden Wasserquellen und sehe aus der Ferne irgendwann sogar einen anderen Menschen. Dass ein solch berühmtes Gebiet so einsam sein könnte, hätte ich wirklich nicht gedacht. Schließlich finde ich sogar ein kostenloses Fußbad, an dem sich wenigsten ein paar andere Menschen versammelt haben. Der Rückweg bringt mich schließlich direkt auf die Touristen-Souvenir Meile, doch auch hier ist keine Menschenseele. Ich liebäugele mit einer Oni Figur und einem T-Shirt. Aber ich bin doch nur einen Tag hier. …

Schließlich geht es zurück zum Hotel nebst Check-in. Eine Japanerin im Kimono muss meinen Koffer ins Zimmer schleppen, und das ist eine wahre Augenweide. Ein riesiger Tatamiraum, und alles ganz toll traditionell gehalten. Ich bekomme auch einen schönen großen Yukata zum Überziehen. Außerdem soll ich ihr sagen, um wieviel Uhr sie meinen Futon auflegen soll. Hach, nach dem letzten Hotel wirklich was ganz anderes. Ich werfe mich also in den Kimono und mache mich auf zum Onsen. Auch hier ist alles extrem schick. 3 Shampoos, Pflegespülungen und Gesichtspeelings. Und alle starren mich an. Sogar die zwei (offensichtlich) reichen, alten Russinnen. Ich will garnicht mehr raus aus dem Wasser. Es gibt Innen- und Außenbäder, verschiedene Temperaturen und Schwefelgehälter, einen Wirrpool, eine Sauna und Massagestrahler.

Nur eins habe ich nicht bedacht. Ich habe ein Armband. Das mache ich nie ab, weder zum Duschen noch sonst wann. Und es ist aus Silber. Dreimal dürft ihr raten, was Silber plus schwefelhaltiges Wasser ergibt. Genau (siehe letztes Bild). Schwarz-Blau-Rotes Armband… Wie bekommt man das nochmal weg? Zitronensaft, oder?

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