Montag, 21. Mai 2012

Matsuyama-Meine neue Box


Auf Wiedersehen Hokkaidô. Du wirst mir fehlen. Dein Käse, dein gutes Fleisch, und all die wunderbaren Menschen, die ich hier getroffen habe. Heute geht es also mit dem Flugzeug über Tôkyô nach Matsuyama auf Shikoku.
                                                                                                                   
Als erstes kommt der große Schock beim Einchecken des Gepäcks. Mein Koffer wiegt nicht 15, nicht 20, nicht 25 sondern geschlagene 28 Kilo. Was zur Hölle? Dabei habe ich doch noch die ganzen Andenken und schweren Bücher in einem Paket nach Kyôto geschickt, ganz zu schweigen von den Sachen, die im Hotelzimmer geblieben sind. Habe ich wirklich bisher einen 30+ Kilo Koffer hinter mir hergeschleppt? So muss es wohl sein. Zum Glück haben die Schalterdamen ein Einsehen und knobeln einen Pauschalpreis aus, für den mein Gepäck trotzdem auf die Reise geht, während meine Reisekasse nicht anfängt auszubluten.

Als ich dann endlich am Gate sitze, treffen zunächst die Piloten ein. Die Tatsache, dass die drei Herren alleine weder durch die Ticketschranke kommen, noch die Tür zur Rampe öffnen können, macht mir nicht gerade Mut. Dafür bin ich mal wieder von japanischer Effizienz begeistert. Einen Tag vor dem Flug bekomme ich eine E-Mail, dass mein elektronisches Ticket fertig ist, oder ich einfach mit meinem Handy einchecken kann. So ganz geheuer ist mir das nicht, also drucke ich lieber das Ticket aus, was sich nur als ein kleiner Zettel nebst Barcodepiktogramm herausstellt. Mit diesem Zettel komme ich durchs Einchecken, die Sicherheitskontrolle und bis auf meine beiden Sitzplätze, ohne irgendwo noch weiteres Papiergedöns oder Bordkarten mit mir rumzuschleppen. Das ist doch mal was. Nur diesen Schnipsel verlieren, das wäre wirklich doof.

Beide Flüge haben einige Turbulenzen und der erste Flug kommt auch noch fast eine Stunde zu spät an. Zum Glück habe ich genug Pufferzeit eingeplant. In Matsuyama geht dann alles recht schnell. Koffer vom Band wuchten, den „Heavy!                28 Kilo“ Aufkleber abreißen, zur Information hechten und schon sitze ich in einem Bus gen Matsuyama JR Bahnhof. Schließlich steht auf meiner Karte auch Matsuyama Bahnhof. Und wie weit können diese beiden Bahnhöfe, sollten es wider Erwarten doch unterschiedliche sein, schon auseinander liegen? Die Antwort ist 30 Minuten. Zu Fuß. Nein, wie drollig. Die haben hier einen Matsuyama JR Bahnhof, und einen Matsuyama-shi (Stadt) Bahnhof. Und die liegen nicht gerade in nächster Nähe. Also wuchte ich meinen Koffer in die nächste Straßenbahn (die übrigens die höchsten 3 Stufen hat, die ich in Japan je erlebt habe) und stehe schließlich vor dem Eingang zum Capsule Hotel.

Das ist im 9. Stock mit Blick auf das Matsuyama Schloss. Der Herr am Empfang ist super freundlich, will aber meinen Studentenausweis für den Rabatt sehen. Ich zeige ihm das (*hust* seit März abgelaufene) Dokument und denke, er würde nach einem kurzen Blick drauf Ruhe geben. Doch weit gefehlt, er beginnt damit, Dinge von dem Ausweis abzuschreiben. Ungut! Irgendwann wird ihm das kleine eingestanzte Datum doch auffallen. Doch zum Glück geht alles glatt.

Der Herr bringt mich dann zu meiner neuen Schlafbox. Die ist ziemlich nahe am Empfang und hat statt eines fast durchsichtigen Vorhangs sogar eine Holzschiebetür. Weil ich halt eine Frau bin, und so. Die Boxen sind immer als Paare übereinander angeordnet. Man bekommt am Eingang einen kleinen Schlüsselbund, mit Schlüsseln für den Schuhkasten (im gesamten Hotel ist Hausschuhpflicht), für den kleinen Schrank neben der Capsule und ein dritter Schlüssel, dessen Verwendung ich noch nicht kenne. Die Capsule an sich ist kompakt, aber im Endeffekt wirklich ausreichend. Ich packe Klamotten und wichtige Dinge für die nächsten 3 Tage in den Schrank und gebe dann den Koffer am Empfang ab. Der Herr gibt mir dann noch eine Tour zu den restlichen Räumen. Zwei Toiletten, 3 Duschen, und ein Aufenthaltsraum mit Blick aufs Schloss.

Ich besuche dann schon einmal den großen Park um das Schloss, doch es fängt an zu regnen und tausend Mücken schwirren um mich rum, also laufe ich lieber schnell zur Touristeninformation. Während die auf Hokkaidô ja immer eine Fundgrube für gute Orte und Geheimtipps war, gibt es hier noch 2 Broschüren und die Frau an der Theke ist relativ unfreundlich.

Gut, also geht es zurück zum Hotel und auf Essenssuche. Im Untergrund werde ich schließlich fündig. Ein ganzes Einkaufszentrumsgeschoss, auf dem Händler frisches Essen zubereiten. Ich kaufe Gyôza, Tekka Maki und Ichigodaifuku zum Nachtisch. Damit setze ich mich dann in den Aufenthaltsraum. Dort treffe ich nur auf einen recht alten Herren im weißen (etwas zu kleinen) Yukata, der sich bei meinem Anblick ziemlich schnell aus dem Staub macht.

Und jetzt gilt es, mich in meiner Box einzuleben und irgendwann schlafen zu gehen.

2 Kommentare:

  1. Ich hab mir die Kapsel noch kleiner vorgestellt. Und sogar eine große Manga-Bibliothek! Bin ja auf deinen Bericht gespannt, wie du die erste Nacht in deiner Kapsel geschlafen hast. Ist ja gut, dass sie den Koffer auch mit Übergewicht mitgenommen haben. Bloß für den Rückflug nach Hause solltest du eine Möglichkeit finden, den Koffer richtig zu wiegen. Denn da wird Übergewicht dann sehr teuer.

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  2. Und du solltest noch ein Paket mit den extra Sachen heimschicken. Für den Preis für ein Kilo Übergepäck auf Langstrecke kannst du ein ganzes Paket nach Deutschland schicken.

    Fängt jetzt nicht die Regenzeit an? Eine klimatische Veränderung zu Hokkaido ist es garantiert.

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