Mittwoch, 9. Mai 2012

Ein Kirschbaum... und noch ein Kirschbaum... und noch einer...


Ich habe mir die Nase und die Kopfhaut verbrannt. Nein, das ist kein Scherz. Ich war gestern unterwegs, mit einem Rollkragenpullover, bei 16 Grad mit Wolkendecke. Und trotzdem habe ich Sonnenbrand? Was soll das denn?

Heute geht es auf zum Sakura (Kirschblüten) Festival in Matsumae. Und das ist tiefstes inaka (Land). Wie inaka fragt ihr euch? So inaka, dass der nächste Bahnhof 1,5 STUNDEN entfernt ist. Diese Strecke wird 4 mal am Tag von einem Bus überbrückt. Doch unser Busfahrer ist super. Nachdem er hört, wie ich mich mit einem anderen Touristen aus Chiba unterhalte, funktioniert er mit dem Einverständnis der anderen Fahrgäste den Bus zum Sightseeing Bus um. Also gibt er über Mikrofon während der Fahrt Informationen und kuriose Geschichten der Städte zum Besten, die wir durchqueren. An den „Highlights“ wie dem Geburtshaus eines Enka-Sängers und einem großen Sumo Stadion hält er sogar für Fotos an. So konnte ich unter anderem den südlichsten Punkt Hokkaidôs fotografieren.

Der Park um das Schloss Matsumae (übrigens das nördlichste Schloss Japans) beherbergt über 300 verschiedene KirschbaumARTEN. Die Unterschiede sind manchmal minimal, manchmal ganz eindeutig zu sehen. Ich liebe sie alle! ALLE! ALLE!!! Deswegen habe ich auch über 200 Fotos von ihnen gemacht. Also… falls es da draußen irgendwelche komischen Leute gibt, die keine Sakura Bäume mögen... sie sollten das heutige Album meiden.

Ich wandere durch den Park, erklimme das Schloss und treffe schließlich auf ein Ärzteehepaar. Die beiden versuchen sich gegenseitig zu beweisen, dass sie die bessere Erinnerung an ihren Deutschunterricht zu Unitagen haben. Sie zeigen mir, dass die Steinmauer direkt unter dem Holzbau des Schlosses ein kleines Loch hat. Zu Zeiten des Bakufu versuchte ein amerikanisches Schiff das Schoss mit einem gezielten Schuss zu zerstören und damit Druck auf Japan auszuüben. Wenn man die Entfernung bedenkt, war der Schütze wirklich gut. Zum Glück hat er den Holzbau aber trotzdem um einen knappen Meter verfehlt.

Ich setze mich schließlich unter einen großen Kirschbaum an einen der bereitgestellten Holztische und esse Melonpan. Kaum 5 Minuten später strömen plötzlich riesige japanische Reisegruppen auf die Wiese und machen Gruppenfotos vor dem Schloss. Ein Ehepaar setzt sich zu mir und schenkt mir ein großes Obento. Inklusive Lachseier auf Reis. Gut, dass ich inzwischen gelernt habe, keine offensichtlichen Geschmacksprobleme auf meinem Gesicht zu zeigen. Aber wirklich, ich esse ja vieles. Und von vielem auch zu viel. Aber DAS, das werde ich nie wieder essen.

Der Park ist extrem weitläufig und sehr unterschiedlich erschlossen. Es gibt die gut ausgebauten Gruppenreiserouten, durch die sich die Menschen schieben. Und dann aber auch ganz viele kleine Tempel, Schreine, Friedhöfe und andere alte Gebäude rund um das Schloss, wo man kaum Menschen trifft. Und je weiter man den Berg hochsteigt, desto natürlicher wird alles. Am Ende stehe ich ganz allein in einem Wald.

Ich wandere herum und entspanne. Es ist so ruhig und die Kirschblütenbäume sind wunderschön.

Auf dem Rückweg zur Busstation treffe ich noch ein Ehepaar, dass vor 40 Jahren durch die DDR gereist ist. Die haben mich vielleicht Dinge gefragt! Wie viel das Bier im Ratskeller jetzt kosten würde, ob Dresden noch immer so schwarz wäre, und was der Thomaner Chor zu Weihnachten sänge. Alles so Antworten, die ich natürlich sofort aus dem Hut zaubern kann.

PS: Mama, du enttäuschst mich. Den Hasen auf dem Bild kennst du schon. Der sitzt nämlich schon bei uns zuhause. Den habe ich doch damals in Hiroshima schon gekauft. Also keine Angst… ich liebäugle aber mit einer der aufgeplusterten Eulen. ;)

1 Kommentar:

  1. Mmmh, Lachsrogen. Wenn die kleinen Kügelchen einzeln im Mund aufplatzen und sich das salzige Fruchtwasser auf die Zunge ergießt. Entschuldige, während ich mich ins Klo übergebe. Nicht auf 10 Meter geh ich auf die Dinger ran. Aber wenn du sie angeboten bekommst, musst du wohl tapfer sein.

    Ich mag die weißen Kirschblüten total. Es sieht aus wie die elegantere Apfelblüte, die voll an ein Kirschbaum blüht.

    Für Inaka sieht das Ganze aber recht gut bewohnt aus. Wahrscheinlich wegen dem Schloss und der touristischen Möglichkeiten. Ich erinnere mich noch gut an den Zettel, den wir damals in Akita bekommen haben, dass wir nicht in den Wald gehen sollen, weil ein Bär gesichtet wurde... So sieht inaka näher an der Stadt (nur eine Stunde Fahrt) aber ohne Tourismus in der Umgebung aus. Ganz ehrlich, so sehr in Akita mag, ohne Auto und auf Dauer würde ich nicht mehr hinziehen...

    Mehr Fotos! Mehr Berichte! Du bist mein Ersatzurlaub.

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