Ich habe mir die Nase und die Kopfhaut verbrannt. Nein, das
ist kein Scherz. Ich war gestern unterwegs, mit einem Rollkragenpullover, bei
16 Grad mit Wolkendecke. Und trotzdem habe ich Sonnenbrand? Was soll das denn?
Heute geht es auf zum Sakura (Kirschblüten) Festival in
Matsumae. Und das ist tiefstes inaka (Land). Wie inaka fragt ihr euch? So
inaka, dass der nächste Bahnhof 1,5 STUNDEN entfernt ist. Diese Strecke wird 4
mal am Tag von einem Bus überbrückt. Doch unser Busfahrer ist super. Nachdem er
hört, wie ich mich mit einem anderen Touristen aus Chiba unterhalte,
funktioniert er mit dem Einverständnis der anderen Fahrgäste den Bus zum
Sightseeing Bus um. Also gibt er über Mikrofon während der Fahrt Informationen
und kuriose Geschichten der Städte zum Besten, die wir durchqueren. An den „Highlights“
wie dem Geburtshaus eines Enka-Sängers und einem großen Sumo Stadion hält er
sogar für Fotos an. So konnte ich unter anderem den südlichsten Punkt Hokkaidôs
fotografieren.
Der Park um das Schloss Matsumae (übrigens das nördlichste
Schloss Japans) beherbergt über 300 verschiedene KirschbaumARTEN. Die Unterschiede
sind manchmal minimal, manchmal ganz eindeutig zu sehen. Ich liebe sie alle!
ALLE! ALLE!!! Deswegen habe ich auch über 200 Fotos von ihnen gemacht. Also…
falls es da draußen irgendwelche komischen Leute gibt, die keine Sakura Bäume
mögen... sie sollten das heutige Album meiden.
Ich wandere durch den Park, erklimme das Schloss und treffe
schließlich auf ein Ärzteehepaar. Die beiden versuchen sich gegenseitig zu
beweisen, dass sie die bessere Erinnerung an ihren Deutschunterricht zu
Unitagen haben. Sie zeigen mir, dass die Steinmauer direkt unter dem Holzbau
des Schlosses ein kleines Loch hat. Zu Zeiten des Bakufu versuchte ein
amerikanisches Schiff das Schoss mit einem gezielten Schuss zu zerstören und
damit Druck auf Japan auszuüben. Wenn man die Entfernung bedenkt, war der
Schütze wirklich gut. Zum Glück hat er den Holzbau aber trotzdem um einen
knappen Meter verfehlt.
Ich setze mich schließlich unter einen großen Kirschbaum an
einen der bereitgestellten Holztische und esse Melonpan. Kaum 5 Minuten später
strömen plötzlich riesige japanische Reisegruppen auf die Wiese und machen
Gruppenfotos vor dem Schloss. Ein Ehepaar setzt sich zu mir und schenkt mir ein
großes Obento. Inklusive Lachseier auf Reis. Gut, dass ich inzwischen gelernt
habe, keine offensichtlichen Geschmacksprobleme auf meinem Gesicht zu zeigen.
Aber wirklich, ich esse ja vieles. Und von vielem auch zu viel. Aber DAS, das
werde ich nie wieder essen.
Der Park ist extrem weitläufig und sehr unterschiedlich
erschlossen. Es gibt die gut ausgebauten Gruppenreiserouten, durch die sich die
Menschen schieben. Und dann aber auch ganz viele kleine Tempel, Schreine,
Friedhöfe und andere alte Gebäude rund um das Schloss, wo man kaum Menschen
trifft. Und je weiter man den Berg hochsteigt, desto natürlicher wird alles. Am
Ende stehe ich ganz allein in einem Wald.
Ich wandere herum und entspanne. Es ist so ruhig und die
Kirschblütenbäume sind wunderschön.
Auf dem Rückweg zur Busstation treffe ich noch ein Ehepaar,
dass vor 40 Jahren durch die DDR gereist ist. Die haben mich vielleicht Dinge
gefragt! Wie viel das Bier im Ratskeller jetzt kosten würde, ob Dresden noch
immer so schwarz wäre, und was der Thomaner Chor zu Weihnachten sänge. Alles so
Antworten, die ich natürlich sofort aus dem Hut zaubern kann.
PS: Mama, du enttäuschst mich. Den Hasen auf dem Bild kennst
du schon. Der sitzt nämlich schon bei uns zuhause. Den habe ich doch damals in
Hiroshima schon gekauft. Also keine Angst… ich liebäugle aber mit einer der
aufgeplusterten Eulen. ;)
Mmmh, Lachsrogen. Wenn die kleinen Kügelchen einzeln im Mund aufplatzen und sich das salzige Fruchtwasser auf die Zunge ergießt. Entschuldige, während ich mich ins Klo übergebe. Nicht auf 10 Meter geh ich auf die Dinger ran. Aber wenn du sie angeboten bekommst, musst du wohl tapfer sein.
AntwortenLöschenIch mag die weißen Kirschblüten total. Es sieht aus wie die elegantere Apfelblüte, die voll an ein Kirschbaum blüht.
Für Inaka sieht das Ganze aber recht gut bewohnt aus. Wahrscheinlich wegen dem Schloss und der touristischen Möglichkeiten. Ich erinnere mich noch gut an den Zettel, den wir damals in Akita bekommen haben, dass wir nicht in den Wald gehen sollen, weil ein Bär gesichtet wurde... So sieht inaka näher an der Stadt (nur eine Stunde Fahrt) aber ohne Tourismus in der Umgebung aus. Ganz ehrlich, so sehr in Akita mag, ohne Auto und auf Dauer würde ich nicht mehr hinziehen...
Mehr Fotos! Mehr Berichte! Du bist mein Ersatzurlaub.