Naruto ist toll! Auch wenn ich keine der Attraktionen
wirklich so sehen konnte, wie sie am schönsten sind. Zunächst geht es per
Linienbus zur berühmten Observationsbrücke, mit Glasboden zum Beobachten von
Wasserwirbeln. Ok, das klingt jetzt nicht besonders toll, aber auf Fotos sehen
diese Mini Wirbelströme wirklich cool aus.
Den Bus teile ich mir übrigens mit einer großen Gruppe
Grundschüler. Und zwei davon schaffen es, sich trotz großem Gedränge der
anderen neben meinem Sitzplatz zu halten. Der etwas ältere fängt dann
schließlich ein Gespräch an, und ich bin überrascht, wie offen und
selbstbewusst die beiden sind. Sie können nicht älter als 8 gewesen sein
(obwohl, bei japanischen Kindern alle Angaben ohne Gewähr), aber fragen mich
ohne Scheu nach meiner Reise, Deutschland, und erzählen mir sogar einiges über
Naruto. Im ersten Weltkrieg wurden hier nämlich deutsche Soldaten in einem
Gefangenlager inhaftiert. (In der Kindervariante klang das natürlich etwas
anders: Und da haben Deutsche hier gewohnt. Die durften aber nicht aus ihrem
Haus raus. Und dann haben sie sich mit den Japanern gut verstanden und sogar
zusammen Musik gemacht.) Danach lese ich es nach und tatsächlich: deutsche
Kriegsgefangene in Naruto. Was hatten die denn im ersten Weltkrieg hier zu
suchen? Jedenfalls haben die sich anscheinend schnell mit den Einwohnern
angefreundet und ein gemeinsames Orchester gegründet. Dieses Orchester hat dann
zum ersten Mal in Japan Beethovens 9. Aufgeführt.
Die Brücke an sich ist sehr eindrucksvoll und ich suche
fieberhaft nach den angepriesenen Wasserwirbeln. Es kommt dann heraus, dass
diese nur zweimal im Monat wirklich gut sichtbar sind. Na gut, trotzdem ist das
über den Steinen brechende und in Strömen verwirbelnde Wasser hübsch. Ich rede
kurz mit einem Guide der Anlage, und er sagt mir, es würde in 20 Minuten eine
Aufführung lokaler Tänze geben. Da stelle ich mich natürlich gleich in beste
Zuschauerposition. Bei der Ankündigung der Tänzer muss der Guide dann natürlich
erwähnen: „Und wir haben auch einen Zuschauer aus Deutschland dabei. Bei
Ausländern ist unsere Brücke sehr berühmt.“ Na gut, die Tänze sind toll, und
ich habe auch einige Videos gemacht. Am Ende dürfen sich die Zuschauer dann
auch in eine Art japanische Polonäse mit einreihen. Da kommt richtig Stimmung
in die… Brücke.
Während meiner Wanderung über die Brücke bin ich irgendwie besonders guter Dinge. Zuerst ist nicht klar warum, bevor es mir auffällt: Die haben hier durch die ganze Anlage Musik laufen. Und zwar nicht irgendeine Musik, nein, das Pokemon-Theme, von der langen Brückenüberquerung (Für Kenner, jene Brücke, über die man endlos lange mit dem Rad rüberfahren musste).
Während meiner Wanderung über die Brücke bin ich irgendwie besonders guter Dinge. Zuerst ist nicht klar warum, bevor es mir auffällt: Die haben hier durch die ganze Anlage Musik laufen. Und zwar nicht irgendeine Musik, nein, das Pokemon-Theme, von der langen Brückenüberquerung (Für Kenner, jene Brücke, über die man endlos lange mit dem Rad rüberfahren musste).
Sonst gibt es in der Umgebung nicht viel draußen zu sehen,
also mache ich mich auf den Weg zurück. Die nächste Station ist der erste
Tempel der 88 Stätten Pilgerreise auf Shikoku. Wir erinnern uns, einige dieser
Tempel habe ich schon außerhalb der Reihenfolge besucht.
Der Weg dorthin ist recht weit, also geht es mit der Bahn
weiter, Umstieg inbegriffen. Auf dem Umsteigebahnhof werde ich dann von einer
Gruppe älterer Herrschaften angesprochen. Eine der Frauen hat 5 Jahre in
Deutschland gelebt und alle sind wirklich freundlich. Es kommt raus, die 3
Männer sind Brüder, die mit ihren Ehefrauen über ganz Japan verteilt leben, und
sich nun im Ruhestand jedes Jahr im Heimatort eines Bruders treffen, um dort die
Umgebung gemeinsam zu erkunden. Wir haben viel Spaß, und sie entscheiden sich
sogar, mich noch zum Tempeleingang zu bringen, bevor sie sich zu ihrem
Tagesziel aufmachen. Der eine Herr mit Brille liest mir den Familiennamen jedes
Hauses, an dem wir vorbeikommen vor, um mir die verschiedenen Lesungen zu
zeigen. Zunächst glaube ich, dass davon nichts in meinem Kopf hängengeblieben
ist. Doch den Rückweg zur Bahnstation finde ich nur deshalb, weil ich mich an
den gelesenen Familiennamen orientieren kann. Wer hätte gedacht, dass das
funktioniert?
Der Tempel ist wunderschön, und hat neben unendlich fetten
Kois (die ich natürlich pflichtbewusst ebenfalls füttere), auch tolle Laternen
und Statuen zu bieten.
An der Bahnstation treffe ich dann meine alten Leutchen
wieder und wir machen uns gemeinsam auf den Rückweg nach Naruto. Ich korrigiere
ein paar Sätze für die eine Frau, die bald ein Telefongespräch mit Deutschen
führen muss. Als wir uns schließlich in Naruto verabschieden, zieht mich eine
der Frauen noch einmal beiseite. Im nächsten Moment hat sie mir auch schon ein
paar Scheine in die Hand gedrückt. Als ich versuche zu erklären, dass das nun
wirklich zu viel des Guten ist, meint sie nur: „Ich habe mich so gut mit dir
unterhalten, dass hat wirklich Spaß gemacht. Und wir hätten dich sonst zum
Essen eingeladen. Leider müssen wir noch weiter. Also kauf‘ dir heute Abend was
Schönes zu Essen dafür.“ Sprach‘s, und ist im nächsten Moment auch schon mit
ihrem Ehemann in einem Taxi verschwunden. Zurück bleibt nur ein völlig
überraschter Ausländer. Nur gut, dass wir Adressen ausgetauscht haben. So kann
ich ihr von Deutschland aus einen schönen Brief schreiben.
PS: Ich lade das Video mit Zusammenschnitten der Tänze mal auf Youtube hoch. Der Link folgt also. Die ersten Tänze sind noch sehr ruhig, doch dann nimmt das Ganze wirklich Fahrt auf.
http://youtu.be/jF5-O62HroE
PS: Ich lade das Video mit Zusammenschnitten der Tänze mal auf Youtube hoch. Der Link folgt also. Die ersten Tänze sind noch sehr ruhig, doch dann nimmt das Ganze wirklich Fahrt auf.
http://youtu.be/jF5-O62HroE
Ich verbinde mit der langen Brücke (von Pokemon) ja eher Entnervung. Zumindest wenn man am Anfang erst die ganzen Trainer besiegen muss. Allerdings ist allein der Fakt, dass die Melodie dann an einem real existierenden Ort gespielt wird an sich schon genial.
AntwortenLöschenDas mit der Barauszahlung der nicht zustande gekommenen Einladung ist echt ungewöhnlich. Hast du dir dann was leckeres von gekauft?
So ein Mist, die Kurklinik hat den Zugriff auf Youtube gesperrt. Dein Video kann ich erst später anschauen. Aber die Bilder und dein Bericht waren wieder sehr interessant. Ich staune immer wieder, wie du dich selbst nach dem 100 Tempel noch für die Besonderheiten jeder Anlage begeistern kannst.
AntwortenLöschen