Donnerstag, 10. Mai 2012

Mein letzter Tag in Hakodate


Heute ist mein letzter Tag in Hakodate. Deswegen lasse ich es ruhig angehen. Es ist Zeit, die sternförmige Schloßanlage zu besuchen und *Trommelwirbel* Andenken zu kaufen. Zunächst kaufe ich am Bahnhof meine Zugfahrkarten für morgen und übermorgen. Der Schalterbeamte ist so erleichtert, als ich meine Bestellung auf Japanisch aufgebe. Seine Kollegen hatten sich nämlich „zufällig“ genau dann von ihren Schalterplätzen entfernt, als ich an der Reihe war. Bin ich so furchteinflößend?

Danach geht es mit der Straßenbahn durch die Stadt zum Hakodate Goryokaku. Auf der Fahrt treffe ich eine Frau, die mir freundlicherweise das Ticketsystem der Straßenbahnen erklärt. Wir steigen an derselben Station aus und sie beschließt kurzfristig, dass ihre Arbeit noch eine paar Minuten warten kann. Deswegen bringt sie mich noch zum Parkeingang. Wir reden über Gott und die Welt. Sie war schon einmal in Dresden, fährt morgen nach Kyôto und wir haben denselben Ghibli Lieblingsfilm (Totoro). Außerdem hat es ihr anscheinend mein Name angetan. Bettina wäre ja so ein süßer Name. So kawaaaai. Ich lasse das lieber unkommentiert. (Wäre ja persönlich lieber kakkoi statt kawaii, aber was will man machen?) Sie gibt mir zum Schluss noch den Tipp, nicht den Besucherströmen durch die Anlage zu folgen, sondern lieber einen der versteckten Trampelpfade auf die grüne „Burgmauer“ zu nehmen, und so das Gelände zu umrunden. Und der Hinweis ist Gold wert. Während unter mir die Touristen einer Fahne hinterherlatschen, kann ich mich frei bewegen und treffe nur auf einige Einheimische. Die Kirschblütenbäume sind wiedermal malerisch. Ich hoffe, ihr habt euch an ihnen noch nicht satt gesehen.

Auch hier gibt es übrigens ein Sakurafeld mit blauen Plastikplanen. Zunächst bin ich etwas verwundert. Bei 15 Grad sitzen um 10 Uhr morgens bereits Gruppen von Rentnern unter den Bäumen. Auf Nachfrage offenbaren sie ihr geniales System. Die älteren Herrschaften besetzen frühmorgens die besten Plätze, spielen Go, essen, trinken und machen sich einen schönen Tag. Und Abends, gegen 18 Uhr, kommen ihre Kinder/Enkelkinder von der Arbeit, übernehmen die Planen und feiern weiter. Dann geht die ältere Generation nach einem gelungen Tag nachhause. So funktioniert doch der Generationsaustausch.

Das ehemalige Verwaltungsgebäude innerhalb des Parks ist ein Nachbau. Zunächst ist meine Reaktion auf das Wort „Nachbau“ eher verhalten. Soll ich wirklich Eintritt bezahlen, nur um ein Pseudoaltes Gebäude zu besichtigen? Zum Glück habe ich den inneren Geizkragen überstimmt. Denn die Hakodater Bewohner haben mit dieser Nachbildung wirklich keine halben Sachen gemacht. Jedes Detail, von den inneren Lehm/Graswänden, über die Dachschindeln bis zu den kleinen Ornamenten über den Schiebetüren, alles ist genauso hergestellt worden wie das Original vor über hundert Jahren erbaut wurde. Das hat nicht nur den traditionellen Kunsthandwerkern der Umgebung für Jahre Arbeit verschafft, sondern auch viel Stoff für lokale Historiker geliefert, die herausfinden mussten, welche schwärze die Dachschindeln, welche Ornamente die einzelnen Wände, welche Tatamiarten damals verwendet worden. Die Geschichte des Gebäudes selbst ist auch sehr interessant. Es wurde gegen Ende der Edo-Zeit, um 1850 erbaut und sollte die Verwaltung von Hakodate zentrieren. Der Sternförmige Aufbau der Schutzmauern wurde von alten Burgen Europas übernommen. Die alte Elite des Tokugawa Shôgunats floh während der Meiji Restauration nach Hakodate und Goryokaku. Sie bekämpften die Truppen der Meiji Restauratoren in Hakodate, bis sie sich schließlich ergaben. Danach wurde die Gebäude vollständig demontiert.

Als nächstes geht es für mich auf den Hakodate Tower, trotz meines sehr ambivalenten Verhältnisses zu Höhen. Gib mir eine Achterbahn, gib mir einen Freefall Tower, und ich habe Spaß. Gib mir einen hohen Turm oder ein Gondel, und ich bekomme Panik. Egal, ich bleibe schön weit weg von den Fenstern und mache ein paar Beweisfotos.

Danach geht es zurück in das Fabrikviertel zum Shoppen. Ich kaufe ein paar Süßigkeiten, einen Käse und Brot für mein Abendessen, und suche nach einem geeigneten Souvenir. Nur eins, schließlich ist meine Reise noch lang, und nichts Essbares (Das wird nur schlecht!). Gut, am Ende bin ich doch wieder in dem Plüschtierladen gelandet. Aber die Eule ist wirklich Made in Japan, und ich habe sie noch nie irgendwo anders gesehen. Und ich habe die Fischohrenschützer stehen gelassen. Das ist doch schon was, oder?

Am Abend mache ich mich schließlich noch einmal auf den Weg zum Berg Hakodate. Mit der Seilbahn geht es hinauf (Wir erinnern uns: Gondeln sind eigentlich nicht so mein Ding.) und oben angekommen fängt es an zu schütten. Die Sicht ist etwas neblig, aber es reicht für ein paar Fotos. Mit dem Bus geht es dann wieder zurück. Während dieses letzten Ausflugs geht auch noch mein iPod kaputt. Er funktioniert noch einigermaßen, aber das Display bleibt schwarz. Alle Tricks aus dem Internet (resetten, zurücksetzen, einen Regentanz aufführen) bleiben ohne Wirkung. Na super.

1 Kommentar:

  1. Der Schlosspark sieht von oben ja absolut klasse aus. Schade, dass Hokkaido in der Geschichte so eine unbedeutende Rolle spielt. Da hätte man doch mehr Grund hinzufahren.

    War das ein Sakurakuchen auf dem einen Bild? Mir tropft sofort der Zahn!

    Ich ziehe morgen nach Berlin um und ich weiß noch nicht ob das mit dem Internet gleich klappt (meine größte Sorge - was ist nur aus mir geworden ^_~). Also falls Funkstille ist, dann bin ich im Umzugsinternetentzug gefangen.

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