Heute ist mein letzter Tag in Hakodate. Deswegen lasse ich
es ruhig angehen. Es ist Zeit, die sternförmige Schloßanlage zu besuchen und
*Trommelwirbel* Andenken zu kaufen. Zunächst kaufe ich am Bahnhof meine
Zugfahrkarten für morgen und übermorgen. Der Schalterbeamte ist so erleichtert,
als ich meine Bestellung auf Japanisch aufgebe. Seine Kollegen hatten sich
nämlich „zufällig“ genau dann von ihren Schalterplätzen entfernt, als ich an
der Reihe war. Bin ich so furchteinflößend?
Danach geht es mit der Straßenbahn durch die Stadt zum
Hakodate Goryokaku. Auf der Fahrt treffe ich eine Frau, die mir
freundlicherweise das Ticketsystem der Straßenbahnen erklärt. Wir steigen an
derselben Station aus und sie beschließt kurzfristig, dass ihre Arbeit noch
eine paar Minuten warten kann. Deswegen bringt sie mich noch zum Parkeingang.
Wir reden über Gott und die Welt. Sie war schon einmal in Dresden, fährt morgen
nach Kyôto und wir haben denselben Ghibli Lieblingsfilm (Totoro). Außerdem hat
es ihr anscheinend mein Name angetan. Bettina wäre ja so ein süßer Name. So
kawaaaai. Ich lasse das lieber unkommentiert. (Wäre ja persönlich lieber kakkoi
statt kawaii, aber was will man machen?) Sie gibt mir zum Schluss noch den
Tipp, nicht den Besucherströmen durch die Anlage zu folgen, sondern lieber
einen der versteckten Trampelpfade auf die grüne „Burgmauer“ zu nehmen, und so
das Gelände zu umrunden. Und der Hinweis ist Gold wert. Während unter mir die Touristen
einer Fahne hinterherlatschen, kann ich mich frei bewegen und treffe nur auf
einige Einheimische. Die Kirschblütenbäume sind wiedermal malerisch. Ich hoffe,
ihr habt euch an ihnen noch nicht satt gesehen.
Auch hier gibt es übrigens ein Sakurafeld mit blauen
Plastikplanen. Zunächst bin ich etwas verwundert. Bei 15 Grad sitzen um 10 Uhr
morgens bereits Gruppen von Rentnern unter den Bäumen. Auf Nachfrage offenbaren
sie ihr geniales System. Die älteren Herrschaften besetzen frühmorgens die
besten Plätze, spielen Go, essen, trinken und machen sich einen schönen Tag.
Und Abends, gegen 18 Uhr, kommen ihre Kinder/Enkelkinder von der Arbeit,
übernehmen die Planen und feiern weiter. Dann geht die ältere Generation nach
einem gelungen Tag nachhause. So funktioniert doch der Generationsaustausch.
Das ehemalige Verwaltungsgebäude innerhalb des Parks ist ein
Nachbau. Zunächst ist meine Reaktion auf das Wort „Nachbau“ eher verhalten.
Soll ich wirklich Eintritt bezahlen, nur um ein Pseudoaltes Gebäude zu
besichtigen? Zum Glück habe ich den inneren Geizkragen überstimmt. Denn die
Hakodater Bewohner haben mit dieser Nachbildung wirklich keine halben Sachen
gemacht. Jedes Detail, von den inneren Lehm/Graswänden, über die Dachschindeln
bis zu den kleinen Ornamenten über den Schiebetüren, alles ist genauso
hergestellt worden wie das Original vor über hundert Jahren erbaut wurde. Das
hat nicht nur den traditionellen Kunsthandwerkern der Umgebung für Jahre Arbeit
verschafft, sondern auch viel Stoff für lokale Historiker geliefert, die
herausfinden mussten, welche schwärze die Dachschindeln, welche Ornamente die
einzelnen Wände, welche Tatamiarten damals verwendet worden. Die Geschichte des
Gebäudes selbst ist auch sehr interessant. Es wurde gegen Ende der Edo-Zeit, um
1850 erbaut und sollte die Verwaltung von Hakodate zentrieren. Der Sternförmige
Aufbau der Schutzmauern wurde von alten Burgen Europas übernommen. Die alte
Elite des Tokugawa Shôgunats floh während der Meiji Restauration nach Hakodate
und Goryokaku. Sie bekämpften die Truppen der Meiji Restauratoren in Hakodate,
bis sie sich schließlich ergaben. Danach wurde die Gebäude vollständig
demontiert.
Als nächstes geht es für mich auf den Hakodate Tower, trotz
meines sehr ambivalenten Verhältnisses zu Höhen. Gib mir eine Achterbahn, gib
mir einen Freefall Tower, und ich habe Spaß. Gib mir einen hohen Turm oder ein
Gondel, und ich bekomme Panik. Egal, ich bleibe schön weit weg von den Fenstern
und mache ein paar Beweisfotos.
Danach geht es zurück in das Fabrikviertel zum Shoppen. Ich
kaufe ein paar Süßigkeiten, einen Käse und Brot für mein Abendessen, und suche
nach einem geeigneten Souvenir. Nur eins, schließlich ist meine Reise noch lang,
und nichts Essbares (Das wird nur schlecht!). Gut, am Ende bin ich doch wieder
in dem Plüschtierladen gelandet. Aber die Eule ist wirklich Made in Japan, und
ich habe sie noch nie irgendwo anders gesehen. Und ich habe die
Fischohrenschützer stehen gelassen. Das ist doch schon was, oder?
Am Abend mache ich mich schließlich noch einmal auf den Weg
zum Berg Hakodate. Mit der Seilbahn geht es hinauf (Wir erinnern uns: Gondeln
sind eigentlich nicht so mein Ding.) und oben angekommen fängt es an zu
schütten. Die Sicht ist etwas neblig, aber es reicht für ein paar Fotos. Mit
dem Bus geht es dann wieder zurück. Während dieses letzten Ausflugs geht auch
noch mein iPod kaputt. Er funktioniert noch einigermaßen, aber das Display
bleibt schwarz. Alle Tricks aus dem Internet (resetten, zurücksetzen, einen
Regentanz aufführen) bleiben ohne Wirkung. Na super.
Der Schlosspark sieht von oben ja absolut klasse aus. Schade, dass Hokkaido in der Geschichte so eine unbedeutende Rolle spielt. Da hätte man doch mehr Grund hinzufahren.
AntwortenLöschenWar das ein Sakurakuchen auf dem einen Bild? Mir tropft sofort der Zahn!
Ich ziehe morgen nach Berlin um und ich weiß noch nicht ob das mit dem Internet gleich klappt (meine größte Sorge - was ist nur aus mir geworden ^_~). Also falls Funkstille ist, dann bin ich im Umzugsinternetentzug gefangen.